Gebete, mitten ins Herz!
Die Woche begann mit Spenden liefern...
...nach Steyr, ins Frauenhaus und in die Notschlafstelle. Heuer müssen die Einrichtungen mit den gelieferten Lebensmitteln und Hygieneartikeln länger auskommen als die letzten Jahre. Es ist uns heuer leider nicht möglich, die Anzahl der geleisteten Spendenlieferungen gleich hochzuhalten wie die letzten Jahre. Schon aus finanzieller Sicht wäre das unmöglich, aber auch aus logistischer und personeller Sicht. Aus den 6 Spendenlieferungen der letzten Jahre, die wir pro Jahr in die Einrichtungen brachten, werden heuer wohl nur 4 für jede Einrichtung übrig bleiben, fürs ganze Jahr. Leider müssen wir uns nach der finanziellen „Decke“ strecken, die wir zur Verfügung haben, und die „Decke“ ist halt 2022 nicht länger geworden. Die Menschen in den Einrichtungen und unsere Schützlinge auf der Straße werden es wohl auch spüren, dass nichts mehr normal ist.Zurzeit gibt es ja keinen Ziegelstein, der auf dem anderen bleibt, irgendwie ist die ganze Welt und die gesamte Gesellschaft in „Unordnung“ geraten. Und darunter leiden die Menschen unter den nicht ganz so rosigen Vorzeichen. Wenn wir zum Beispiel eine Spendenlieferung beziffern wollen, dann bringen wir in eine mittelgroße Einrichtung, Spenden im Wert von etwa €5000,- bis €6000,-. Und 27 Einrichtungen beliefern wir gesamt. Da gibt es aber auch größere Einrichtungen, die gut und gerne mehr als das doppelte Verschlingen. Ihr seht also schon, von welchen Größenordnungen wir hier reden. Bisher brauchten wir pro Jahr etwa € 80.000, - bis €90.000.- für den Einkauf von Lebensmitteln, Hygieneartikeln und allem, was die Menschen so benötigen. Viel Geld, das uns heuer leider nicht bereit steht, deshalb werden wir bald eine Vorstandssitzung einberufen und klären, wie wir das Jahr 2022 gestalten werden. Es wird kein Punkt übrig bleiben, der nicht abgeklärt und durchgeprüft wurde, das sind wir Euch und all unseren Schützlingen schuldig. Wir müssen halt auch schauen noch mehr Spender/innen, die uns tatkräftig unterstützen, zu finden.
Und hier ist eine tolle Neuigkeit im Entstehen. Eine große Einzelhandelskette bereitet den Start schon vor. In 10 großen Märkten rund um Linz wird es eine „Ecke“ geben, wo man Spendensackerl für uns kaufen kann. 3 verschiedene zum Preis von €5,-, €10,- und €15,-, diese Sackerl sind vorgepackt und werden von diesem Geschäft für uns gesammelt. Ein kleiner Einblick in diesen Warenkorb lässt nichts zu wünschen übrig. Haltbare Lebensmittel und Hygieneartikel werden eingepackt sein, und wir garantieren auch hier, dass jedes Sackerl direkt bei den Menschen ankommen wird. In welchen Geschäften ihr das Sackerl finden werdet, werde ich hier noch bekannt geben.
Wie der ganze Ablauf sein wird, werde ich natürlich noch näher erläutern. Ich sage jetzt einmal vorsichtig, dass ich davon ausgehe, dass diese Aktion in den nächsten 14 Tagen beginnen wird. Ich freue mich riesig, weil es hier nicht nur (aber auch) um die Spenden im Sackerl geht, sondern es geht auch um die Werbung, die wir dadurch bekommen werden. Für uns als Obdachlosenhilfsaktion.at ist das ein enormer Zugewinn, von so eine Kooperation träumen viele, viele Vereine in Österreich, und wir bekommen sie. Ich habe eine riesengroße Freude. Wir werden aber erst sehen, wenn die Aktion angelaufen ist, wie groß das „Spendenaufkommen“ sein wird. Jedenfalls haben wir dadurch weder finanzielle Vorleistungen noch haben wir weitere Verantwortlichkeiten, als dass wir alle 2 Tage die gespendeten Sackerl aus den diversen Märkten rund um Linz abholen dürfen. Diese großartige Aktion wird uns, so sie bei den Menschen draußen gut angenommen wird, im ganzen Jahr begleiten und uns über viele Engpässe (sie unsere Hoffnung) hinweghelfen. In 10 Geschäften wird’s diese vorbereiteten Sackerl zu kaufen geben, es wäre klasse, wenn Ihr uns, so ihr die Sackerl in einem Markt entdeckt, auch auf diese Weise unterstützt, BITTE – DANKE!
