Wieviel und wie oft?
Wieviel und wie oft?
Verteil-Donnerstag vom 25.4.2024:
Armut beginnt, wenn Menschen in ihrer Handlungsfreiheit eingeschränkt sind und nicht mehr ausreichend Möglichkeiten haben, um selbstbestimmt zu wählen. Es ist nicht nur ein Verzicht auf bestimmte Dinge, sondern ein nicht selbst auferlegter Mangel, der dramatische Auswirkungen haben kann. Hier sind einige wichtige Fakten zur Armut:
- Die aktuelle Armutsgefährdungsschwelle 2024 in Österreich liegt bei € 1.392,- monatlich für einen Einpersonenhaushalt. Dieser Wert erhöht sich je nach Anzahl der erwachsenen Personen und Kinder im Haushalt.
- 17,5 Prozent der Bevölkerung (1.555.000 Menschen) sind armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Das bedeutet, dass ihr Einkommen unter der Armutsschwelle liegt oder sie erheblich materiell depriviert sind.
- 14,8 Prozent der Bevölkerung (1.314.000 Menschen) sind armutsgefährdet, d.h. sie haben ein Einkommen unter der Armutsschwelle.
- 2,3 Prozent der Bevölkerung (201.000 Menschen) sind „erheblich materiell isoliert“. Das bedeutet, dass sie so wenig Einkommen haben, dass wesentliche Güter und Lebensbereiche nicht mehr leistbar sind, z.B. eine neue Waschmaschine, ein neues Handy, die Wohnung angemessen warm zu halten oder einmal im Jahr in den Urlaub zu fahren.
Obdachlosigkeit ist eine extreme Form von Armut. Menschen, die obdachlos sind, leben im öffentlichen Raum, auf der Straße, unter Brücken oder in Notschlafstellen. Die Gründe für den Abstieg in die Obdachlosigkeit können vielfältig sein:
- Scheidung (Die Nr. 1 als Auslöser für Obdachlosigkeit)
- Krankheit (psychisch oder physisch)
- Teuerungen sind wesentlich höher als die Lohnerhöhungen/Förderungen. Das Lohnniveau, die öffentlichen Förderungen stagnieren gegenüber den Teuerungen seit Jahren.
- Überschuldung (Mietschulden) - Finanzielle Probleme und Schulden können dazu führen, dass Menschen ihre Miete bzw. Betriebskosten und auch die hohen Lebenshaltungskosten nicht mehr bezahlen können.
- Dauerarbeitslosigkeit - Viele Menschen verlieren ihre Wohnung aufgrund von anhaltender Arbeitslosigkeit.
- Suchterkrankungen können dazu führen, dass Menschen ihre Wohnsituation nicht mehr aufrechterhalten können.
Es ist immens wichtig, effektive Hilfen für von Armut betroffene Menschen anzubieten, insbesondere für Kinder, ältere Arbeitslose, Menschen mit chronischen Erkrankungen und Frauen im Alter. Gemeinsam können wir dazu beitragen, die Situation zu verbessern und Menschen aus der Armut zu unterstützen.
Der Umgang mit obdachlosen Menschen erfordert Wertschätzung, Empathie, Respekt und Verständnis. Hier sind einige Richtlinien, wie man auf eine respektvolle und unterstützende Weise mit ihnen umgehen kann:
- Menschlichkeit zeigen:
- Betrachte obdachlose Menschen als Individuen mit eigenen Geschichten und Würde. Lächle sie an und grüße sie freundlich.
- Zuhören und Verständnis zeigen:
- Wenn du mit einem obdachlosen Menschen sprichst, höre aufmerksam zu. Manchmal möchten sie einfach ihre Gedanken teilen.
- Vermeide Vorurteile und stelle keine unangemessenen Fragen über ihre Situation.
- In dieser Situation Hoffnung zu schenken, ist wichtig und kann viel Positives bewirken.
