Unsere Wertschätzung und unser Anspruch!
In meinem Posting vom Mittwoch, wo die Obdach- und Wohnungslosenzahlen Österreichs veröffentlicht wurden, sprach ich die Problematik schon kurz an.
Ein kleines, reiches Land wie Österreich würgt aus unerklärlichen Gründen politisch herum, bestreitet seit Jahren die aktuellen Zahlen und trifft Aussagen, die teilweise richtig menschenverachtend sind. Dass sich hinter jeder einzelnen Zahl ein persönliches Schicksal befindet, scheint diese hochdotierten „Herren“ nicht zu interessieren. 22038 Obdachlose im Jahr 2019 in Österreich, jedes einzelne Schicksal ist eines zu viel! Und liebe Leute, es kann wirklich JEDE/N treffen. Niemand ist davor geschützt, und es kann schneller gehen als man es selbst wirklich verstehen kann. 22038 Menschen, die auf der Straße leben, kein Zuhause haben, keine tägliche Möglichkeit haben, sich zu pflegen, sich zu versorgen und sich menschenwürdig über Wasser zu halten. Ja, es gibt die Tageszentren, Notschlafstellen und Übergangswohnheime, aber selbst dort darf nicht jede/r rein. Wer wegen einer Lappalie mit einem langfristigen Hausverbot belegt wurde, hat oft monate- bzw. jahrelang keine Möglichkeit mehr, sich bei extremer Kälte oder bei den derzeitigen unvorhersehbaren Wetterkapriolen, irgendwie und irgendwo zu schützen.
Ich bin Obmann eines Vereins, der weder politisch sein möchte, noch möchten wir von der Politik instrumentalisiert oder vereinnahmt werden, das geschah in den letzten Jahren leider viel zu oft, das werde ich nicht mehr zulassen! Aber es muss erlaubt sein, ein paar Fakten zum Umgang der Politik mit armen, obdach- oder wohnungslosen Menschen zu sagen. Es ist erbärmlich und abscheulich was gerade in Linz seit ein paar Wochen passiert. Unsere Schützlinge werden aus dem Schillerpark, aus dem Volksgarten und vom OK-Platz verjagt, unter dem Deckmantel eines Alkoholverbots traktiert man die Menschen bis aufs Blut. Aber diejenigen, die sich beim Food Truck oder beim Würstelstand am Rande des Schillerparks ein Bier kaufen und dieses in einem der Parks konsumieren, denen geschieht nichts, hier werden weder Verwarnungen noch Verbote oder Strafen ausgestellt, ABER wenn ein Obdachloser aus einer 1,5l Colaflasche trinkt, wird nicht einmal geprüft, ob Alkohol beigemengt wurde, es wird sofort scharf gestraft! WILLKÜR nenne ich das! Willkür finden wir an vielen Stellen des öffentlichen Lebens, wo unsere Schützlinge nicht gern gesehen sind. Da werden Floskeln und Schein-Argumente von den Handelnden erfunden, um die Menschen mit einem Platzverbot zu belegen. Und dieses Vorgehen in Linz, ist alleine der Linzer Politik geschuldet. In Wahlkampfzeiten muss man ja populistische, an den Haaren herbeigezogene und bewusst gelogene oder verdrehte Hetzkampagnen durch die Linzer Straßen auf Partei-Plakatwände prügeln. Ansonsten echauffiert sich ja das letzte Prozent der hochdotierten Geschäftemacher und Profitoptimierer in der Innenstadt auch noch, die wie Herr K. durch ihre Verbundenheit (oder sollte man sagen, durch den persönlichen Einkauf in die Linzer Politik) dafür sorgen, dass die Verbote von den Linzer „Polit-Herren“ durchgesetzt wurden. In Zeiten wie diesen ist es einfach nur verwerflich und hochgradig unanständig, auf diese Menschen auf diese Weise loszugehen, die kein Sprachrohr mehr haben und sich nicht auf einem etablierten juristischen Niveau wehren können. Welch Geisteskind muss man sein, dass man derartig unmenschlich reagiert? Die Geschäftsmenschen, die ihre Kontakte in die Linzer Politik für die eigenen Bedürfnisse auf diese Weise nutzen: „SCHÄMT EUCH!“
