Klein, aber oho!
Die Woche begann wie üblich...
...mit Terminen, mit Erledigungen, mit Absprachen und Einladungen. Eine Einladung freut mich besonders, die der Linzer Lions Delta zu einem Kabarett & Grill-Abend in Naarn, der im Mai stattfinden wird. Weiters sind wir auch am 26.4. für die Linzer Lions Biophilia „tätig“, an diesem Abend gibt es einen „Vortrag“ über das Thema Obdachlosigkeit in Österreich, das Greenpeace International gestern (7.4.2022) Österreich in den Medien anlastete, nämlich dass Österreich das Völkerrecht nicht ernst nehme und das dort verankerte Wohnrecht für alle Bürger dieses Landes belächelt und alles andere als adäquat administriert.Diese, unsere Regierung tut alles andere als gegen die aktuelle Teuerungswelle zu steuern und dem Bürger die Existenzängste, die schon entstanden sind, zu nehmen. Energiepreise, Mieten, Betriebskosten, Lebenshaltungskosten, alles explodiert exorbitant und unsere Politiker faseln irgendetwas von lächerlichen Abgeltungen im Bereich von Cent-Beträgen. Wir sprechen auch diese Problematik in unseren Vorträgen an, sprechen die Dinge an, die es laut Politik gar nicht gibt in Österreich. Armut, Obdachlosigkeit, Wohnungslosigkeit, das Leben am Rande der Gesellschaft, nein, nicht die Menschen sind schuld an dieser Entwicklung, da haben viele hochbezahlte Verantwortliche jahrelang absichtlich geschlafen. Ich bin nicht der „Ankläger“ über derartige stümperhafte Entwicklungen in unserem Sozialsystem, die Rechnung wird jemand anderer ausstellen, dann hoffentlich nachhaltig!
Montags bekamen wir endlich die Zusage, dass sich künftig das Versicherungsbüro Andreas Pirger aus Traun, um unsere Anliegen kümmern wird. Der Termin am Montag war vielversprechend und das Gespräch großartig, wir können uns 100% darauf verlassen, dass alle Versicherungen jetzt in den Besten Händen liegen. Danke lieber Reinhard Diwald für die Vermittlung zu Hr. Pirger. Dienstags hieß es schon früh, unseren Transporter für die Reparatur des Schadens den ich verursachte und die §57 Überprüfung zu MAN Ansfelden zu stellen. Die Reparatur erfolgte zur vollen Zufriedenheit und dass umsichtig gehandelt wurde und auch gleich das Pickerl mitgemacht wurde, ersparte mir einen weiteren Termin. Barbara, Ulli, Hilde, Beate u.a. kommissionierten in der Zwischenzeit im Lager 3 große Spendenlieferungen, eigentlich dachte ich hier mithelfen zu können, aber leider kamen weitere Termine dazwischen.
Barbara und das gesamte Team vom Dienstag meisterten diese umfassende und schwere Arbeit großartig, es tut richtig gut mich vollends auf mein Team verlassen zu können, in vielen Belangen. Um 13Uhr hatten wir einen nicht so schönen Termin in Urfahr, Dieter hatte ja Günther die Zimmerschlüssel abgenommen, da ja wie schon berichtet, das Zimmer wieder in einem erbarmungswürdigen Zustand war, wir mussten reagieren. Die Reinigung Steinberger (Patrik und Sonja), die ebenfalls in der TAB eingemietet ist, sagte uns zu, das Zimmer komplett kostenlos zu reinigen, die Matratze abzufiltern, und das Zimmer für Damian* und Gabriele* fertig für den Einzug zu machen.
Damian* und Gabriele* sind überglücklich, endlich von der Straße wegzukommen. Damian* macht einen ambulanten Entzug und Gabriele* unterstützt und bestärkt ihn dabei. Die Beiden schaffen es, da bin ich mir sicher, sie brauchen nur einen Anstupser, um ins Leben zurückzufinden. Und dieser Stupser soll dieses Zimmer sein, das bei beiden Euphorie auslöste, weil sie die Chance sehen. Günthers Habseligkeiten packte ich zusammen und brachte sie zu uns ins Lager, wo ich sie eine Zeit lang aufhebe. Das ist mein letzter Dienst an Günther, der mich unendlich enttäuschte, weil er unsere Hilfe ausnutzte und uns täglich die helfende Hand weggeschlagen hatte. Günther muss nun alleine sein Leben leben, ich kann ihn nicht mehr begleiten.
