Freundschaft geht anders!
Wieder stand ein...
...Spendenannahme-Samstag an und unsere Befürchtung, dass wieder kein/e einziger Spender/in kommt, bewahrheitete sich leider. Seit einigen Wochen bleiben leider die Sachspenden gänzlich aus, weil für die Menschen andere Prioritäten wichtiger/drängender sind. Einzig Jaqueline Bammer besuchte uns und spendete uns großartige € 500,-! Vielen, lieben Dank und Vergelt’s Gott für diese tolle Geste (Text in den Bildern). Zurzeit müssen wir viele Dinge zukaufen, da uns schlicht die wichtigsten Dinge ausgehen. Nur um ein Beispiel zu nennen, ein Verteil-Donnerstag kostet etwa € 1500,-, je nachdem wie viele Schützlinge uns besuchen. Ich habe es schon ein paar Mal angesprochen, dass wir 2022 gut aufpassen müssen, was wir wie und wie lange machen können, da auf allen Ebenen die Spenden ausbleiben.
Ansonsten war dieser Samstagvormittag ein toller Tag, bei dem wir alle Lagerarbeit erledigen konnten, für die sonst nur wenig Zeit bleibt. Es tut gut in einem Team zu sein, das mich auffängt, wenn das nötig ist. Wir hatten noch nie so ein tolles Team, dafür danke ich Gott jeden Tag. Maria, unser langjähriges Mitglied kam auch diesen Samstag, um uns unter die Arme zu greifen und uns zu helfen. Maria ist eine Frau, die uns früher in vielen wichtigen Entscheidungen geholfen hat. Es gab schon viele wichtige Menschen in unserem Verein, die aus den verschiedensten Gründen wieder aufhören mussten.
Da uns heute (Sonntag) gesagt wurde, dass UNSERE Vereinbarungen mit den Schützlingen durch den Vermieter der Zimmer künftig nicht eingehalten werden, bin ich einfach nur sprachlos. Wir haben mit allen Schützlingen vereinbart, das Zimmer dürfen sie 2 Monate als Sprungbrett bewohnen, und in diesen 2 Monaten müssen sie eine Wohn-Alternative finden. Diese Vereinbarung machten wir, um weiteren Menschen ein Sprungbrett aus der Obdachlosigkeit bieten zu können. Da nun vom Vermieter gesagt wird: „Nachdem du die Miete für 2 Monate gezahlt hast, bist du aus der Verantwortung und das alles geht dich nichts mehr an“, sind wir natürlich außen vor. Auch eine „Art“ mir auf die Stirn „Trottel“ zu schreiben. Natürlich werden wir künftig keine Zimmer mehr dort anmieten, wir werden in Kürze 2 GWG-Wohnungen zur Verfügung gestellt bekommen, in die wir dann jeweils für 2 Monate Obdachlose geben können, damit sie diese Möglichkeit auch als Sprungbrett aus der Obdachlosigkeit nutzen können. Sie können sich dort anmelden, um Anträge zu stellen, um eine Arbeit aufzunehmen und dort anzukommen. Ich sehe mich auch nicht mehr in der Haftung für irgendwelche Schäden in den Zimmern, egal in welcher Form. Ich bin echt wütend, denn wenn WIR mit den Schützlingen eine Vereinbarung treffen, hat sich hier NIEMAND einzumischen. Aber so haben wir auch diese „Variante“ kennengelernt, gut so. Wir werden uns auf derartige „Abenteuer“ nicht mehr einlassen und bereuen es auch sehr, genau das getan zu haben. Aber auch wir sind nur Menschen und lernen ständig dazu, und werden aufgrund dieses Vorgehens des Vermieters, künftig mit dem neuen Vermieter wieder einen schriftlichen Vertrag machen wo alles festgeschrieben ist und klar und deutlich formuliert wurde, anders geht auch das scheinbar nicht mehr. Wir werden, wenn wir nicht mehr „verantwortlich“ sind, auch alle Geräte aus den Zimmern holen, die wir einkauften. Uns auf diese Weise zu sagen, was jemand von uns hält ist schon eine sehr fragliche Art der Umgangsweise.