Die Woche hat gerade begonnen, kommen Hiobsbotschaften aus der Ukraine, und es werden die ganzen Fehleinschätzungen der Weltpolitik sichtbar. Vielen Menschen auch hier bei uns macht das Angst, große Angst. Zwischen der Ukraine und Österreich liegen nicht einmal 1000km, so nah spürte ich die Ukraine überhaupt noch nie. Der Bogen der vielen Dinge, die uns unmittelbar beeinflussen, spannt sich gerade um einige brisante Themen weiter. Die hohe Inflation, die anstehende Mieterhöhung um satte 6% im April, die Energiepreise, die hohen Kosten rundherum, alles wird spürbar teurer, die Menschen bekommen aber zu spüren, dass das Geld immer weniger wert ist. So lange Geld nichts kostet und solange man mit Geld so umgeht wie es seit Jahren passiert, solange wird diese Situation nicht mehr besser werden. Für Geld auf dem Sparkonto, so der neueste Vorschlag aus der EU, sollte man ab einem Betrag von €10.000,- Strafgebühren zahlen müssen. Wie krank ist das bitte? Viele Menschen hierzulande können sich schon die explodierenden Mieten und Betriebskosten nicht mehr leisten, aber weit und breit niemand, der gegensteuert. Die Farce mit dem offenen „Markt“ der die Preise/Mieten reguliert, ist ein Schlag in jedes Gesicht, armer Menschen, die sich das nackte Leben nicht mehr leisten können.
Um zurückzukehren auf unseren Boden der Realität, ich war dieser Tage bei Hr. K., Geschäftsführer bei der Firma Hansaflex, wo Markus seit fast 2 Wochen arbeitet. Hr. K ist mit Markus sehr zufrieden, und Markus ist ebenfalls überglücklich, in dieser Firma arbeiten zu können, er fühlt sich sehr wohl, macht seine Arbeit ordentlich und versteht sich gut mit seinen Kollegen. Das nenne ich doch mal, einen gelungenen Schritt in Richtung Zukunft. Markus hat nur ein großes Problem, das wir hoffentlich auch bald lösen können, er muss weg aus dem Zimmer am Gründberg. Der Vermieter betritt in Abwesenheit die Zimmer, durchsucht diese und nimmt Geräte wie einen Wasserkocher einfach mit. Das geht nicht, wir haben die Zimmer angemietet und zahlen für beheizte Zimmer, was auch immer wieder ein Streitpunkt mit dem Vermieter ist, weil er einfach die Heizung abdreht und unsere Schützlinge im kalten Sitzen bzw. kein Warmwasser zum Duschen haben. So eine Art ist unter aller Kanone, die Zimmer in Abwesenheit zu durchsuchen und einfach Dinge mitzunehmen, die ihm nicht gehören. Aber leider sind wir angewiesen auf diese leistbaren Zimmer. Im gesamten Linzer Raum findet man nicht sehr viele Zimmervermieter, und wenn dann werden horrende Mieten jenseits von €500,- für ein möbliertes Zimmer verlangt. Nicht zu finanzieren. Wir werden das Ändern und morgen im Rahmen der Linz-Tour mit ihm reden, denn so kann es nicht sein.
Morgen Abend werden wir auch Vladi, der schon bald 20 Jahre hier in Österreich ist und immer gearbeitet hat, in ein Zimmer in Urfahr bringen. Er geht arbeiten, wechselweise auf 2er und 3er Schicht, und in der Notschlafstelle ist keine Ruhe, er kann nicht schlafen und hat keine Ruhe, wird dauernd aufgeweckt. Er muss fit und konzentriert sein in der Arbeit, deshalb ist es wichtig, dass er ausgerastet ist, wenn er zur Arbeit geht. Er steht kurz vor der Kündigung, weil er durch seinen Schlafmangel mehrere Fehler machte in der Arbeit. Vladi bekommt morgen ein eigenes Zimmer, damit er seine Arbeit die er erst seit ein paar Wochen hat, nicht verliert. Für 2 Monate bezahlen wir auch hier die Miete, weil Vladi bekommt seinen 1. Lohn erst am 15. März ausbezahlt, und es ist uns wichtig die Obdachlosen so weit wie möglich auf dem Weg aus der Obdachlosigkeit zu unterstützen. Wenn jemand fleißig arbeiten geht und in die Notschlafstelle schlafen gehen muss, ist das für mich schon eine hochgradig perverse Situation.