Für uns, wie schon letzte Woche angedeutet, geht es ab nächste Woche wieder ins volle Winter-Programm. Ab sofort gibt es wieder jede Woche unseren Verteil-Donnerstag in vollem Umfang mit Nächtigungsjeton-Verteilung, sobald es kalt wird gibt es wieder heißen Tee oder eine heiße Suppe, die Spendenannahme an jedem Samstag von 9-12 Uhr, ab November zusätzlich noch jeden Dienstag von 15-18Uhr Spendenannahme, wo wir alle eingegangenen Spenden einlagern und inventieren müssen. In ca.14 Tagen legen wir los mit der nächtlichen Linz-Tour, zuerst nur an den Samstagen, im November dann je nach Kälte 2-3-Mal wöchentlich, am 13.Dezember gibt es schon einen fixen Termin für einen Vortrag (Präsentation) über die Situation der Obdachlosen in Linz und O.Ö., ab November sammeln wir auch heuer wieder die Weihnachtsschuhschachteln für die Obdachlosen und Frauen in all den Einrichtungen und Frauenhäusern. Diese Aktion erfordert eine eigene Logistik und einen riesigen Lagerplatz. Aber viele von den Obdach- oder Wohnungslosen bekommen kein Weihnachtsgeschenk, deshalb wollen wir ihnen zeigen, dass wir wertschätzend an sie denken, ein ganz wichtiger Teil unseres Winterprogramms.
Wir gehen als Verein in die 6. Wintersaison, in meine gesamt 8. Wintersaison, wobei es schon lange keine „Saisonen“ mehr gibt, wir sind ein Ganzjahresverein geworden. Über das ganze Jahr sammeln wir EURE Spenden und versorgen damit auch das ganze Jahr die Frauenhäuser und Obdachlosen-Einrichtungen und viele arme Menschen. Die 8. Saison voller Herzblut, mit ausgeprägter Wertschätzung und dem gleichen Respekt, dem ich auch jedem „Anzugträger“ entgegen bringen würde. Respekt ist etwas, was ganz wichtig ist bei der Arbeit mit unseren Schützlingen. Keinen der Obdachlosen verändern oder verdrehen wollen, ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen und manchmal geh bare Wege gemeinsam gehen. Wir können die Welt nicht retten, aber wenn jede/r von uns in seinem/ihrem Umfeld beginnt, diese Menschen wertschätzend anzusehen, haben wir gewonnen, dann ist der größte Teil des Weges schon gegangen. Liebe, Respekt, Hoffnung und ein offenes Ohr und der eine oder andere gute Rat, das ist auch heuer, 2021/2022 unser Angebot an all unsere Schützlinge. Wer von Euch einen obdach- oder wohnungslosen Menschen sieht, der Hilfe und Unterstützung braucht, bitte bitte, ruft uns an, egal zu welcher Zeit! 0650/5334256!
Motto für die bevorstehende kalte Jahreszeit: Helfen wir zusammen, um Schlimmes zu verhindern, lassen wir uns von niemanden aufhetzen, zusammen sind wir unschlagbar! DANKE EUCH! Wir zählen auf EUCH!
Zu Weihnachten, am heiligen Abend, wird es wieder eine Weihnachtsfeier mit unseren Schützlingen geben, so Gott will. Hierzu müssen alle Details erst besprochen werden und auch die Erlaubnis muss erst eingeholt werden. Es wird wahrscheinlich wieder ein Abend mit gutem Essen und Getränken werden, ein schönes Zusammensein. An diesem Tag ganz wichtig. Auch für unsere Vereinsmitglieder wird’s heuer wieder eine Weihnachtsfeier geben, letztes Jahr fiel sie ja wegen Corona aus. Alle aktiven Mitglieder werden für diesen Abend wieder eingeladen, natürlich mit Familie. Dieser Abend ist für uns als Verein sehr wichtig, auf den freue ich mich heute schon sehr.