Vor allem mit dem Blickpunkt auf die Wohn-Problematik im Zentralraum, und gerade jetzt bräuchten viele Menschen dieses Sprungbrett, das wir jetzt für kurze Zeit nicht mehr bieten können, wir werden aber mit Hochdruck neben den zugewiesenen Wohnungen, die wir bekommen, weitere Zimmer suchen. Wir sind guter Dinge, die erfolgreiche Suche bald bekanntgeben zu können. Und dann wird uns niemand mehr sagen: „Das geht dich nichts mehr an“. Eigentlich eine Frechheit. Aber egal!
Wieder aufstehen, Krone richten und weiter nach Möglichkeiten suchen.
Wir werden künftig nur noch schriftliche Vereinbarungen machen, anders geht es scheinbar nicht mehr. Ich komme mir grade richtig vergackeiert vor, vor allem weil WIR die Zimmer anmieteten mit der Befristung auf 2 Monate, die mit allen abgesprochen war und jetzt gilt unser Einwand nicht. „Freunde“ benehmen sich anders, sag‘ ich jetzt einmal. Wie gesagt, wir werden etwas anderes finden zu unseren 2 Wohnungen, die wir bekommen, ganz bestimmt!
Dieser Vorfall ist so massiv für mich, dass ich es kaum in Worte fassen kann, ich muss aber nun die Kurve kriegen zu unserer gestrigen Linz-Tour, die nächste Woche endet. Nächsten Samstag fahren wir, voraussichtlich bis September/Oktober, die vorerst letzte Linz-Tour. Ich werde im Sommer, nachts, schon des Öfteren nachschauen bei unseren Schützlingen, aber nicht mit dem vollbeladenen Bus und nicht nach Terminvorgaben. Ich muss zuschauen, für mich den Samstagabend freizuschaufeln, um endlich wieder etwas „Freizeit“ zu haben, die mir jetzt gänzlich fehlt. Ich habe vor, besser auf mich zu achten, Zeit anders zu verbringen als nur im Verein. Das bin ich MIR schuldig! Einige wird es richtig treffen, wenn wir diesen Dienst über den Sommer einstellen, aber es geht leider nicht anders. Unsere Schützlinge haben ja auch die Möglichkeit, an den Verteil-Donnerstagen zu uns zu kommen und sich hier Lebensmittel zu holen.
Um 18 Uhr war gestern wieder Treffpunkt bei der Metro, diesmal mit Edith, die mich begleiten wird. Schillerpark, 1. Station, hier treffen wir Michael, der eine Leuchtweste braucht da er nachts nicht sichtbar ist, wenn er mit seinem Fahrrad fährt. Edith hat für Michael eine besorgt. Beim Bus bittet Michael auch noch um Lebensmittel, bevor wir zum Volksgarten weiterfahren. Dort sind große Menschenmengen, die lauen Temperaturen sind vermutlich der Grund dafür. Wir gehen durch den Volksgarten, sehen den einen oder anderen Obdachlosen, aber niemand signalisiert, dass er/sie was braucht, also spazieren wir weiter, um dann zum Bahnhofspark weiterzufahren.
Auch dort sehen wir Schützlinge, die ihre Zeit hier verbringen bevor sie wieder in die Nowa gehen. Ein kurzer Wortwechsel und wir gehen weiter, in die Finanzgarage, wo auch heute niemand ist. Nächster Halt – Terminal! Wir bleiben bei Gaby stehen, und von Weitem kommen die Leute zum Bus, das gesamte A- und B-Gate ist voll besetzt. Edith beginnt mit der Ausgabe, mir fällt eine obdachlose Frau auf, die bei uns vorbeigeht. Wir geben weiter Lebensmittel, heißen Tee, Kleidung und Jacken aus, und auf einmal bleibt die Polizei stehen und kurz darauf die Rettung, 50 Meter von uns, dann sehe ich die Frau von vorher am Boden liegen, die Rettung kümmert sich intensiv um die Frau, sie kommt wieder zu sich und lehnt weitere Hilfe ab, worauf Polizei und Rettung wieder abziehen. Wir kümmern uns wieder ganz unseren Schützlingen, die all unsere Aufmerksamkeit brauchen. Leider kommen samstags auch immer wieder Rumänen und bitten um Spenden, leider dürfen wir diesen Menschen nichts geben, da sie zur Caritas/Armutsmigration gehen müssen und wir hier nicht zuständig sind. Unsere Erfahrungen mit diesen Menschen sind so gelagert, dass wir immer wieder selbst sehen oder erfahren, dass sie unsere Spenden verkaufen, um Alkohol oder Drogen kaufen zu können. Deshalb geben wir auch, wenn überhaupt, nur Lebensmittel an diese Menschen aus. Der Mensch, der vor mir steht, trägt neue Nike Turnschuhe, Nike Jacke und Hilfiger Shirt, diesem Menschen die Obdachlosigkeit abzunehmen, fällt mir nur sehr schwer. Darum gebe ich auch lediglich ein paar Lebensmittel an diesen Menschen aus, damit er nicht „hungern“ muss.