Am Mittwoch musste ich zuerst ins TK- und Kühllager, die Lebensmittel für den Donnerstag holen, anschließend war vereinbart, Vladi und Thomas vom Bahnhof zu holen und mit ihnen zur Transdanubia zu fahren. Ein Vorstellungsgespräch für die Beiden stand an. Günther L. bat uns ins Besprechungszimmer, wo auch Hr. Grad dazu kam. Günther und Hr. Grad erklärten Vladi und Thomas, dass sie alle Chancen in dieser Firma haben, wenn sie sich ordentlich und fleißig zeigen. Gute Verdienstmöglichkeiten und eine fixe Anstellung, keine Leasingfirma, ein großes Plus. Das Bewerbungsgespräch verlief gut, beide wurden aufgenommen. Vladi bekommt ein kostenloses Zimmer da die Straßenbahn von Pasching aus nur bis 23 Uhr fährt und er somit nicht mehr heimkommen würde. Beide sind hochmotiviert und wollen arbeiten, freuen sich über diese Chance.
Es tut gut tief im Herzen, auch auf diese Weise helfen zu können. Nicht nur Vladi und Thomas ist geholfen, auch der Fa. Transdanubia ist geholfen mit 2 neuen Arbeitskräften. Ich bin zuversichtlich und ziemlich sicher, dass die beiden es schaffen.
Nach Markus der sich bei Hansaflex großartig bewährt, sind Vladi und Thomas die nächsten die, so sie wollen, eine Zukunft haben werden. Wir können unterstützen, gehen müssen die Beiden selbst. Auch für Tara, die noch am Gründberg ist, haben wir kommenden Dienstag ein Vorstellungsgespräch in einer großartigen Firma, die ihr ebenfalls eine fixe Anstellung bieten würde. Ich bin gespannt und zuversichtlich.
Für einen kleinen Verein wie dem unseren, sind das schon tolle Entwicklungen, dass wir nicht nur Johanna*, Damian* und Gabriele*, sondern auch Vladi in einem Zimmer unterbringen konnten, um unseren Schützlingen auf diese Weise eine echte Chance bieten zu können. Auch Rene und Günther hätten diese Chance gehabt, leider haben sie die Chance nicht genutzt. Mit solchen „Abstürzen“ rechnen wir ohnehin, und sie halten uns auch nicht auf, zu helfen, nur wenn es so weit wie bei den Beiden, Rene und Günther, kann auch ich nicht mehr helfen. Wir haben große Anstrengungen unternommen, um allen zu helfen, aber leider können manche unserer Schützlinge auch kleine Hürden nicht überwinden. Leider!
Vor 1 Woche rief mich eine Frau an, ihr Pflegesohn Michael* möchte aus dem System aussteigen, hat eine schwere Identitätskrise, keinen Halt und hat auch wenig Ideen, was er beruflich machen möchte. Eine wäre Mechaniker, das ihm gefallen würde. Michael* hat große Probleme mit seinen Pflegeeltern, deshalb kam er in Altmünster in ein „Jugendhaus“, der Kontakt bleibt aufrecht und Michael* kommt auch regelmäßig zu Besuch. Die Pflegemutter möchte Michael* im Rahmen unseres Verteil-Donnerstags zeigen, welche Wendung ein Leben nehmen kann, wenn man orientierungslos und nicht verankert im Leben umherirrt. Der Termin vor 1 Woche wurde gecancelt wegen Krankheit, aber die Idee besteht weiterhin, dem 16-jährigen Jungen zu zeigen, wie schnell es gehen könnte, auf der Straße zu landen. Im Rahmen unseres Verteil-Donnerstags kann er auch mit Obdach- und Wohnungslosen reden, kann ihnen Lebensmittel aushändigen und kann selbst Eindrücke erfassen.
Der Donnerstag begann wieder recht früh, nach einer schlaflosen Nacht ging es um 6Uhr früh ins Lager, später dann beim Hofer die bestellten Lebensmittel holen, Barbara und Rena werden mir heute Vormittag helfen. Zu Mittag hat sich auch Manfred, ein ältester aus der Freikirche Traun angekündigt, zu helfen, er half uns schon öfters, vor ein paar Jahren, und diesmal möchte er sich alles wieder anschauen und unserem Team angehören. Ich freue mich auf ihn, weil ich auch nicht wirklich dazukomme in die Gemeinde zu gehen, nach einer langen Samstagnacht. Barbara wird ja heute Nachmittag nicht dabei sein, weil sie Show hat, und das ist wichtig für Barbara.
