Franziska, Emma und die Kälte!
Franziska, Emma und die Kälte!
Verteil-Donnerstag vom 28.11.2024
Weihnachten steht vor der Tür, für dich, für mich, für unsere Freunde und unsere Familien. Für viele Menschen gibt es aber keine Freunde und keine Familie, gibt es kein Weihnachten, kein Geschenk und auch keine Weihnachtsfreude. Viele unserer Schützlinge würden sie, wenn sie könnten, die Weihnachtszeit wegwünschen, diese Zeit als „sinnlos“ aus dem Leben streichen wollen. Wenn es so leicht ginge, wäre das ganze Leben irgendwie nicht das, was es ist, und gottseidank ist das Leben auch kein Wunschkonzert wo sich jede/r das wünschen kann, was ihm/ihr gefällt.
Weihnachten ist für viele Menschen die traurigste Zeit des ganzen Jahres, insbesondere für jene, die keine Angehörigen bzw. Freunde haben, bei denen sie zu Weihnachten zumindest ein paar stille Stunden vor den angezündeten Kerzen am Adventkranz oder vor dem geschmückten Christbaum verbringen können. Es gibt nicht nur sehr viele obdachlose und wohnungslose Menschen, die zu Weihnachten einsam sind, es gibt ganz viele ältere Menschen, die nicht obdach- oder wohnungslos und trotzdem sehr einsam sind, niemanden zum gemeinsamen reden und anlehnen haben und völlig einsam und alleine durchs Leben gehen müssen.
Wir als Verein machten bis vor wenigen Jahren noch, jedes Jahr am Heiligen Abend eine Weihnachtsfeier mit unseren Schützlingen, und unserem Aufruf am Heiligen Abend folgten immer so etwa 60-70 obdachlosen Menschen, mit denen wir Heilig Abend feierten. An diesen Weihnachtsfeiern gab es kostenlose Getränke, ein tolles Menü zur Auswahl und, natürlich haben wir auch Eure Weihnachtsschuhschachteln an unsere Schützlinge damals verteilt. Mit großen Augen und großer Freude zelebrierten wir damals Weihnachten und den Heiligen Abend, mit unseren Schützlingen.
Leider bekommen wir seit Jahren keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung gestellt, um diese Weihnachtsfeiern abhalten zu können. Auch hätten wir zurzeit auch gar nicht die für diesen Abend unbedingt nötigen Helferleins, um alles reibungslos zu organisieren. Dafür aber fahren wir in den letzten Jahren immer am Heiligen Abend die Linz-Tour zu den Schlafplätzen und zu den Hot Spots, um dort heißen Tee, heißes Gulasch, Kaltgetränke und eure Weihnachtsgeschenke an die Menschen zu verteilen. Unsere Linz-Tour wird immer sehr gut angenommen, Elvisa, Gaby, Dominik, Peter M. und Peter B., Marcel, Lenny, Tony und alle anderen haben immer glänzende Augen, wenn sie uns an diesem Abend sehen und Geschenke bekommen. Und hier geht es nicht in erster Linie darum, ein hochpreisiges Weihnachtsgeschenk zu bekommen, sondern geht es vielmehr darum, zu wissen, dass da draußen noch Menschen sind, die an diesem Abend an unsere Schützlinge denken und ihnen frohe Weihnachten wünschen wollen.
Auch gibt es heuer, wie auch die letzten 6 Jahre, am letzten Verteil-Donnerstag vor Weihnachten, diesmal am 19.12.2024, wieder ein tolles Gulasch mit Semmelknödel und warmes Kraut sowie mit Pofesen als Nachspeise, heuer gespendet von Jaqueline Reschenhofer und Ihrer Familie aus Handenberg bei Braunau/Inn. Eine wundervolle Geste der Wertschätzung und eine großartige Spende. Vergelt’s Gott liebe Jaqueline, dir und deiner Familie. Und natürlich verteilen wir an diesem Tag auch eure Weihnachtsgeschenke, so wir genügend bekommen, denn bis heute bekamen wir nicht im Ansatz so viele, um all unseren Schützlingen ein Weihnachtsgeschenk auszugeben. Leider fehlt es heuer nicht nur an den Spenden, die wir nicht bekommen, sondern auch an den Weihnachtsgeschenken, vor allem für Herren, die ebenfalls nicht und nicht bei uns ankommen wollen.
