Spenden, aber BITTE wertschätzend?
Thema zu unserem Posting bzgl. unserer Weihnachtsschuhschachtel-Aktion und abgegebenen Spenden
Wir mussten eine Deadline, einen Annahmeschluss festlegen, um noch vor Weihnachten alle Geschenke in die Einrichtungen bringen zu können. Das alles ist ja kein Kindergeburtstag, das ist schwere Arbeit und natürlich müssen wir die Termine planen und disponieren. Wir können nicht einfach die Abgabefrist verlängern, weil wir uns dann alle Spendenlieferungstermine, die schon vereinbart sind, umfallen. Wir sind täglich bemüht, das beste für unsere Schützlinge und das beste für unsere Spender/innen zu leisten, liebe Leute, ABER, wenn dann Kommentare kommen wie: „Warum darf man kein gebrauchtes Spielzeug einpacken und ähnliches“, dann muss ich auch sagen, dass in den letzten Jahren angebrochene und seit Jahren abgelaufene Schokolade, gebrauchte Unterwäsche, zerrissene Kleidung u.v.a.m. in den Weihnachtsgeschenken gefunden wurden und uns das rückgemeldet wurde. Wir sind, um das klarzustellen, sehr, sehr dankbar für jede einzelne Spende, aber DAS, liebe Leute, ist respektlos und hat mit WERTSCHÄTZUNG absolut gar nichts zu tun. Wir sehen es auch an den Spendenannahmetagen womit Leute zu uns kommen, mit abgelaufener, seit Monaten offener Kosmetika und da bringt man auch den Satz noch an: „Ob wir es wegwerfen oder den Obdachlosen geben, ist schon wurscht“. Dazu gebe ich jetzt keinen Kommentar ab, ist aber genauso passiert.Dass wir keine gebrauchten Stofftiere und kein gebrauchtes Spielzeug in die Einrichtungen bringen dürfen, liegt nicht an uns. Wir haben die Vorgabe, KEINE GEBRAUCHTEN STOFFTIERE UND KEIN GEBRAUCHTES SPIELZEUG! Das haben ja NICHT wir uns einfallen lassen, sondern ist eine Vorgabe aus den Einrichtungen.
Ich muss das auch hier noch einmal ansprechen, dass wir so viel Kleidung bekommen, die wir entsorgen müssen, weil sie schimmelt, weil sie modert, weil sie kaputt oder zerrissen ist. Auch das, geschätzte Wegbegleiter, ist alles andere als wertschätzend, es ist respektlos und teilweise unverschämt, welche Kleidung wir bekommen. Deshalb haben wir jetzt einen generellen KLEIDERSTOP eingelegt. Uns erschlagen die Entsorgungskosten. Und, unser Kleiderlager ist auch gut voll, dass wir auch aus diesem Grund den STOP machen müssen. Aber liebe Leute, glaubt mir, was wir teilweise so an Spenden bekommen, ist schon echt fragwürdig. Der größte Teil der sonstigen Spenden ist aber tadellos und großartig, aber wenn halt jemand uns so einen Müll bringt, den wir nur entsorgen können, fragen wir uns schon was manche Menschen in uns sehen. Bitte nicht böse sein.
Warum wir keine Spendenabholungen in Wien und Anderswo machen können, liegt auf der Hand. Ich werde jeden Tag, von Menschen aus GANZ ÖSTERREICH gefragt, ob wir diese oder jene Spende abholen können, NEIN, liebe Leute, wir können schon aus Kostengründen nicht durch ganz Österreich fahren und die Spenden abholen, das schaffen wir logistisch nicht und finanziell erst recht nicht. Wo wir heuer einen derartigen Einbruch der Spendengelder zu verzeichnen haben, müssen wir jeden Cent nochmal überdenken, da wir ja auch Fixkosten wie die Lagermiete, Transporter, Versicherungen etc. zahlen müssen. Und, es ist bestimmt NICHT unehrenhaft, wie es manche betonen, Geldspenden anzunehmen, weil wir ja unsere Fixkosten auch bewältigen müssen und wir müssen diejenigen Dinge einkaufen, die nicht oder nur selten gespendet werden. Es macht mich traurig was manche Menschen in uns sehen. Ich habe diesen, unseren Verein gegründet in der Grundlage, möglichst transparent und übersichtlich zu sein und zu bleiben, damit alle Spender sehen, was mit ihren Spendengeldern und ihren Sachspenden geschieht. Wir veröffentlichen JEDE Spende, egal ob Geld- oder Sachspende, und dann wird uns ein schlechtes Gewissen gemacht, dass es „unehrenhaft“ sei, Geldspenden anzunehmen. NEIN, es ist nicht unehrenhaft Geldspenden anzunehmen, im Gegenteil, wir sind Spendenbegünstigt und somit auf der Liste des Finanzministeriums, dass man die Geldspende an uns von der Steuer abschreiben kann, ich weiß nicht warum man uns diesbezüglich in ein Eck stellt, wo wir weder hingehören noch uns dorthin von jemanden stellen lassen, weil wir höchst EHRENHAFT mit ALLEN SPENDEN umgehen und IMMER dafür sorgen, dass Eure Spenden 1000%ig dort ankommen, wo wir Euch versprochen haben, sie hinzubringen. Es tut mir leid, aber ich musste das heute schreiben, weil manche hier uns hinstellen, als ob WIR uns die Dinge ausdenken. NEIN, TUN WIR NICHT!
