Zahlen und Fakten!
Zahlen und Fakten!
Verteil-Donnerstag vom 25.1.2024:
Als Rena und ich im November 2016 den Verein Obdachlosenhilfsaktion gründeten, war nicht absehbar, in welche Richtung es gehen würde und vor allem hatte niemand eine Vorstellung, wie groß die Aufgaben sein werden, die in Zukunft zu schultern sind. Wie schon ein paar Mal erwähnt, haben wir in der Vergangenheit 40 Einrichtungen mit Spenden ausgestattet, die zum Teil sonst nicht gewusst hätten, woher sie all die Lebensmittel nehmen sollten.
Niemand konnte 2016 absehen, in welcher Form dieser Verein helfen wird, welche Aktionen gesetzt werden und wie die Menschen direkt von diesem Verein profitieren. Die Aufgaben in der Vergangenheit waren oft nicht mehr zu schaffen, und trotzdem haben wir es gemeinsam im Team geschafft.
Ich erinnere mich an die 3 Wohnungen in Linz, die wir 2022 anmieteten, um obdachlosen Menschen eine „Zukunft“ zu schenken. Die Menschen konnten dort ihren Hauptwohnsitz anmelden und konnten Fuß fassen, konnten Anträge auf Mindestsicherung oder Sozialhilfe, auf AMS-Reha Geld oder Notstandshilfe abgeben und hätten die Reise zurück ins Leben antreten können. Sie alle, die in unseren Wohnungen gewohnt haben, schafften es nicht einer geregelten Tagesstruktur nachzugehen. Wir als kleiner Verein konnten nicht alle 2 Tage die Menschen in unseren Wohnungen begleiten und betreuen, dazu fehlten uns jene Psychologen und Sozialarbeiter, die professionelle Hilfe hätten leisten können. So mussten wir nach knapp 1 Jahr die Wohnungen wieder an die Genossenschaften zurückgeben und dieses Projekt abbrechen.
Geblieben sind aus diesem Projekt enorme Kosten, die uns verrechnet worden sind, wegen der Schäden in den Wohnungen, wegen der ganzen Dinge, die extra für unsere Wohnungen angeschafft wurden und kaputt gemacht wurden. Diese Tatsache tat mir sehr, sehr weh, einzusehen dass wir diesem Projekt Adieu sagen müssen, weil wir es nicht ausreichend betreuen konnten. Aber hätten wir es nicht versucht, wir würden heute nicht wissen, ob es geklappt hätte.
Wir haben schon viele Dinge versucht, den Menschen auf verschiedensten Weisen zu helfen und ihnen beizustehen. Vieles wurde nach dem 1. Versuch wieder in die Versenkung geschickt, manches aber, und dazu gehören der Verteil-Donnerstag und die Linz-Tour, wurden bis heute beibehalten und werden jede Woche durchgeführt. Niemand wusste am 15. August 2018, ob der Verteil-Donnerstag von den Menschen angenommen wird und ob es funktioniert. Gottseidank sahen sich unsere Schützlinge bestens aufgehoben und schenkten uns ihr Vertrauen, damit wir über den Verteil-Donnerstag so ein erfolgreiches Fazit ziehen können. Viele, viele Menschen kamen in all den Jahren zu unserem Bus, und holten sich die notwendigsten Lebensmittel und alles, was sie zum Leben brauchen. Bisher haben wir, seit August 2018, 238 Verteil-Donnerstage abgehalten, zu denen im Durchschnitt knapp 80 Menschen kamen, so ergibt sich hier eine Gesamtzahl von 19.040 Menschen, die sich bei uns Hilfe holten.
Über 19.000 Menschen, die nur am Verteil-Donnerstag zu uns kamen und uns um Hilfe gebeten haben. Eine traurige „Erfolgsgeschichte“, traurig ist vor Allem, dass es unseren Bus in Linz überhaupt braucht, damit den Menschen am Rande der Gesellschaft direkt geholfen wird. Wir haben ausgerechnet, dass an diesen 238 Verteil-Donnerstagen Spenden im Ausmaß von etwa €404.600,- an die direkt ausgeteilt wurden. Das ist vorsichtig kalkuliert und beinhaltet lediglich Lebensmittel und Hygieneartikel, Schlafsäcke, Isomatten, Zelte, neue Unterhosen und neue Socken sind hier noch gar nicht eingerechnet. Wir haben in der Zeit von 2018 bis 2024 etwa 550 Schlafsäcke (à € 35,-), 550 Isomatten (à € 20,-), ca. 50 Zelte (à € 50,-) und in etwa 2500 Paar neuer Socken (à € 5,-/4 Paar Packung) und ca. 3570 neue Unterwäsche (à € 2,30) im Gesamtwert von etwa € 44086,-. An Nächtigungsjetons gaben wir an 115 Verteil-Donnerstagen im Durchschnitt 45 Stück zu je € 4,- aus, was eine Gesamtsumme von ca. € 20.700,- ausmacht. Hier sind die von Euch gespendeten Jeton NICHT inbegriffen, die wurden zusätzlich an unsere Schützlinge verteilt. Was Ihr, liebe Spender:innen hier in all den Jahren geleistet habt, wir können uns nur tief verneigen ob dieser Hilfe und Unterstützung. Vergelt’s Gott und habt großen Dank.