- Essen und Trinken anbieten:
- Wenn du kannst, biete Essen oder Getränke an. Ein einfaches Sandwich oder eine Flasche Wasser können viel bedeuten.
- Kleidung und Hygieneartikel spenden:
- Spende Kleidung, Decken, Handschuhe oder Hygieneartikel an Obdachlosenunterkünfte oder Hilfsorganisationen.
- Respektiere ihre Privatsphäre:
- Obdachlose Menschen haben oft wenig Privatsphäre. Respektiere ihre persönlichen Grenzen und frage vorher, bevor du Fotos machst oder ihre Geschichte teilst.
- Verweise auf Organisationen/Vereine:
- Informiere sie über Linzer und oberösterreichische Organisationen/Vereine, die Unterkünfte, Mahlzeiten und andere Hilfe bzw. Unterstützung bieten.
- Keine Vorurteile oder Stigmatisierung:
- Vermeide negative Stereotypen und stigmatisierende Gedanken. Obdachlosigkeit kann jeden treffen, wirklich jede/n!
- Geld geben?
- Ist nicht empfehlenswert, ich würde den/die Obdachlose/n fragen, ob er/sie Hunger hat und würde etwas zu essen und ein Getränk kaufen. Bargeld wird meist umgehend in Alkohol oder Drogen umgesetzt, was nicht zielführend ist.
- Freundlichkeit und Mitgefühl:
- Ein einfaches “Guten Tag” oder “Wie geht es Ihnen/Dir?” kann für den Menschen viel bedeuten. Zeige Mitgefühl, Freundlichkeit und Wertschätzung und versuche Hoffnung zu schenken.
Denke daran, dass jeder Mensch unterschiedlich ist, und es gibt keine universelle Lösung. Deine Freundlichkeit und Unterstützung können jedoch dazu beitragen, das Leben eines obdachlosen Menschen zu erleichtern.
Die Situation für Obdachlose in Österreich ist eine wichtige Angelegenheit, die unser aller Aufmerksamkeit erfordert. Hier sind einige relevante Informationen:
- Wohnungs- und Obdachlosigkeit in Österreich:
- Ein neuer Bericht von Amnesty International zeigt, dass das Recht auf Wohnen in Österreich nicht ausreichend geschützt ist.
- Strukturelle Missstände führen zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit, und der Staat ist schon lange Zeit säumig in der Umsetzung einer nationalen Wohnstrategie.
- Im Jahr 2020 waren es knapp 20.000, im Jahr 2021 schon etwa 27.000 Menschen in Österreich wohnungs- und obdachlos registriert, wobei knapp ein Drittel davon Frauen waren.
- Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich noch höher, da die Statistik nicht alle Formen der Wohnungslosigkeit erfasst.
- Es ist wichtig zu betonen, dass Wohnen ein Menschenrecht ist, abgeleitet aus dem Recht auf einen angemessenen Lebensstandard gemäß dem Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte.
Mein „Bericht“ heute ist mit vielen Informationen und Details von der Statistik Austria befüllt. Alle hier genannten Details und Zahlen beruhen auf neuesten Informationen der Statistik Austria.
Es wäre wünschenswert, würden sich manche Gesellschaftsschichten diese Tatsachen einmal vorurteilsfrei durchlesen und die dringend notwendigen menschlichen Schlüsse daraus ziehen. Viel verlangt, ich weiß, aber wie lange schauen manche Menschen, die sonst auch für alles eine Antwort haben, noch weg? Es wäre an der Zeit die Ärmel hochzukrempeln und endlich in Gang zu kommen. Da draußen suchen viele Menschen den letzten Krümmel Hoffnung, sei bereit und schenke das, was du bereit bist zu geben. Die Auswahl der Möglichkeiten ist groß, Wertschätzung, Respekt, Hoffnung, Freundlichkeit, eine nette Geste, zu essen und zu trinken, oder vielleicht reichst du jemandem die Hand und schenkst ein Lächeln.