Tara, die obdachlose Bankkauffrau, die wir ebenfalls am Gründberg untergebracht haben, ist überglücklich, dass sie nach der Arbeit heimkommen kann und ein Dach übern Kopf hat, wenngleich das Zimmer oft unbeheizt ist. Wir können leider nicht alle sofort in andere Zimmer geben, aber ich sehe zu, dass wir am Gründberg niemanden mehr einmieten. Es macht mich einfach traurig, wenn Menschen so umgehen mit anderen Mitmenschen, und sich Rechte herausnehmen, die einfach indiskutabel sind. „Tue nichts, was du nicht willst, dass man dir antut“, ein altes Sprichwort und absolut wahr. Aber die ganzen Werte werden gerade über den Haufen geworfen, Versprechen gelten nichts mehr, Abmachungen mit Handschlag schon lange nicht mehr die Geste wert, die man machte. Wo trudeln wir hin als Menschen, als Gesellschaft? Bitte vergesst dabei nicht auf die Ärmsten am Rande der Gesellschaft. Sie brauchen uns und unsere Hilfe. Alleine schaffen sie es nicht. Deshalb, BITTE schau nicht weg!
Der Verteil-Donnerstag begann wie jeder andere auch, um 6Uhr früh, später Einkauf holen vom Hofer und die ganzen Lebensmittel durchschauen und neu verpacken. Rena und Kimi kommen auch, um uns zu helfen, Jutta und Barbara kommen auch noch dazu, wir schaffen es gut, zu viert. Unsere mobilen Kühl/Gefrierboxen sind noch fast voll, somit brauchen wir heute nicht viel nachzulegen. Die aufgetauten Salamis werden nur mehr gekühlt und so ausgegeben. Das ganze Obst und Gemüse laden wir bei Barbara in ihren Bus. Jutta und Rena schneiden die Wurst, den Leberkäse, den Käse portionsgerecht zusammen, damit jeder was bekommt. Und für Kimi fällt auch ein Radl Extrawurst ab, weil sie so brav folgt. Um 15.30 Uhr fahren wir dann endgültig weg von Ansfelden. Beate hat leider Corona und wir müssen auf sie verzichten, Beate ist sonst die Frau, die uns den Platz in Linz freihält von Bussen. Das macht heute Silvia, und auch Petra, die eigentlich heute nicht kommen wollte, sehe ich stehen.
Unser Team ist wieder vollständig und ich freue mich auf den Tag. Heute ist auch Jutta dabei und es wird später eine Freundin von Jutta zu uns stoßen. Claudia, sie ist Christin und möchte mit unseren Schützlingen beten. Ich bin gespannt wie die Menschen das Aufnehmen werden. Aber zuerst ausladen und aufstellen, im Nu steht alles am gewohnten Platz. Pünktlich beginnen wir mit der Ausgabe, und Jutta geht zum Bahnhof und holt Claudia ab, sie kommt aus Mondsee. Die Beiden machen sich ein Bild von der Situation und Claudia geht auf die ersten Schützlinge zu und redet mit ihnen und mit manchen betet sie auch. Finde ich einfach großartig. Ramazan, den wir vor einigen Wochen vom Terminal mit der Rettung abholen ließen, weil er einen gebrochenen Oberarm und eine Sepsis hatte, mit ihm betet heute Claudia intensiv, weil sie sieht, wie schlecht es ihm geht. Er versteht unsere Sprache nicht, aber er versteht so viel, dass er in einen richtigen Weinkrampf fällt und unbewusst immer weiter weg von uns zurückgeht. Er ist auch Christ und weiß was es bedeutet, wenn jemand mit ihm und für ihn betet. Das machen nicht viele Menschen für unsere Schützlinge, wenngleich ich auch täglich für meine Schützlinge bete, so ist es doch etwas anderes vor Ort MIT ihnen zu beten und ihnen ein Lächeln zu schenken.
