Gertrude und die Linzer Hetzjagt!
In den letzten Tagen rief mich Gertrude (Name geändert) an und bat mich um ein persönliches Gespräch, für gestern Samstag. Ich rief sie ein paar Mal an und sie hob nicht ab, deshalb fuhr ich gestern Abend in den Schillerpark und Volksgarten, um nach ihr zu suchen.
Ich traf Christopher, Uwe und…und…und, und alle erzählten mir über diverse Vorfälle und willkürliche Aktionen seitens des Linzer Ordnungsdienstes, wie sehr sich das Leben auf der Straße in den letzten Tagen veränderte, zum schlechten! Ich selbst konnte gestern beobachten, wie sich der Ordnungsdienst hinter dem Dixie-Klo beim Würstelstand versteckte, um die Situation um das neue Alkoholverbot dort zu sichten, zu verfolgen und zu ahnden. Wenn man so ein Vorgehen beobachtet, bekomme ich die nackte Wut, denn die Gäste vom Würstelstand dürfen sehr wohl mit ihrem Bier im Schillerpark auf der Bank sitzen und ihre Wurst essen und ihr Bier trinken, aber die Obdach- und Wohnungslosen werden verjagt, bestraft und willkürlich beschimpft, wenn sie aus einer Colaflasche trinken, wo absolut nichts bewiesen ist das hier Alkohol beigemengt wurde. Was ist das für eine Hetzjagd? SCHÄMT EUCH, IHR LINZER POLITIKER, IHR, DIE AN DIESER KRANKEN ENTSCHEIDUNG MITGWEWIRKT HABT!Gertrude fand ich in keinem der Parks, sie rief mich heute Sonntag früh an, und wir vereinbarten ein Treffen heute Vormittag beim Bahnhof. Bei Kaffee und Tee erzählt sie mir, aus ihrem Leben und wie es ihr gerade geht. Ich merke bald, dass sie das Leben auf der Straße nicht mehr leben kann, nicht mehr die Kraft hat und dringend weg muss von der Straße. Noch während dem Gespräch mit Gertrude rief ich einen Vermieter in Urfahr an, ob er ein Zimmer frei hätte, er sagte zu und bat uns gleich zu sich. Austrinken und Abfahrt nach Urfahr. Bei dem Gespräch kam schnell heraus, dass sie das Zimmer bekommen würde. Ich sagte dem Vermieter als Verein zu, 2 ganze Monatsmieten zu je € 230,- und den Rest für Juli (€ 90,-) zu bezahlen.
Gertrude hatte einen gültigen Bescheid über die Mindestsicherung bis Ende April, bekommt aber wegen diverser Forderungen des Sozialamtes, die das Sozialamt eigentlich nicht zu interessieren haben, keine Mindestsicherung mehr ausbezahlt. Gertrude steht seit März ohne Geld da. Ich half privat 2-Mal aus, für Medikamente und Telefon aufladen. Was denkt sich hier das Sozialamt eigentlich, wenn man solch durchschaubare, willkürliche Aktionen fährt? Gertrude ist nicht die Einzige, die in den letzten Monaten die Mindestsicherung nicht mehr ausbezahlt bekam, schauderhaft welche Aussagen da aus dem Sozialamt kommen. Ich sage hierzu nicht mehr, sonst mache ich mich strafbar. Jedenfalls hat Gertrude nun einen Hauptwohnsitz, kann einen neuen Antrag auf Mindestsicherung stellen, und jetzt werde ich bei jedem Besuch am Sozialamt dabei sein, das schaue ich mir nun aus der Nähe an, bis der Bescheid ergeht. So geht man mit Menschen nicht um, nicht am Sozialamt, nicht am Magistrat und sonst auch nirgendwo. Gertrude möchte schnellstens arbeiten, nur schafft sie es zurzeit nicht, da sie psych. mehr als angeschlagen ist. Sie hat heute zumindest schon mal geträumt, dass es nun bergauf geht. Toll!
Am späten Nachmittag, nachdem unser Team Hand- und Badetücher, Leintücher und Bettwäsche beisteuerte, fuhr ich Gertrude nach Urfahr, Der Meldezettel wurde gleich ausgefüllt und Mietvertrag wurde ebenfalls gleich gemacht, damit die Ämter keinen Grund mehr haben, Gertrude derartig zu sekkieren. Sie ist überglücklich, froh und dankbar und wusste nicht, wie sie DANKE sagen soll. Sie schaffte es dann doch Danke zu sagen, hunderte Male, lächelnd, strahlend und glücklich. Ein großartiges Teammitglied entschied sich dankenswerter Weise, dass Sie auch 2 Monatsmieten für Gertrude übernimmt, VIELEN LIEBEN DANK!
Somit haben wir es wieder geschafft, jemandem eine echte Chance zu bieten, wir werden natürlich Gertrude weiter begleiten, wir werden sie weiter unterstützen mit allem was sie braucht, und am Donnerstag kommt sie ohnehin, um sich Lebensmittel zu holen. Es wird noch 3-4 Monate dauern, bis ein neuer Mindestsicherungsbescheid ergeht und Gertrude überhaupt Geld bekommt, eine lange, lange Durststrecke. Leider dürfen wir als Verein kein Bargeld ausgeben, wir können ein paar Dinge bezahlen, aber eben kein Geld ausgeben. Wir lassen Gertrude nicht im Stich und werden ihr mit Rat und Tat beistehen, wir schaffen das! Ganz sicher!
So geht mein langer Sonntag zu Ende, mit einem zufriedenen Gefühl und mit einem Lächeln, wieder jemandem eine echte Chance schenken zu können. Liebe Gertrude, nutze die Chance und fange an zu leben, du hast noch so viele schöne Jahre vor dir. Unser Team der Obdachlosenhilfsaktion steht dir immer mit Hilfe und Unterstützung gerne zur Verfügung. 🙂 ❤