Der Donnerstagvormittag war wieder mit allen üblichen Vorbereitungen ausgefüllt, unser Team bewerkstelligt das jede Woche bravourös. Da wir Monatsende haben, rechnen wir mit einer Besucheranzahl um die 100 bis 120 Menschen. Es ist immer schwer zu sagen, wie viele Schützlinge uns besuchen werden, wir sind aber jede Woche gerüstet, um auch für den Allerletzten in der Warteschlange auch noch genug Lebensmittel dabeizuhaben.
Am Vormittag ruft mich noch eine liebe Freundin an, die in einem Geschäft arbeitet, dass wir Osterschokoladen bekommen. Ich mache mich auf den Weg und hole die Schoki ab, damit wir diese gleich heute Nachmittag beginnen können, zu verteilen. 13 große Boxen werden es heute gesamt sein, die wir mit einem großen Dankeschön entgegennehmen. Zurück im Lager wird es Zeit für den Mittagstisch, Rena kümmert sich um die Wurstfleckerl, die es heute für uns gibt.
Verena hilft mir den Bus einzuladen und kann leider nicht zum Mittagstisch bleiben. Diese Frau gibt so viel, sie ist ein großes Geschenk für uns. Diese Herzlichkeit, diese immense Hilfsbereitschaft und diese Wertschätzung dem gesamten Team gegenüber, das zeichnet Verena sehr hoch aus. Nach dem Mittagstisch werden noch die letzten Vorbereitungen erledigt, die Kühl- und Tiefkühlboxen können wir erst um 14.30 Uhr einladen, weil die Akkus nicht so lange durchhalten.
Um 15 Uhr ist Abfahrt, Erika fährt mit mir mit, nach Linz. Bei Ankunft beginnt es leicht zu nieseln und es weht ein unangenehmer Wind. Gottseidank haben wir das Vordach auf unserem Platz und sind nicht unbedingt direkt dem launischen Wetter ausgesetzt. Wir stellen im Nu alles auf und laden alles in Rekordzeit aus. Fertig, ich hole fürs Team je eine Bosna, vom Würstelstand gegenüber. Als ich zurückkomme, hat der Verteil-Donnerstag schon begonnen.
Etwa 30 Menschen warten in der Warteschlange, die ersten gehen schon durch den Lebensmittelboxen entlang und lassen sich geben, was sie brauchen. Im Bus ist heute wieder unsere Claudia mit dabei, die Kleidung und TK- und Kühlwaren ausgibt. Wir haben dich vermisst, liebe Claudia.
Es dauerte nicht lange, als sich eine wohl bekannte junge polnische „Dame“ mit Sonnenbrille und vielen sichtbaren Verletzungen im Gesicht und an Händen/Armen in die Warteschlange einreiht. Sie und ihr Freund haben uns vor einigen Wochen den Mittelfinger gezeigt und beschimpften uns noch richtig grob, worauf wir sie damals wegschickten, ohne Lebensmittel. Und heute glaubt sie vermutlich, unerkannt bleiben zu können, was ihr aber nicht gelingt. Schon beim Einreihen in die Warteschlange lasse ich sie wissen, dass sie auch heute nichts bekommt von uns. Das hat 2 Gründe, zum einen ist sie illegal hier und wird von uns nicht versorgt, und zum zweiten lasse ich mich nicht beschimpfen und bedrohen, und ich stelle mich auch vor jedes böse Wort meinem Team gegenüber. Sie versucht es trotzdem, sich anzumelden, ich sagte Kaja, dass die Polin nichts bekommt, was die Situation eskalieren ließ, denn sie beschimpfte uns erneut aufs Gröbste und spuckte uns noch an, was gar nicht geht. In Zukunft braucht sich diese „Dame“ oder ihr Freund erst gar nicht mehr in die Warteschlange stellen, das werden wir künftig beachten, damit wir eine derartige Eskalation erst gar nicht mehr zulassen.