Wir reden auch nicht davon, dass wir eventuell wie all die Jahre bisher, Weihnachtsgeschenke in die Obdachlosen-Einrichtungen bringen können, da wir schlicht einfach viel zu wenig Geschenke haben. Wie jedes Jahr werden für die Frauen und Kinder in den Frauenhäusern viel, viel mehr Weihnachtsgeschenke gespendet, als für unsere Schützlinge auf der Straße, und das macht mich tieftraurig. Eigentlich habe ich diese Weihnachtsschuhschachtel-Aktion ausschließlich für obdach- und wohnungslose Menschen ins Leben gerufen, erst viel später kamen die Frauenhäuser dazu. Der Gedanke war ursprünglich, den Menschen zu zeigen, dass noch jemand an sie denkt, nicht mehr und auch nicht weniger.
Bei unseren hohen Besucherzahlen, die wir in letzter Zeit verbuchen müssen, stoßen wir auch mit unseren Lebensmitteln langsam an unsere Grenzen. Nicht nur die Verteil-Donnerstage sind mit 142 von letzter Woche und diesmal auch wieder mit 137 Besuchern sehr intensiv auf der Ausgabenseite, auch die Spendenlieferungen in all die Einrichtungen hatten es heuer wieder in sich. Alleine in den letzten Wochen mussten wir Lebensmittel um über € 10.000, - nachkaufen. Gottseidank konnten wir einige Lücken in unseren Regalen wieder schließen, aber der Ankauf von Lebensmitteln in dieser Stückzahl wie wir sie benötigen, kostet nach der Teuerung eine Lawine. Dieses Geld hatten wir unseren Spender:innen zu verdanken, die uns Geldspenden zukommen lassen, aber auch diese Geldspenden sind endlich, sehr endlich, und dann haben wir nur noch das auszugeben, was wir noch im Lager haben.
Unmittelbar davon betroffen ist auch unsere Linz-Tour, die wir Samstagnacht fahren und unsere Schützlinge an den Schlafplätzen bzw. an den Hot Spots besuchen. Eigentlich ist jeder noch so kleine Zweig in unserem davon betroffen, einsparen heißt die Devise.
Wer mich kennt weiß auch, dass für mich das größte Worst Case wäre, jemandem sagen zu müssen, dass er/sie von uns nichts mehr zu essen bekommt, vor allem, WEM SAGE ICH DAS ALS ERSTES? Das wäre mein persönliches Waterloo und der Anfang vom Ende. Auch zusehen zu müssen, dass jemand dünne oder kaputte Kleidung bzw. Schuhe trägt und keine anderen ausgeben zu können, das wäre schlimm. In den letzten Wochen hatten wir vermehrt Menschen beim Verteil-Donnerstag, die entweder total kaputte Schuhe oder zerrissene Jacken trugen und neue bzw. andere brauchten. Aber jemanden, der/die Schuhe trägt wo es bei Regen nass wird im inneren, sagen zu müssen, ich kann dir nicht helfen, wäre für uns unerträglich, aber langsam müssen wir uns mit diesem Szenario vertraut machen.
Unser Aufruf nach warmen Winterjacken für Männer war diesmal bei weitem nicht so erfolgreich, wie in all den vergangenen Jahren, das ist Fakt, deshalb bekommen zurzeit nur wirklich obdachlose Menschen die auf der Straße leben müssen, neue Jacken. Alle anderen Schützlinge müssen bis auf weiteres warten, bis wir wieder mehr Winterjacken zur Verfügung haben.