Ein neuer Mann, der noch nie bei uns war, schmuggelt sich an mir vorbei, mit dem Satz „Ich habe mich schon angemeldet“. Ich frage bei Barbara nach, wer das ist und Barbara sagt mir: „Er hat zu mir gesagt, er hat sich bei dir angemeldet, Walter“. Also will er mich gegen Barbara ausspielen, wofür es ja einen Grund geben muss. Ich hake nach und frage ihn wer er ist und ob er sich registriert hat, worauf er uns wieder gegenseitig ausspielen wollte. Er hat sich weder registriert noch hat er einen Einkommensnachweis vorgelegt, und solange er das nicht macht bekommt er Lebensmittel, aber keine neuen Schuhe und auch keine Kleidung. Erst auf Druck sagt er mir dann, dass er €1200,- bekommt, was bei uns zu hoch ist. Wir haben die Grenze bei €950,-, das sage ich ihm, und jetzt wird er frech und VERLANGT neue Schuhe von mir, was ich ablehne, weil er 1. zu viel Geld bekommt und 2. weil er noch tadellose Schuhe trägt. Wir schauen genau hin, das haben wir Euch versprochen, und die Spenden kommen wirklich dort an, wo sie dringend benötigt werden.
Claudia ist immer noch beschäftigt mit Gebeten, mit Fragen und mit zuhören. Mir imponiert diese Frau sehr, weil es nicht selbstverständlich ist, einfach für und mit völlig fremden Menschen zu beten. Heute große Nachfrage nach den Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle, insgesamt geben wir heute 68 Jetons aus. Ein lange nicht gesehener Schützling, Christopher, besucht uns heute auch. Ich sage ihm schon bei Ankunft, dass er die Bierdose in seiner Hand wegzuwerfen hat, bei unserem Bus gibt es keinen Alkohol. Ich sage ihm auch dass er sich so nicht anzustellen braucht, also erst einmal die Bierdose weg dann können wir weitermachen. Als Trotz uriniert er uns ins Rinnsal, wo wir stehen. Ich sage Christopher was ich von dieser Aktion halte und mahne Disziplin ein. Er entschuldigt sich, aber ich kenne Christopher zu gut, um seine Entschuldigung wirklich ernst zu nehmen. Er sagt halt „entschuldige“, aber leid tut es ihm nicht, auch das sage ich ihm. Kleinlaut stellt er sich in die Reihe und holt sich was zu essen.
Marius ist der Nächste, der immer wieder dem Mann im Rollstuhl am Terminal Teile seiner Lebensmittel, die er sich bei uns holt, gibt. Und jedes Mal sage ich Marius, dass das nicht geht, weil der selbst genug hat. Auto, Haus, Geld usw., und dann nimmt er aus unbekannten Gründen auch Marius noch was ab. Ich rede auf Marius ein, dass er das lassen soll, sonst bekommt auch er Probleme mit mir. Ich will und kann hier nicht einfach wegschauen, das sind alles EURE Spenden, die wir ausgeben, also sollen es die bekommen die all die Lebensmittel wirklich brauchen.
Um 18 Uhr räumen wir zusammen, kurz davor kommt noch ein Mann der mit mir wegen Peter (vom Dom) reden will, ich bitte ihn ins Lager zu kommen, heute kann ich leider nicht mehr dieses große Thema ausdiskutieren. Alles eingeräumt und den Anhänger angehängt, stellt sich ein Bus so knapp vor mich hin, dass ich nicht wegfahren kann, Claudia sitzt bei mir im Auto und sie betet auch für mich und mit mir, beeindruckend. Verspätet fahre ich Richtung Lager, alle warten schon aufs Ausladen. Im Nu haben wir auch das geschafft. Der Abend im Lager neigt sich dem Ende zu und wir verabschieden uns. Einige werden am Samstag ins Lager kommen und helfen, ich freu mich. Abends zuhause bin ich so geschafft, dass ich das Posting nicht mehr schreiben kann und es auf heute verlege. Obwohl heute den ganzen Vormittag unterwegs, komme ich nachmittags dann doch noch zu einer guten Stunde Nachmittagsschlaf, es hat mich einfach zusammengestaucht. Später fahre ich noch einkaufen, die Dinge, die am Ausgehen sind und in Verdacht stehen in Kürze, preislich stark angehoben zu werden.
Somit bedanke ich mich für Eure Aufmerksamkeit und eine tiefe Verneigung, für all die Hilfe, die Ihr bereit seid, uns angedeihen zu lassen. Vergelt’s Gott und habt großen Dank! Euch ein schönes, erholsames Wochenende und alles liebe. 😊