Ich weiß nicht wirklich, warum wir immer öfters solchen Bosheiten ausgesetzt sind. Wir haben unsere Richtlinien und diese kennen alle unsere Schützlinge, und doch versuchen manche, diese Richtlinien umzustoßen, ohne Erfolg.
Nachdem die Polin weg war, kam ein Schützling zu mir und erzählte mir, dass „Egon“, ein nicht sehr freundlicher Obdachloser, der seit Jahren herumerzählt, Zitat: „Was? Zu dem gehst du und holst dir Lebensmittel? Der schuldet mir noch € 18.000,- (Die Schimpfwörter, die er normal benützt lasse ich hier weg)“. Ich weiß zwar nicht, wie „Herr“ Egon auf so einen Schwachsinn kommt, aber er wird’s hoffentlich wissen, was er für Dinge herumerzählt. Gelogen ist das meiste, was Egon erzählt, er muss ja auch was zum „erzählen“ haben, um „interessant“ sein zu können. Außer mit seinen destruktiven Gewaltausbrüchen gegenüber anderen Obdachlosen habe ich noch nicht viel anderes von ihm gesehen. Aber dafür ist Egon ja bekannt.
Die Warteschlange wird heute in Rekordzeit abgearbeitet, um 17.30 Uhr waren es 57 Besucher, nicht viel für Monatsende, wir haben mit der doppelten Anzahl gerechnet. Ein anderes Mal haben wir am Monatsanfang, wo die meisten etwas Geld bekommen haben, wieder 130 Besucher, wir wissen nie wie viele Schützlinge an den Verteil-Donnerstagen kommen werden. Eines aber fällt langsam auf, dass einige unserer Besucher oft jemanden dabei haben, der ihnen „hilft“ beim Tragen. Künftig werden diese Helfer nicht mehr durch den Boxengang gehen, sie werden am Ende des Gangs warten.
Auch dass manche Spenden wie Duschgel oder Shampoo beinahe jede Woche mitgenommen werden, dem werden wir einen Riegel vorschieben, denn so viel Duschgel oder Shampoo kann niemand verbrauchen. Wir müssen unser System an dem einen oder anderen Punkt noch verfeinern, um schließlich jeden Missbrauch der Spenden ausschließen zu können. Eines ist schon komisch, seit wir z.B. die Privathaushaltsbestätigung verlangen, lassen sich manche nicht mehr blicken bei uns, sie wissen warum! So geht das nicht, und so etwas lassen wir auch nicht mehr durchgehen, wir lassen uns weder ausnutzen noch für dumm verkaufen.
Heute zu Besuch bei uns, Sr. Lydia, sie war schon lange nicht mehr hier, es tut gut sie zu sehen und zu hören, dass es ihr gut geht. Sie hat ja jetzt eine kleine Wohnung und lebt nicht mehr im Kloster, sie wird über kurz oder lang dem Orden den Rücken kehren und sich wieder vermehrt weltlichen Dingen widmen. Eine taffe Frau, zu so einer Entscheidung gehört Mut und Kraft die ich Sr. Lydia von ganzem Herzen wünsche.
Langsam geht der heutige Verteil-Donnerstag zu Ende, ohne große Vorkommnisse, wir beginnen zusammenzuräumen und alles wieder einzuladen. Unser Gefühl, wieder Gutes getan zu haben und Menschen geholfen zu haben, trägt uns und wir sind unendlich dankbar, diesen Verteil-Donnerstag jede Woche machen zu dürfen, dank Euch und Eurer tollen Hilfsbereitschaft.
In meinem Kopfhörer besingt „Gilbert“ seine „Lady Lay“, ein toller Song, ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit, für Eure Loyalität, und eine tiefe Verneigung für all die Wertschätzung und all die Spenden, die wir direkt an die Menschen verteilen dürfen.
Danke für alles, Euch noch ein erholsames Wochenende und alles liebe, Gott segne Euch!
Quellen: Statistik Austria, Diakonie Österreich