Wären alle Jacken, die uns in den letzten Wochen gespendet wurden, in Ordnung gewesen, hätten wir genug für den ganzen Winter, aber leider mussten wir auch heuer wieder feststellen, dass zu den Vorjahren sich nichts veränderte. Verschimmelte bzw. mit Lack/Öl verunreinigte, kaputte Winterjacken, werden uns in großen schwarzen Säcken teilweise vors Tor gestellt, anonym, oder auch direkt am Samstag gebracht, nur fehlt uns meistens die Zeit die Kleidersäcke gleich durchzusehen um zu reklamieren. Später müssen wir dann leidvoll feststellen, dass wieder einmal im wahrsten Sinne des Wortes „entsorgt“ wurde, auf unsere Kosten, da wir ja für die Entsorgung bezahlen müssen. Ich bitte euch liebe Leute, spendet NUR Dinge und Kleidung, die IHR auch selbst anziehen würdet, das wäre respektvoll und wertschätzend, alles andere ist menschenverachtend.
All unsere Anstrengungen in der Weihnachtszeit gelten den Menschen direkt vor Ort, um das eine oder andere Leid zu mindern, um den Menschen spüren zu lassen, wir haben sie nicht vergessen, aber die nötigen Spenden herzaubern, können auch wir nicht, leider. Wir haben nächste Woche am 7.12.2024 Annahmeschluss von den Weihnachtsgeschenken, da wir ursprünglich ja auch die Zustellung in die Einrichtungen disponieren mussten, was jetzt zum Teil ausfällt, weil wir nicht fahren können mangels Weihnachtsgeschenke für Männer.
Wir werden unser Bestes geben, was uns möglich ist werden wir bewerkstelligen und den Menschen angedeihen lassen, aber, und das habe ich schon öfters angemerkt, wir können uns nur nach der Decke strecken die ihr uns zur Verfügung stellt. Wir haben in beiden Facebook-Gruppen fast 14.500 Follower bzw. Gruppenmitglieder, da sollte eigentlich einiges möglich sein, wenn jede/r, der/die uns folgen, empathisch sind und helfen wollen. Wenn nur die Hälfte unserer Follower monatlich 1 Dose Fertiggericht spenden würde, hätten wir übers gesamte Jahr genug auszugeben, aber leider geht diese Rechnung nicht auf, bei weitem nicht.
BITTE, liebe Leute, denkt an die Menschen, die nichts mehr haben und teilweise auf der Straße leben müssen, helft uns zu helfen, BITTE!
Unser Verteil-Donnerstag diese Woche steht noch immer unter dem Eindruck von letzter Woche, als wir 142 Besucher hatten. Ich habe es oben schon verraten, auch heute sollen es am Ende wieder 137 Menschen werden, die auf unsere Hilfe angewiesen sind. Wahnsinn, wir hatten noch nie so viele Menschen, die auf unsere Hilfe angewiesen sind und denen wir Lebensmittel geben müssen. Wir als rein spendenfinanzierter Verein haben hier eine große Challenge zu verteidigen und Verantwortung zu tragen, da viele unserer Schützlinge nirgendwo sonst echte Hilfe bekommen würden. Wenn man lediglich € 150,- …. € 200,- im Monat für Lebensmittel zur Verfügung hat, wird’s eng, bei diesen exorbitanten Preisen, und davon haben wir einige Menschen.
Der Vormittag am Verteil-Donnerstag lief eigentlich ganz gut, unser Team kennt alle Aufgaben, alle Arbeiten die zu machen sind, ich muss nichts mehr anordnen oder anweisen, alle wissen Bescheid. Vor allem unsere Hilde, die mit ihren 73 Jahren ein dicker Fels in unserer Vereinsbrandung ist, die mit ganz viel Erfahrung im Lager ausgestattet ist, die immer die Übersicht hat und den Lagerstand genauestens kennt, was diese Frau im Stande ist, zu bewegen, beeindruckt mich jeden Tag zutiefst aufs Neue. Die ganzen Lebensmittel aus dem Tiefkühllager habe ich am Mittwoch geholt, im Lager Ansfelden teilweise aufgehen lassen um sie schneiden und portionieren zu können.