Zu Mittag kommt dann Beate, und nach meiner schlaflosen Nacht bin ich ziemlich müde, so lege ich mich auf die Bank im Lager und Beate legt sich ans andere Ende, eine halbe Stunde mützeln, das tat richtig gut. Um 13.15 Uhr kündigte Michaels Pflegemutter an, dass ihr Mann heute mit Michael* dabei sein wird, sie selbst ist zuhause, wegen Corona. Michael* ist ein unscheinbarer Junge, der sichtlich keinen Fuß im Leben hat derzeit. Rudi, ein früherer Helfer besucht uns mit einem Kofferraum voller Lebensmittel vor der Abfahrt, vielen Dank, Rudi. Wir laden den Transporter und Anhänger, haben heute wieder ein riesiges Sortiment mit, für unsere Schützlinge.
Um 15.05 Uhr geht’s los, vorher noch ein paar Jeans und T-Shirts für Vladi herrichten, da er nur 1 Jean hat, Edith kommt und bringt es nach Pasching. Wir legen los und fahren nach Linz. Beate hielt uns den Platz frei. Manfred fährt mit seinem Roller selbst nach Linz da er früher weg muss, und Michael* und sein Pflegevater fahren ebenfalls selbst. Als wir in Linz alles auspacken und aufstellen, kommt der ältere Herr, der unsere Mag. Laura B. zeitweise beherbergte, mit einem unserer Rucksäcke in der Hand, den er mir mit den Worten und ganz vielen Tränen übergab: „Laura ist gestorben“. Schweigen!
Ungläubiges Kopfschütteln: „Das kann jetzt nicht wahr sein“. Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird, jetzt ist er da und ich kann trotzdem nicht umgehen damit. Laura, die immer zuerst schaute, dass alle anderen genug zum Leben haben, und erst dann, viel später, nahm auch sie für sich ein paar Lebensmittel mit. Laura wird uns mit ihrer liebenswürdigen Art immer in Erinnerung bleiben. Friede ihrer Seele und danke, dass ich diesen Menschen kennenlernen durfte, von dem ich einiges lernte. Ruhe in Frieden.
Michael* und sein Pflegevater teilen wir bei der Süßigkeiten Ausgabe ein, Manfred ist unser „Libero“, er ist überall und hört sich die Schicksale an, die er dann mit einem großen Lob an uns mit einem „Halleluja“ quittierte. Manfred ist beeindruckt was aus unserer kleinen Aktion am Donnerstag wurde, wir sind gewachsen und haben das System, das wir jeden Donnerstag anwenden, optimiert. Sr. Lydia, ein gern gesehener Gast an den Donnerstagen findet gleich einen Gesprächsfaden zu Manfred und die Beiden unterhalten sich gut. Zwischendurch rede ich immer wieder mit Michael*, um seinem Problem auf den Grund zu gehen. Er ist sichtlich beeindruckt von dem was wir hier machen, er wollte gar nicht mitfahren, weil er dachte es erwarte ihn ein Vortrag. Aber das hier: „Macht sichtig Spaß, ich glaube ich komme wieder“.
Akim, ein Obdachloser, den wir auch schon Jahre lang kennen und der zurzeit arbeiten geht und in der Notschlafstelle schläft, bringt uns heute seinen Lohnzettel. Lange hat er sich gedrückt darum, jetzt wissen wir auch warum. Weil er über € 2000,- netto verdient und somit aus unserer Aktion rausfällt: „Aber ich muss ja für eine Kaution ansparen“. Ja, kann sein, aber mit netto € 2000,- hast du bei uns bestimmt nichts verloren. Und, er ist ja auch bekannt, sich Dinge zu erschleichen, das wir gottseidank abgestellt haben, aber er ist immer wieder für Überraschungen gut, aber damit ist ab sofort Schluss, und das sage ich ihm auch gleich: „Sorry, aber mit deinem Verdienst geht das in Zukunft hier bei uns nicht mehr“. Zerknirscht sucht er nach Ausreden und ich bitte ihn einfach nur: „Hör auf jetzt irgendetwas zu erzählen, der Zug ist abgefahren, wir müssen für alle die gleichen Rechte und Pflichten haben, was anderes kommt nicht in Frage“. Er dreht sich um und geht langsam von uns weg, ja, auch das müssen wir durchsetzen, wenn jemand das Gehalt verheimlicht und dann den Einkommensnachweis bringt, diesen Schlussstrich zu machen, gleiches Recht für alle.