Unsere Linz-Tour ist ein ähnliches Projekt, wo man Obdachlose an ihrem Schlafplatz besucht und sie mit dem Nötigsten versorgt. Jene Schützlinge, die wir auf der nächtlichen Linz-Tour besuchen, schaffen es aus den verschiedensten Gründen nicht zu unserem Verteil-Donnerstag. Manche schaffen es wegen körperlicher Gebrechen nicht, manche wegen ihrer psychischen Beeinträchtigungen und manche versemmeln regelmäßig den Donnerstag allgemein und wissen nicht, dass der Verteil-Donnerstag stattfindet. Viele unserer Schützlinge leben nicht nach Datum oder Wochentag, sie sind mit ihrer Situation, mit ihrem Leben auf der Straße nicht im Einklang, denken, fühlen und spüren nicht nach Wochentag, sondern nach ihrem Zustand. Regnet, friert oder schneit es draußen, ist das für unsere Schützlinge viel wichtiger als ein Datum, an dem eventuell z.B. ein Verteil-Donnerstag stattfindet. Auf der Linz-Tour begegnen wir Menschen, die weder mit Drogen noch mit Alkohol etwas am Hut haben, sondern schlicht wegen ihrer tatsächlichen Lage in tiefe Depressionen fallen und keinen Ausweg mehr finden. Auch hier möchte ich Euch ein paar Zahlen liefern, liebe Leute.
Seit 2019 fahren wir im Winter eigentlich jede Woche diese Tour, am Samstag von 18Uhr bis Mitternacht oder noch länger. Früher fuhr ich diese Tour Mittwoch und Samstag, bis letzten Winter nur noch jeden Samstag und diese aktuelle Wintersaison, 2023/2024, schaffe ich es aus gesundheitlichen Gründen leider nur mehr 14-tägig, unsere Schützlinge an den Hot Spots zu besuchen und ihnen das Nötigste zu bringen. Leider ist es mir zurzeit nicht möglich, wöchentlich neben all den anderen Verantwortungen, auch noch jeden Samstag diese Nachttour zu fahren. Es tut mir leid!
Bisher sind wir seit 2019 insgesamt 134 Linz-Touren gefahren und haben in etwa 2680 Menschen auf diese Weise mit dem Nötigsten versorgen können. Diese Schützlinge von der Linz-Tour, schaffen es nicht zum Verteil-Donnerstag, deshalb ist die Linz-Tour umso wichtiger, für unsere Schützlinge und für uns, um sicher zu sein, dass niemand Mangel leidet.
Diese Zahlen sind weder aus der Luft gegriffen noch sind sie schlecht kalkuliert, nein, diese Zahlen sind belastbar und eher zu niedrig gerechnet als zu hoch. Liebe Leute, ihr seht, was wir in der Vergangenheit geleistet haben, gemeinsam mit Euch. Jedes Projekt braucht auch eine Vorbereitung und eine neue Organisation, wir müssen die Spenden kommissionieren und in die Lagerverwaltung eingeben, wir müssen alles logistisch realisieren, sonst könnten diese, unsere Aktionen nicht so gut funktionieren. Aber, über 21680 Menschen zu versorgen, ist schon eine Ansage, da wird der gern gesagte Satz der Linzer Politik, Zitat: „Wir brauchen keinen Verein wie die Obdachlosenhilfsaktion in Linz“, zur reinen Farce.
Bitte, liebe Leute, liebe Wegbegleiter und Spender:innen, unterstützt uns weiter so großartig, damit wir helfen können. Unter dem Motto: „Ihr spendet, und wir helfen gemeinsam“ möchten wir noch viele Verteil-Donnerstage in die Planung aufnehmen, wenn IHR uns weiterhin die „Lizenz“ zum Helfen gebt, sprich, wenn IHR uns mit den notwendigen Spenden ausstattet, nur dann wird das auch wirklich möglich sein.
Unser 239. Verteil-Donnerstag steht auf dem Programm, es ist Monatsende und wir befürchten diesmal einen Run auf unseren Bus. Am Ende des Tages werden es heute 121 Schützlinge sein, die uns beim Bus besuchen und sich das Nötigste mitnehmen. 121 Schicksale, die uns auch diesmal wieder fast um den Hals fallen, uns zumindest aber immer wieder ihre große Dankbarkeit ausdrücken. Dieser Verteil-Donnerstag wird Bestandteil dieser bedrückenden Statistik werden, die mich heute auch wirklich am falschen Fuß trifft, weil ich diese Zahlen noch nie durchgerechnet habe. Heute machte ich mir die Mühe und rechnete das alles durch, um Euch Fakten und Zahlen zu geben.