Unentwegt werde ich heute angerufen, mein Telefon scheppert teilweise im Minutentakt, so dass ich fast nichts mehr arbeiten kann, weil es heute wirklich sehr anstrengend ist mit diesem Telefon. Um manches werde ich gefragt, wo auch ich keine Antwort habe, z.B. gibt es da einen freundlichen Obdachlosen in St. Pölten, den ich nicht kenne und ich werde hier um Rat gebeten, wie man mit ihm umgehen soll, was ich aus der Ferne gar nicht sagen will und auch nicht kann. Ein anderes Telefonat geht um eine obdachlose Frau in Linz, die jede Hilfe annimmt und vieles was sie bekommt, verkauft, um an Alkohol zu kommen. Auch hier lehne ich es ab, neue Kleidung oder neue Schuhe auszugeben, da diese Frau wirklich alles zu Alkohol macht, und das wollen wir unterbinden und in keinem Fall zulassen. Deshalb bekommt diese Frau auch nur noch gebrauchte Kleidung, die sie, wenn überhaupt, nur ganz schwer verkaufen kann.
Zum Mittagstisch gibt es heute im Lager Bratwürstel und Sauerkraut, von mir gekocht. Danach geht es ans Transporter einräumen, die schweren Boxen in den Bus heben und schauen, dass auch die Ladungssicherung gewährleistet ist. Unsere Verena hilft mir tatkräftig, vorher hat sie unseren Bus sauber herausgewischt, wir arbeiten hier mit Lebensmittel, da muss es wirklich sauber sein.
Die Zeit verläuft heute im Lager schon so schnell, auf einmal ist es 14.30 Uhr, Zeit zum einladen der mobilen Tiefkühlboxen, da die Akkus sonst nicht durchhalten würden bis 18 Uhr. Heute fährt Karl mit mir nach Linz, der uns auch bei der Ausgabe helfen wird. Abfahrt ist um 14.55 Uhr, und bei Ankunft um 15.10 Uhr in Linz warten schon etwa 10 Personen auf uns.
Wir laden aus und stellen alle Tische auf, Karl legt ein Tempo vor das ich nicht im Ansatz halten kann. In der Anordnung der Boxen verhasple ich mich jede Woche neu, aber eigentlich ist es ja auch egal, wo welche Box steht, nur ich bilde mir die logische Anordnung der Lebensmittel ein.
Um 16 Uhr sperrt Kaja den Laptop auf und los geht’s mit der Ausgabe. Heute ist auch unsere Kaja wieder dabei, die jedoch nicht ganz gesund ist und deshalb heute auch früher gehen musste. Max unterstützt mich später am Laptop, um alles einzugeben was wir ausgeben.
Wieder fragen hinter meinem Rücken die Üblichen nach Kleidung und Schuhe, denen wir auch in den letzten Wochen schon sagten, dass wir keine 2. und 3. Ausstatter sind, dass sie erst Schuhe und Kleidung bekommen, wenn die aktuelle kaputt wird oder zu kalt ist für den Winter. Claudia im Bus bei der Kleiderausgabe weiß, dass sie sich mit Kaja abstimmen muss ob ein aktueller Einkommensnachweis vorliegt oder nicht, erst danach gibt es eventuell Spenden.
Zwischendurch kommt das Ehepaar P. mit 3 Weihnachtsgeschenken, die sie uns ausnahmsweise zum Verteil-Donnerstag bringen. Ein kurzer Small-Talk mit ihnen, dann müssen sie wieder gehen.
Es dauert keine 5 Minuten, bis uns die nächste Spenderin 2 Säcke Kleidung bringt, auch ausnahmsweise, sonst müssten wir die Spendenannahme gleich nach Linz verlegen.
Die Warteschlange wird zunehmend länger, Max hat sie gut unter Kontrolle, auch weil wir heute wieder gespendete Zigaretten zum ausgeben haben, weil wir welche gespendet bekamen, das macht oft viel aus um in der Warteschlange Ruhe zu haben.