Edith und ich gehen unsere Runde am Terminal, setzen uns kurz zu Elke auf ein Schwätzchen, bevor wir dann abtauchen in die Bahnhofstiefgarage. Dort sehen wir 2 junge Männer fremder Herkunft, die einen Kasten, wo Feuerwehrschläuche aufbewahrt werden, aufmachen, und etwas herausholen. Meine Erfahrung geht dahin, dass das hier ein Drogenversteck ist, da die beiden Männer dann im Laufschritt weggehen und sich immer wieder in unsere Richtung umdrehen. Ich rufe die Polizei an, es kann nicht sein, dass solche Drogengeschäfte am helllichten Tag gemacht werden und jeder schaut weg. Am Telefon sagt mir der Herr Polizist, dass er keine Streife hat, wir uns länger gedulden müssten, worauf ich dann sage: „Dann brauchen sie nicht mehr kommen, die Beiden sind gerade dabei, sich in den Katakomben des Bahnhofs zu verstecken. „Ich schicke eine Streife“ war seine Antwort, wir warten noch gut 10 Minuten, doch niemand kommt der der Polizei ähnlich sieht, schade. Wieder eine Möglichkeit verpasst, den Drogenplatz Bahnhof in den Griff zu bekommen. Edith steht weiter weg von mir, sie befürchtet eher eine Bombe als Drogen, worauf ich ihr meine Beobachtungen erzähle, und ihr sage, dass es hier eindeutig um Drogen geht.
Wir gehen zurück zum Bus und fahren einen neuen Hot Spot an, Nähe Bulgari Platz, heute finden wir den Schlafplatz von Gernot, Michael und ihren Freunden. Etwas versteckt aber geschützt vor Unwettern und vor Regen, und vor allem ist genug Platz da, um sich aus dem Weg zu gehen. Der Gaskocher ist kaputtgegangen, Gernot geht mit zum Bus und nimmt einen neuen mit, sonst wird nichts gebraucht. Wir fahren weiter zu Florian, wo vorm Brucknerhaus viele Autobusse stehen, große Menschentrauben stehen auch dort. Ich hole vom Wächter die Erlaubnis ein, um hier kurz parken zu dürfen, dann gehen wir zum Schlafplatz von Florian, der uns dann zurück zum Bus begleitet, weil er Jogginghose und Handschuhe braucht. Es fängt zu regnen an und in 5 Minuten sollte hier das Feuerwerk abgefeuert werden, der Urfahrmarkt hat ja begonnen, wir schauen, schnell wegzukommen bevor der Krach beginnt.