Der Verteil-Donnerstag heute beginnt wie alle 238 anderen auch, mit den Vorbereitungen im Lager, den ganzen Vormittag lang. Ich habe heute wieder großartige Unterstützung von Kaja, Rena, Sandra, Karl und Erika, die mir helfen alles so weit fertig zu machen, dass wir später alles in den Bus einladen können. Karl muss zu Mittag in die Schicht, hilft uns heute Vormittag aber und ist mir dann auch beim Beladen des Transporters behilflich. Umso länger die Wintersaison dauert, umso beschwerlicher tu ich mir die schweren, prall gefüllten Boxen in den Transporter zu heben. Wir laden ja insgesamt 68 Boxen ein, die wir heute wieder mit Lebensmittel und Hygieneartikel füllten. Die Vorbereitungen sind um 14.30 Uhr abgeschlossen, Abfahrt ist um 14.50 Uhr, und heute haben wir einen unguten Wind als Begleiter.
Als wir um 15.05 Uhr in Linz ankommen, kommen gerade die ersten Schützlinge, um eine Warteschlange zu formieren. Christopher und Tony, zwei unserer Schützlinge helfen uns fleißig beim Ausladen, unser restliches Team kommt erst etwas später, direkt von der Arbeit zu unserem Ausgabeplatz. Heute einmal mit Unterstützung der Wartenden. Danke schön!
Um 16 Uhr, Kaja sitzt wieder beim Laptop und gibt die Daten der Leute ein, eröffnen wir den Verteil-Donnerstag. Max kümmert sich wieder hervorragend um unsere Menschen hinten in der Warteschlange, verteilt heißen Tee und an alle Raucher 2 Zigaretten, die dankbar angenommen werden. Die Positionen heute sind teilweise neu besetzt, Claudia ist mit ihrem Sohn im Bus und gibt dort alle Kühl- und Tiefkühlwaren aus, so wie die Kleidung, Schlafsäcke, Isomatten und die warmen Winterjacken und Winterschuhe. An der Line bei den Lebensmitteln/Hygieneartikeln haben wir Gaby, Ingrid, Thomas und Brigitte, genug Helferleins, um alles zu bewältigen.
In der Warteschlange warten wieder einige neue Gesichter, die sich heute registrieren werden. Insgesamt haben wir nur heute 7 Neuanmeldungen, die alle die Anforderungen erfüllen, um bei uns Spenden zu erhalten.
Die Warteschlange wird immer nur kurz etwas kleiner, aber dreht man sich um sind wieder 2 neue Besucher da. Der heutige „Ansturm“, den wir ja erwarteten, trifft uns ja nicht überraschend, diese Menge an bedürftigen Menschen ist trotzdem erschreckend. Einige kommen zu uns mit komplett zerfetzten Schuhen, Jacken oder Hosen, natürlich lassen wir diese Menschen nicht so weggehen, ohne zu helfen.
Von allen Seiten, auch hinten bei Max, kommen Dankes-Bekundungen und Danksagungen in einer großen emotionalen Mitteilung bei uns an. Thomas, der heute zum ersten Mal beim Verteil-Donnerstag dabei ist, ist überrascht, dass alle so dankbar und bescheiden sind, eher weniger als mehr mitnehmen, weil ja der hinten in der Warteschlange auch noch etwas braucht, und das sagen sie auch. Der Tee tut gut heute, wenn man 2 Stunden mehr oder weniger still steht, ohne viel Bewegung, braucht man etwas wärmendes. Mit Alfred ergibt sich in der Warteschlange ein tolles Gespräch, ich mag diesen Menschen, den seit Jahrzehnten das Schicksal prügelt, bis auf die Knochen. Ein „g’rader Michl“ der noch Courage und Charakter zeigt und deshalb oft eine Ehrenrunde machen muss.
Der Verteil-Donnerstag vergeht heute im Flug, beim ersten Mal auf die Uhr schauen ist es 17.55 Uhr und wir hatten durchgehend zu tun, keine einzige Minute Pause. Gaby und Max beginnen zusammenzuräumen und als der letzte in der Warteschlange ging, halfen alle zusammen, beim Einladen.
121 Schützlinge heute, mich überrascht es immer wieder, wie wir eine so große Anzahl an Menschen immer wieder versorgen können, bin aber sehr, sehr stolz auf all unsere Spender:innen, die uns das alles ermöglichen. Vergelt’s Gott und Danke an Euch alle!
Ingrid, die mit mir im Bus fährt, schwärmt heute, dass ihr der heutige Verteil-Donnerstag bisher am besten gefallen hat und sie ist tief beeindruckt, was alles so gesagt und vermittelt wird. In Ansfelden angekommen, laden wir den Bus aus, Max kommt auch gleich nach und hilft uns dann, alles wieder bis nächste Woche einzulagern.
Ich bin, ob der ganzen Zahlen in diesem Posting echt überrascht, ich hätte nicht gedacht, dass so hohe Zahlen herauskommen würden, aber wie gesagt, das sind belastbare Zahlen und eher niedrig gerechnet als zu hoch.
In meinem Kopfhörer singt gerade Ulli Bäer seinen tollen Titel „Alle Lichter“, ich liebe ihn.
Und mein Gedanke an diese „Lichter“, die unsere Spender:innen und Gönner:innen akustisch darstellen könnten, ist ein schöner, ein wunderschöner!
DANKE für alles und ich verneige mich zutiefst vor EUCH! Gott segne EUCH!