Unser Spendenannahmetag gestern am Samstag, war großartig und echt klasse. Unser Team war motiviert und voller Tatendrang und wir waren gottseidank genug Helfer/innen, um alles zu bewältigen. Der Tag begann um 6 Uhr früh und die Spendenannahme dauerte bis 14 Uhr, viele tolle Spenden kamen und viele großartige Menschen besuchten uns. Um 14 Uhr hieß es dann schnell nach Hause, Essen, duschen, ein kurzes Nickerchen und dann, um 17Uhr Tee kochen, alles vorbereiten für die Linz-Tour zu den Hot Spots. Heute ist Stefan mit dabei. Es regnet und der Wetterbericht sagt alles andere als gutes Wetter voraus. 1. Anlaufstelle wie immer ist der Schillerpark und Volksgarten, wo wir schon von Weitem sehen, dass dort niemand ist. Also los zum Bahnhofsvorpark und Finanzgarage, ebenso gänzlich tote Hose, also gleich weiter zum Terminal, wo doch viele Bänke „besetzt“ sind. Kaum sind wir ausgestiegen rasen von allen Seiten Polizei in Zivil und mit Blaulicht zu uns her. Bestimmt 12 Polizeiautos und viele, viele Beamte. Ein Beamter springt aus dem Polizeiauto und kommt laufend zu mir, um zu fragen: „Wo wird hier gerauft, wo ist eine Schlägerei?“ Poah, wir haben nichts mitbekommen von einer Rauferei, und die bestimmt 20 bis 25 Beamten schauen sich um und einige fahren wieder und einige bleiben stehen und gehen Richtung Bahnhof. Ich habe noch nie so einen Auflauf an Polizei gesehen, Wahnsinn, für NICHTS!
Wir widmen uns den Obdachlosen, die aus allen Richtungen zu uns herkommen und Lebensmittel brauchen. Auch Meikel ist wieder im Terminal, aber leider wurden seine ganzen Habseligkeiten während seines Krankenhausaufenthalts entsorgt. Somit braucht Meikel einen Schlafsack, Isomatte, eine warme Jacke, neue Unterwäsche und neue Socken und natürlich Lebensmittel. Nicht nur Meikel ist gekommen, Michi, Andy, Marius, Manfred und, und, und…. Außergewöhnlich viele Schützlinge die sich am Terminal aufhalten, wahrscheinlich wegen dem Regen und der unguten Kälte. Wir haben heißen Tee dabei, der liebend gerne angenommen wird und als wir das terminal verlassen, ist die Teekanne fast leer. Nachdem alle ihre Sachen bekommen haben, gehen wir noch in die Bahnhofsgarage, weil sich dort fast immer jemand aufhält. Heute auch dort niemand. Manfred gibt uns den Tipp einer nahegelegenen Tiefgarage, die ich in den nächsten Tagen absuchen werde. Um ca. 2020 Uhr, also nach knapp 2 Stunden Aufenthalt im Terminal, fahren wir weiter zum Dom.
Dort in der Nähe sind die junge Kärntnerin und der Obdachlose aus Leonding, der sich jetzt ein Zelt aufgestellt hat und daraus hervormurmelt, als wir uns vorstellen. Lächelnd sagt uns Maria (Name erfunden), die Kärntnerin, dass sie heute nichts braucht, dreht sich um und zieht den Reißverschluss ihres Schlafsackes auf der Bank zu und legt sich schlafen. Wir widmen uns dem Herrn, der offensichtlich psych. eingeschränkt ist und um Lebensmittel bittet. Er kommt nackt aus seinem „Zelt“ und zieht sich erst heraussen an. Schwarze Hände und schwarze Füße, und unzählige Wunden am Oberkörper, die ich sehe. Sein „Duft“ füllt die ganze Umgebung, und fragen nach was er denn gerne zum Essen hätte: „Cabanossi, H-Milch, Käse, Aufstriche, Tomaten- und Thunfisch, Brot und zu trinken. Stefan richtet alles und wir bringen es hin. Er erzählt uns noch kurz vom Leben auf der Straße und womit er sich abmühen muss und fahren dann weiter zum nächsten Hot Spot.