Jetzt noch ein paar wichtige Details für unsere Spendenannahmen. Bei den Fotos seht ihr ein paar Sachen, die wir bitte in dieser Form nicht mehr annehmen werden, weil sie nur Entsorgungskosten verursachen. Bitte liebe Leute, liebe Spender/innen, wir mussten letztes Jahr viel Geld ausgeben für die Entsorgungen, das können wir heuer nicht mehr machen. Hier ein Auszug aus einem Tag Spendenannahme: • Schimmelige, kaputte Turnschuhe • Schuhe mit gebrochener Sohle • Stiefel die von innen von Mäusen zerfressen wurden • Getragene, UNGEWASCHENE Unterwäsche • Zerrissene, untragbare Kleidungsstücke • Jacken oder Hoodies mit kaputtem Reißverschluss • seit Jahren offen und bereits verschimmelte Hygieneartikel • offene, unverpackte Damenhygiene • Kaputte Radios • Kaputtes Geschirr oder Besteck Bitte liebe Leute, unser wertschätzender „Anspruch“ gegenüber unseren Schützlingen ist, was wir selbst nicht mehr anziehen würden, geben wir auch nicht weiter. Jemandem kaputte Schuhe zu geben ist respektlos und unwürdig. Das tun wir nicht. Letztes Jahr, 2020/2021 mussten wir etwa 70% der gesamten Kleidung, die uns gespendet wurde, entsorgen. Wegen unhaltbarer Zustände zwischen den beiden Schultern bei Jacken oder zwischen den beiden Hosenbeinen bei Hosen, mussten wir vieles kostenpflichtig entsorgen. BITTE liebe Spender, lasst uns GEMEINSAM das Beste für die Menschen auf der Straße erreichen. Wenn jemand eine Jeans im Karton obenauf legt, und darunter sind lauter getragene Unterhosen und getragene Socken, die man im ersten Moment nicht sieht, dann ist das nicht in Ordnung. Wir geben keine getragenen Unterhosen oder getragene Socken weiter, wegen Pilzgefahr werden diese Kleidungsstücke von uns entsorgt, wir bitten um Verständnis. BITTE unbedingt, KEINE offenen Hygieneartikel mehr bringen, meist sind sie verschimmelt oder mit anderen Flüssigkeiten vermischt, teilweise ist schon die Ansicht des Artikels ekelhaft. BITTE liebe Leute, schaut auf unsere Homepage, schaut was benötigt wird, wenn KEINE Kleidung benötigt wird, bitte versteckt diese auch nicht im Karton unter den Lebensmitteln. Unser Kleiderlager ist zurzeit voll, das heißt, für die ersten Verteilungsrunden werden nur Jeans und Kapuzen-Sweater benötigt, BITTE – DANKE! Gebt nichts weiter, was Ihr selbst auch nicht mehr anziehen würdet, BITTE!
Unser Verteil-Donnerstag begann am Morgen mit der Abholung des Einkaufs für unseren Donnerstag, beim Hofer. Wir kaufen künftig auch Brot und Gebäck, Obst und Gemüse dort, weil die letzten Stunden der Durchsicht, ins unendliche abgedriftet sind. Wenn wir 4-5 Stunden nur für die Durchsicht brauchen, ist das einfach zu viel. Deshalb der Entschluss, alles zuzukaufen. Also auf zum Hofer, eine große Palette voll, nur für uns, na bumm! Bezahlen und einladen, auf geht’s ins Lager. Dort alles vorbereiten, bis Ulli und Barbara kommen. Als erste erschreckt mich Ulli, natürlich von hinten, das macht am meisten Spaß 😊. Ulli ist mittlerweile ein Team Mitglied, auf das ich nicht mehr verzichten möchte, und hiervon haben wir ganz viele im Verein. Viele tolle Frauen und Helferinnen, die auch jetzt im Verein mithelfen und die ganze Administration nach vorne bringen. Barbara und Petra sind da an vorderster Front, was diese Damen bewältigen, ist schon großartig. DANKE dass Ihr so seid, wie Ihr seid und unsere Aktion so toll bereichert.