Unsere Franziska kommt auch heute wieder mit ihrer Emma zu uns, gefühlt trinkt Franziska heute 5 Liter unseres Tees, kaum habe ich ihren Becher befüllt steht sie wieder da zum Auffüllen. Emma friert heute, sie zittert und bellt und macht auf sich aufmerksam, was aber Franziska nicht deuten kann oder will, tatsächlich ist Franziska oft mit der Verantwortung, die sie gegenüber ihrer Emma hat, hoffnungslos überfordert. Emma ist oft arm, aber wenn ich das dann Franziska sage, schnauzt sie mich an und sagt oft, Zitat: „Misch dich nicht ein, lieber Walter, das ist mein Hund“. Ich versuche immer wertschätzend mit Franziska zu reden, weil ich sie schon gut kenne, sie und ihre Ausbrüche. Aber Franziska will halt nicht wenn man sich um ihre Emma mehr Sorgen macht als um sie selbst, das erträgt Franziska nicht. Sie setzt sich auf den kalten Stein und blockiert so die ganze Warteschlange am Vorbeikommen, angesprochen darauf, rückt sie beiseite, oft kommt mir vor, dass Franziska das alleine nicht bemerken würde, wenn sie irgendwo ein Hindernis ist. In Franziskas Logik ist alles irgendwie „entschuldbar“, weil sie ja obdachlos ist, was aber viele Menschen die vorbeigehen bei ihr, nicht würdigen oder entschuldigen. Franziska denkt oft, sie hätte in der Gesellschaft gewisse Sonderrechte, WEIL sie obdachlos ist, ich erklär ihr schon seit Jahren, dass dem nicht so ist, dass sie keine Sonderrechte hat, was sie so gar nicht versteht.
Der Verteil-Donnerstag verläuft ruhig und gesittet, ohne Streitereien oder Beschimpfungen. Dann kommt B., die seit kurzer Zeit wieder auf der Straße lebt, sie hat nur eine dünne, zerrissene Jacke an, unsere Claudia sucht ihr eine warme, die auch vor Regen schützt. B. hat vor etwa 3 Jahren ein Kind zur Welt gebracht, sie ist schon sehr lange Suchtkrank war aber während der Schwangerschaft abstinent, und vor etwa 6 Monaten wurde sie aus ihrer Wohnung delogiert, wegen der Kostenexplosion blieben einige Rechnungen unbezahlt, das Kind wurde ihr abgenommen und entsprechend geht es ihr heute, verwahrlost, depressiv und hoffnungslos. B. wird es wahrscheinlich über diesen Winter nicht mehr schaffen, sie kämpft mit ihrer letzten Kraft gegen all die schlimmen Umstände, die sie wieder einmal obdachlos machten. B. ist eine liebenswürdige Frau, die süchtig ist, was aber keineswegs ein Verurteilungsgrund ist.
Kane, Hubert & Co von der letzten Linz-Tour klommen heute nüchtern zu uns und bitten auch um Lebensmittel. Auf einmal kann Kane auch freundlich sein, er gibt mir sogar seine Hand zum Gruß. Kane geht es nicht wirklich gut, man sieht wie sehr er mit seiner Obdachlosigkeit kämpft, er friert, er hungert und er leidet, sehr. Sein Einkommensnachweis fehlt noch deshalb bekommt er heute lediglich Lebensmittel und eine Thermo-Unterwäsche, bei diesen Temperaturen braucht man diese unbedingt, wenn man unter dem Himmelszelt schlafen muss, bei diesen Temperaturen. Er ist sehr dankbar. Genau wie Hubert, dem die Schuhe im Schlaf gestohlen wurden. Wenn man die neuen Schuhe beim Schlafen neben den Schlafsack stellt, sehen einige die vorbeigehen hier eine gute Einnahmequelle, für die nächste Wodkaflasche. Traurig, dass man überhaupt Menschen bestiehlt, die auf der Straße schlafen und selbst nichts besitzen. Es sind immer wieder die gleichen Rumänen Banden, die man schon kennt und die man schon oft erwischte, aber sie kommen irgendwann nachts, wenn man schläft und nehmen sich alles was man verkaufen kann. Deswegen sind diese Rumänen auch verhasst, im gesamten Obdachlosen-Umfeld, weil sie hinterhältig und verstohlen sind.