Florian ist unser nächster Schützling, den wir besuchen und dem wir heute 46er Crogs und 2 Paar feinste Al Paka-Socken mitnehmen sowie eine Jogginghose aus Baumwolle, da er eine Allergie gegen künstliche Fasern hat. Florian kriecht aus seiner nassen Plane hervor und steht auf, bedankt sich leise und in seinem Gesicht ist ein Lächeln, wie man es selten sieht von ihm. Ich freue mich mit ihm. Stefan und ich merken beim Zurückgehen, wie sehr sich die Wiese bereits mit dem Regenwasser angesoffen hat und bald schon werden hier große Lachen stehen, hoffentlich nicht bis zum Baum unter Florian liegt.
Weiter geht’s zu Gerald und Franziska, Stefan hart einen wärmenden Mantel für Emma, den Hund von Franziska mitgebracht und uns hat heute Vormittag Michaela Durstberger (Dachcafe Linz) ein tolles Mäntelchen gespendet. Wir probieren beide an, das eine ist Wasserfest zum Spazierengehen und das von Stefan ist eine Art „Schlafsack“ der Emma in der Nacht wärmen soll. Wir probieren beide an und Emma rennt schwanzwedelnd herum und man sieht, wie sie sich freut. Immer wieder lauft sie im Kreis und kommt abwechselnd zu Stefan und mir. Toll, dass beide Mäntelchen toll passen und Emma künftig nicht mehr frieren muss. Gerald trinkt seinen heißen Tee und redet mit sich selbst, bricht in schallendes Gelächter aus sagt zu allem: „Danke, ich habe alles“. Franziska wird Gerald wieder was mitnehmen vom Bus und ihm dann Zug um Zug ausgeben. Franziska und Emma kommen mit zum Bus und Franziska zählt auf, was sie alles brauchen würde. Wir müssen Franziska daran erinnern, dass wir nicht das ganze Lager mitnehmen können und sie nächste Woche eine adäquate Winterjacke bekommt, da diese Kapuze und eine bestimmte Länge haben muss und natürlich Winter- und Regenfest sein muss. Lebensmittel packen wir noch einige ein für die Beiden, um dann weiterzufahren.
Der Gründberg, Gertrude, ist unser nächster Halt. Letzte Woche musste ich ihr sagen, dass sie ausziehen muss. Seither gab es weder Beanstandungen noch Streit mit ihrem Vermieter. Ihr Vermieter sagte mir am Mittwoch am Telefon, dass er positiv überrascht ist und wenn es so bleibt, darf Gertrude dort bleiben. Heute möchte ich ihr klar machen, dass wenn sie nicht gut aufpasst, wieder auf der Straße landet, diesmal mitten im Winter. Sie ist gebeutelt von meiner Ansage letzte Woche und lässt Einsicht erkennen. „Ich habe es dir versprochen, Walter, dass es nichts mehr geben wird“. Ja, schauen wir wie lange und wie es dann ausgehen wird. Ich würde gerne daran glauben wollen. Adrian und Rainer sind auch bei Gertrude, Rainer (der Lungenkrebs im Endstadium hat) sieht richtig schlecht aus und verabschiedet sich auch gleich wieder, da es ihm gar nicht gut geht. Adrian und Gertrude gehen nach einer halben Stunde mit zum Bus und packen einige, wenige Lebensmittel ein. Wir verabschieden uns und es friert mich inzwischen.
Stefan und ich beenden heute die Tour, mittlerweile ist es 23 Uhr geworden, also auf Richtung Lager Ansfelden, alles ausladen und Einlagern, und dann setze ich um 23.30 Uhr Stefan bei der Metro ab und fahre auch heim, geschafft, fertig und müde bis in die letzte Pore komme ich zuhause an und lasse nochmal den Abend Revue passieren, ich muss noch 2 Grafiken machen, weil wir zu wenig Weihnachtsgeschenke bekommen und keine Kleidung mehr annehmen können.
Um 1 Uhr früh gehe ich schlafen und merke erst heute früh, wie mich manche Menschen wegen der nächtlichen Postings von mir, gänzlich in Frage stellen. Es prallt nicht ab und ich denke viel nach über diese Aussagen, ich habe aber auch beschlossen, den Sonntag nicht in Gedanken an solche Postings verbringen zu wollen, sondern erholsam und passend für den 2. Advent.
Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und wünsche Euch ebenfalls einen tollen 2. Advent-Sonntag und alles liebe. Danke für alles und schön, dass es Euch gibt, liebe Spender/innen und Gönner/innen. Vergelt’s Gott für alles. 😊