Barbara kommt ein paar Minuten nach Ulli, sie kommt lächelnd ins Lager, mit großer Freude, das erkennt man von Weitem. Gemeinsam gehen die Beiden die Kommissionierung für die Obdachlosen-Einrichtung in Graz an, die kommenden Dienstag abgeholt wird. Was wir in den letzten Wochen an Spendenlieferungen auslagerten, war schon echt sehenswert und in vielen, vielen Stunden gemeinsam zusammengestellt. Um 11Uhr kommt S., sie hat mich am Mittwoch per Facebook kontaktiert und bittet uns um Lebensmittel und Hygieneartikel. Sie und ihr kleiner Junge haben zu wenig Geld zu leben und zu viel zum Sterben. Wir packen 3 Einkaufstaschen zusammen, mit allem was eine Frau und ein kleiner Junge brauchen. Als wir fast fertig sind und alles eingepackt haben, bricht S. in Tränen aus und bedankt sich zitternd bei uns. In der Vergangenheit machten wir das schon des Öfteren, direkt zu helfen, und genau das sehen wir auch als unseren Auftrag, weil es bei uns um obdachlose und um arme Menschen geht, die sich selbst nicht mehr helfen können. Deshalb gibt es uns auch! Wenn so eine gestandene Frau vor dir steht und schluchzend erklärt, was gerade schief läuft, ich bekomme schon wieder Gänsehaut. Glaubt mir liebe Leute, hier sind EURE Spenden gut aufgehoben, hier ist es wichtig, zu helfen!
Um 14Uhr kommt unsere Ingrid, heute sind wir nur zu 3. Zum Beladen des Transporters, eigentlich habe ich nach dem Unfall 2019, wo Sandra unter einem 400kg Donnerstagswagerl zu liegen kam, ein Verbot ausgesprochen, dass nur mehr zu 4. Geladen wird. Aber die Alternative wäre gewesen, nicht nach Linz zu fahren, deshalb gingen wir mit größtmöglicher Vorsicht vor. Der Transporter war bald voll und unser Humer-Anhänger, mit der neuen tollen Innenausstattung, ebenfalls. Um 15.15 Uhr ist Abfahrt, ab geht’s nach Linz. Das Wetter bleibt laut Vorhersage, zumindest trocken, wenn uns schon keine Sonne in den Schatten stellt, ganz gut, na dann! Auspacken, aufstellen und loslegen. 16 Uhr, es geht los. Ch. ist hier, dem hat man alle 5 Zehen amputiert (Diabetes), er sitzt zurzeit im Rollstuhl und scherzt makaber herum, mir vergeht beim Blick auf die offene Wunde alles, nur ein hauchdünner, durchsichtiger Verband mit einem Schlauch, der aus der Wunde kommt. Igitt! Nach etwa 15 Minuten kommt Sr. Lydia mit einer mir unbekannten Nonne, Sr. Lydia stellt sie mir als „Generaloberin“ aus Frankreich vor. Sie ist interessiert und möchte wissen, wie und woher wir die Spenden bekommen, was der Hintergrund für unsere Aktion ist usw.. Eine Frau mit einem ganz großen Herzen, wie man es einer Ordensschwester auch zuschreibt. Das Gespräch war toll und intensiv, Danke für den Besuch. Ein paar Minuten später kommt „Tina“, eine junge Dame um die 20 zu uns und drückt mir € 20,- in die Hand: „Darf ich das hier abgeben?“, Ja, Sie dürfen! Es tut gut und es ist eine wirkliche Wohltat, wenn uns jemand auf diese Weise bestätigt, in seinem, in ihrem Sinne zu handeln. Wieder ein paar Minuten später, fahren Bulgaren langsam im Auto an uns vorbei und schauen, was wir hier tun, und zeitgleich kommen auch Menschen, die wir wegen der Auflage des Landeskriminalamtes nicht mit Spenden versorgen dürfen, hier ist unsere Auflage eindeutig und wir würden uns strafbar machen, würden wir hier Spenden ausgeben. Ansonsten verläuft der Verteil-Donnerstag ruhig, um 18Uhr wird eingepackt und ins Lager gefahren. Alles ausladen und wieder einlagern, Petra und Barbara, Verena und Martina kommissionieren die Spendenlieferung für Graz noch fertig, ich fahre vorher heim, mein Tag war lange und ich bin fix und fertig, 6.30 Uhr bis 22 Uhr, und morgen früh geht es wieder weiter.
Danke schön an all unsere Helferleins, an alle Teammitglieder, die wieder an vorderster Stelle wertschätzend im Einsatz waren, DANKE! Danke auch an all unsere Spender/innen und Gönner/innen, die uns jede Woche diese Aktion, die uns viele, viele Spendenlieferungen und viele andere Möglichkeiten zu helfen, geben. VERGELT’S GOTT, schön dass es EUCH gibt. Gottes Segen auf ALL Euren Wegen, das wünsche ich euch von ganzem Herzen, liebe Wegbegleiter. 😊