Nächster Halt, Autobahnbrücke bei Gerald und Franziska, die heute wieder nicht da ist. Gerald bittet um einen heißen Tee und ein paar Zigaretten, ein kurzer Plausch und wir fahren weiter, eben in die oben beschriebene Unterkunft, wo wir mit Johanna reden, und ihr klarmachen, was wir vereinbart haben, sie reagiert patzig und mit lauter Ausreden. Wir haben sie aus der Nowa geholt, weil sie dort nicht schlafen konnte und völlig fertig war, wir haben sie in dieses Zimmer getan und heute wird uns deutlich vor Augen geführt, dass sie weder einen Antrag stellte auf Sozialhilfe, sich auch noch nirgendwo für eine alternative Wohnmöglichkeit anmeldete. Ich habe die letzten Tage auch mit Markus diese Erfahrung machen müssen, dass er mir SMS geschrieben hat, die in dieser Form gar nicht gehen. Ich gab Markus Geld aus meiner privaten Tasche und er antwortete mir: „Das Geld kannst du dir nächste Woche bei Johanna holen“, worauf ich schon fragen musste, wie ich dazukomme, dass ich meinem Geld nachlaufen müsse, denn ich habe ihm das Geld geliehen, und nicht Johanna. Er brauche auch Abstand, ja, alles kein Problem, nur nicht in diesem Ton. Vor allem wenn ich anrufe, wird das Telefon nicht abgehoben und auch nicht zurückgerufen. Respekt und Dankbarkeit geht anders. Ich erwarte mir ohnehin nicht viel, aber dass man das Geld demjenigen selbst zurückgibt, von dem man es geliehen hat, ist halt auch eine Frage des Anstands. Nein, ich rede nicht alles schlecht, Markus hat viel erreicht, und ich gönne ihm sein neues Leben aus tiefstem Herzen, aber künftig muss Markus alleine gehen, alleine klar kommen, ich sehe mich auch hier nicht mehr in der „Verantwortung“. Barbara und ich haben viel für Markus getan, außerhalb jeder Uhrzeit, jetzt ist es an der Zeit ihn ziehen zu lassen und seinem Wunsch auf „Abstand“ nachzukommen.
Auch Vladi, dem wir ebenfalls in Urfahr ein Zimmer für 2 Monate zahlten, dass er wieder auf die Beine kommt, will plötzlich nichts mehr wissen von unserer Vereinbarung, dass er aus dem Zimmer muss, weil jemand anderer auch eine Chance verdient in einem Zimmer. Leider kommt von keinem dieser 3 Menschen, die wir aus der Obdachlosigkeit in ein Zimmer holten, so etwas ähnliches wie Respekt oder Dank, was uns auch eine Lehre sein wird. Wir werden künftig das alles neu durchdenken und völlig neu durchstrukturieren, müssen Fristen und Bedingungen abstecken und formulieren und dann auch einfordern.
Wir fahren weiter und brechen dieses Gespräch mit Johanna ab, da es abzielt mir ein schlechtes Gewissen zu machen, was ihr nicht gelingt. Wir fahren weiter auf den Gründberg zu Tara, ein kurzes Gespräch und wir fahren auch hier wieder weiter, mittlerweile ist es Mitternacht und ich schon todmüde, mein Tag dauert schon seit 6 Uhr früh. Wir fahren noch weitere 2 Stationen ab und brechen dann auf Richtung Lager, um alles wieder auszuladen und einzulagern. Der Abend heute ist überlagert von all den persönlichen Eindrücken und Gefühlen, ich weiß nicht mehr, ob wir auch wirklich noch das Richtige machen, die richtige Hilfe leisten. Viele Menschen sagen, ja, gottseidank dass es Euch gibt und ihr da seid für uns, viele Menschen zeigen mir aber auch das Gegenteil, und das trifft mich ungemein.
Die letzte Linz-Tour nächste Woche wird vermutlich eine der Schwersten werden, die ich je gefahren bin, aber ich muss diese Konsequenz ziehen, sonst bleibt in Bälde alles liegen und stehen, weil es mich nicht mehr gibt. Bei mir legt sich heute die ganze Zeit, während ich dieses Posting schrieb, alle 3 Stunden, dieses beklemmende Gefühl fest, ein Manifest der Boshaftigkeit bekommen zu haben. Jemanden der versucht zu helfen, wo es geht, spuckt man doch nicht ins Gesicht, oder? Scheinbar ist das Mode geworden, Menschen als das abzubilden, was sie nicht sind und ihnen dann noch zusätzlich 1-2 Sachen andichtet, die nicht stimmen. Für solche Menschen werde ich mich nicht mehr hergeben, weil es mit Wertschätzung so gar nichts zu tun hat. Und deshalb können mir solche Menschen am liebsten gestohlen bleiben.
Das heutige Posting ist etwas anders geworden, weil ich emotional völlig blockiert bin von den Aussagen heute Abend, bitte verzeiht mir, aber auch das muss Platz haben. In 1. Linie geht es um die Info dahinter, dass wir dringend neue Zimmervermieter suchen, die uns auf Augenhöhe begegnen und uns nicht sagen, welche „Trotteln“ wir sind.
Ich wünsche Euch von ganzem Herzen einen guten Wochenstart, eine erfolgreiche Woche und alles liebe, sowie Gottes Segen.