Franziska hat sich mittlerweile den nicht gezählten 20. Becher Tee geholt und freut sich, etwas Warmes in den Bauch zu bekommen. Sie hat ihre Emma mittlerweile auf einer Decke platziert, wo es ihr sichtbar besser geht.
Die Warteschlange, sobald einige abgearbeitet sind, wächst wieder so schnell an, dass wir zu diesem Zeitpunkt schon die heutige Anzahl befürchten aber noch nicht genau wissen. 137 Menschen sollen es heute sein, denen wir mit dem Nötigsten aushelfen.
Es wurde in der Zwischenzeit dunkel und unsere Akkulampen zeichnen ein Bild in die Nacht, dass mir gut gefällt und in der Umgebung auffällt.
Der nächste Schützling mit kaputten Schuhen steht hier und fragt ob wir Ersatzschuhe für ihn haben, leider nicht mehr in 42er Größe. Nur mehr 45er und die sind auch nicht wirklich winterfest. Wir schreiben uns den Wunsch für nächste Woche auf und bestücken unsere Kleiderboxen auch mit diesem Wunsch. Peter B. kommt immer zum Schluss, so auch heute, er bittet um ein paar Lebensmittel, so wie auch die letzten gut 20 Menschen, die noch in der Warteschlange stehen, obwohl es schon fast 18 Uhr ist.
Viele unserer Lebensmittelboxen sind schon leer an der Wand aufgestapelt, wieder wurden wir fast total ausgeräumt, es bleibt nicht viel übrig, das wir ins Lager zurückbringen.
Als die letzten beiden durch die Line gingen begannen wir abzuräumen und die Tische einzuklappen, alles in den Bus zu laden.
Der Verteil-Donnerstag ist gelaufen, heute mit toller Unterstützung von „Ves‘“ Familie, weil sie selbst krank wurde. Vergelt’s Gott für diese Hilfe. Dass mich so ein Tag wie heute so richtig erdet, muss ich nicht erst betonen, ich fahre mit einem guten Gefühl zurück ins Lager, obwohl mir wohler wäre, wenn bei diesen Temperaturen niemand draußen schlafen müsste, noch ein paar Grad mehr ins Minus und es kann zum Harakiri werden, wenn man Alkohol trinkt und die Kälte dann später nicht mehr spürt und deshalb Erfrierungen davonträgt. Kein Einzelfall.
Wir laden alles in den Bus und brechen auf Richtung Lager Ansfelden, wo wir wieder alles einlagern, bis nächste Woche so Gott will.
Langsam und doch mit großen Schritten kommt Weihnachten unaufhaltsam näher, und wenn ich ehrlich bin, habe ich heuer etwas Angst, dass manche Menschen die auf der Straße leben müssen, ganz aufgeben könnten, mangels einer Chance wieder wegzukommen von der Straße.
Nach dem ausräumen in Ansfelden setzen wir uns noch kurz für ein Resümee zusammen und diskutieren den heutigen Verteil-Donnerstag und die letzte Linz-Tour.
Ich aber höre in meinem Kopfhörer „Für uns alle“ von Brunner & Brunner, ein tolles Weihnachtslied, und es macht mich nachdenklich, wie wir die Weihnachtszeit heuer erleben müssen, wie weit wir helfen können und wo der Weg zu Ende ist, wir werden es ertragen müssen.
Danke an Euch für Eure Loyalität und Solidarität, Eure Aufmerksamkeit und Eure Unterstützung, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag machen durften.
Vergelt’s Gott und habt großen Dank!
Gott segne Euch!