Johanna* kommt auch und fragt nach Markus, der mit Johannes etwas essen ging. Markus trägt ihr die Tasche heim, da sie ja eine kranke Hand hat. Künftig müssen sich die Menschen selbst Lösungen einfallen lassen, nicht immer nur den einfacheren und leichteren Weg zu gehen und andere für sich einzuspannen, das geht so nicht.
Einige neue Gesichter sind auch heute wieder dabei, wenngleich die Anzahl der Besucher heute aufgrund des frühen Datums nicht sehr hoch ist. Aber die, die uns heute besuchen, sind überglücklich, dass es uns gibt und sie sich Lebensmittel holen können. Zwischendurch muss ich unsere neuen Teammitglieder etwas bremsen bei der Ausgabe, da manche der heutigen Schützlinge sich 2-3 Sackerl füllen, was auch nicht geht, weil man diese Menge in 1 Woche gar nicht verspeisen kann. Und bevor etwas weggeworfen oder gar verkauft wird, bremsen wir die Ausgabe etwas ein auf ein normales Maß.
Damian* und Gabriele* kommen auch und bedanken sich immer noch für die Chance, die wir ihnen geben in dem Zimmer. Ich habe den Matratzenschoner gewaschen und gebe ihnen diesen gleich mit. Jetzt kann man sich auch wieder drauflegen, er ist gewaschen und duftet gut. Gabriele* ist gezeichnet vom Leben auf der Straße, sie redet auf Damian* ein und macht ihm Hoffnung auf ein halbwegs normales Leben, wenn er den Entzug durchsteht.
Immer wieder sehe ich Manfreds Mimik, wie sehr er immer noch erstaunt ist wie sich unsere Aktion in den letzten Jahren seit 15.8.2018 entwickelte. Wenn man selbst täglich in alle Prozesse eingegliedert ist, sieht man die Schritte ja nicht mehr so krass, aber wenn jemand eine längere Zeit nicht mehr dabei war, erkennt man alle Veränderungen deutlich. In einem stillen Gespräch mit dem Pflegevater von Michael* stelle ich Überlegungen an, die er in nächster Zeit „evaluieren“ und einordnen möchte, er möchte für Michael* nur das Beste, nur, Michael* in seiner jugendlichen Unwissenheit weiß halt nicht was auf ihn im Leben zukommt, ich habe den Eindruck, dass es ihn zurzeit auch nicht interessiert. Er möchte gerne wiederkommen, merkte er noch an, bevor wir beginnen alles zusammen zu räumen, es ist 18Uhr.
Mittlerweile regnet es leicht auch unters Dach herein, wir aber sind ein eingespieltes Team und schaffen es im Handumdrehen, den ganzen Transporter wieder einzuräumen.
Aufbruch ins Lager, dort steht noch die Jause von Silvia im Kühlschrank, die anschließend „vernichtet“ wird. Karin verabschiedet sich, weil sie ihre Kinder holen muss und wir bleiben noch etwas sitzen und haben noch ein tolles Gespräch.
Ich liebe dieses Team, jeder/jeden Einzelnen, es sind ganz besondere Menschen, die sich in unserem Verein trafen und hier ihre ganze Energie und Freizeit für die obdachlosen und armen Menschen einbringen. Es macht mich stolz, dieses Team, das schon so viele Situationen meisterte.
DANKE für Eure Loyalität, für Eure Hilfe und Eure unzähligen ehrenamtlichen Stunden im Verein. Dafür verneige ich mich zutiefst vor jeder/jedem Einzelnen von Euch.
Es war wieder ein guter Tag, eine gute Woche, wir konnten vieles anstoßen, einiges in die Wege leiten und Menschen von uns überzeugen. DANKE an alle die uns unterstützen bei unserem Weg, allen voran die Firma Steinberger Reinigung, die uns eine große Last diese Woche abgenommen hat und eine großartige Leistung brachte. Vergelt’s Gott und Danke, auch an all unsere Spender/innen und Gönner/innen, die uns diese Aktionen erst ermöglichen.
Euch allen Gottes Segen und ein erholsames Wochenende, alles liebe und Gute, passt gut auf Euch auf, BITTE! Alles kann so schnell vorbei sein, das habe ich heute Nachmittag selbst erleben müssen.
DANKE für alles!