Eine lange Nacht und ganz viel Regen!
Ein arbeitsreicher Vormittag bei der Spendenannahme im Lager, samstags werden unsere Donnerstagswagerl und die ganzen Trolleys für unseren Verteil-Donnerstag aufgefüllt und kommissioniert. Heute kamen einige tolle, langjährige Spender/innen zu uns ins Lager, war richtig schön für uns. Für unsere Linz-Tour mussten auch alle Boxen aufgefüllt werden.
Leider kam mitten in die Spendenannahme eine Nachricht, die nicht so gut und schön ist, unsere Ingrid muss pausieren aufgrund einer Verletzung. Da wir zurzeit ohnehin zu wenig Helferleins haben für Donnerstag und Samstag, keine gute Aussicht. Wir wünschen unserer Ingrid alles, alles Gute und gute Besserung.Nach der Spendenannahme und einem sonnigen, heißen Nachmittag, dem ich ein paar Schlafstunden abgerungen habe, geht es heute mit Kathi auf unsere Linz-Tour. Zum Vorletzten Mal, da ich ab nächster Woche diese Nacht-Tour bis voraussichtlich September 2021 aussetzen werde. Wie schon des Öfteren angesprochen, muss ich mein Tätigkeitsfeld einschränken, sonst schaff ich es nicht mehr. Kathi hole ich kurz nach 18 Uhr vom Bahnhof ab und wir brechen auf, zum Schillerpark. Von Weitem erkennen uns unsere Schützlinge schon und kommen auf uns zu. Wir aber gehen vorher noch eine Runde durch den Park um alle die uns nicht sehen, auch aufmerksam zu machen, dass wir da sind. Melanie liegt immer noch stark verkühlt im „Bett“ und kann nicht in den Schillerpark kommen. Michael, Elmar, Fin, Affi, Elvisa, Christopher und alle anderen treffen wir am Rundgang und nehmen sie mit zum Bus. Wir haben für die Linz-Tour an Sachen aufgerüstet, wir haben nun auch T-Shirts und Kapuzen-Sweater dabei, neue Crogs und Turnschuhe, weil wir oft danach gefragt werden. Hier wird schon genau hingeschaut wer neue Schuhe braucht und wer neue Schuhe haben möchte, wenn noch gute Schuhe angezogen sind, werden auch keine Neuen ausgehändigt, das ist auch am Donnerstag so. Allen die neuen Schuhe brauchen, bekommen diese auch, aber nicht, wenn die alten noch „gut“ sind. Heute werden aber überwiegend Lebensmittel und Getränke genommen, sowie neue Socken und neue Unterwäsche.
Wie immer bei der Linz Tour sind unsere Schützlinge sehr dankbar und tun das auch kund, Zitat: „Niemand, absolut niemand kümmert sich so um uns wie Ihr das macht“ kommt z.B. von Michael, Mike, Fin und Elmar bestätigen diese Aussage immer wieder. Elvisa ist nach letztem Verteil-Donnerstag auch heute völlig nüchtern und sehr introvertiert und leise. Sie möchte mit mir unter 4 Augen reden, klar, machen wir nach der Ausgabe am Schillerpark, wenn alle anderen weg sind. Es geht Elvisa aufgrund bevorstehender Ereignisse gar nicht gut, sie hat Angst. Leider kann auch ich Elvisa nicht beruhigen und ihr Dinge versprechen, die ich eventuell dann nicht halten kann, das mache ich nicht. Betrübt geht Elvisa von unserem Bus weg. Mike fehlt mir, ich sehe ihn nicht mehr.
Wir fahren weiter zum Volksgarten, Kathi und ich gehen eine Runde, treffen aber keinen unserer Schützlinge und fahren somit weiter zum Bahnhof. Zuerst Tiefgarage dann Terminal, wir parken auf Höhe von Gaby und versorgen sie zuerst. Hier sehen wir Mike neben Gaby tief schlafen, wir stellen auch Mike ein Sackerl mit Lebensmittel und Getränken ins Eck. Roman kommt rüber, er hat uns schon gesichtet, er hätte gerne Cabanossi, Süßes und etwas zu trinken. Roman geht es gut und lebt sein einsames Leben am Terminal. Wir gehen dann weiter unsere Terminal-Runde, an Elke vorbei, ich vermisse Ingrid und Renate. Wir begegnen der ÖBB Security und reden ein paar Worte mit ihnen, und hier werden wir angesprochen auf einen Obdachlosen der „Hatschi“ heißt, kennen wir leider nicht. Er brauche dringend medizinische Hilfe da sein Bein auf das 5-6-fache angeschwollen ist und er eine starke Verletzung am Bein hat. Hatschi ist zurzeit nicht da, er kommt meist so um Mitternacht sagen uns die Security’s. Wir werden später nochmal vorbeischauen.
Wir gehen weiter, rüber zum Bahnsteig und hoffen, Renate dort zu treffen. So ist es auch, Renate sitzt alleine auf einer Bank und liest. Sie erzählt und dass ihre Post, die in eine Obdachloseneinrichtung geschickt wird, verschwindet. Sie wird informiert, dass wichtige Post eingetroffen ist, und wenn sie diese Post abholen möchte, findet niemand mehr den/die Briefe, und da waren schon ganz wichtige Sachen dabei. Andere Schützlinge als Renate, die ebenfalls ihre Postadresse in dieser Einrichtung haben, berichten auch teilweise von solchen Vorkommnissen. Ich finde für eine Obdachlosen-Einrichtung ein absolutes NoGo, wenn Post verschwindet und nicht ausgehändigt wird. Ich kann Renate nur verströsten und ihr zuhören, sie redet sich den ganzen Kummer von der Seele, dass sie weg möchte von der Straße, in eine kleine Wohnung, das wird nicht leicht werden für sie. Wir haben ja 2019 eine kleine Wohnung organisiert für Renate, die sie dann nicht annahm, weil sie unsere Nachhaltigkeit nicht unterschreiben wollte. Wir wollten gemeinsam mit ihr damals von der Mindestsicherung einen Ansparplan für die Kaution machen, den Renate nicht wollte. Wir gaben dann die Wohnung zurück an die GWG, leider. Renate kommt mit zum Bus, weil sie einiges braucht und bittet noch zusätzlich um ein paar Dinge.
Als wir zurückkamen rief ich Roman nochmal zu unserem Bus, weil ich ihm ein „Angebot“ machen möchte. Renate wird ein Sackerl gepackt und ich erzähle Roman, dass mich ein junger Bauer aus Steinhaus angerufen hat, und eine Wohnung hätte, wenn er ein paar Stunden auf dem Hof pro Woche mithelfen würde. Er ist ja gelernter Tierpfleger und stellt gleich fest, Zitat: „Aber den Bimbo spiele ich dort nicht“. Nein, lieber Roman, den Bimbo brauchst Du nicht spielen, sondern ein paar Stunden arbeiten für die warme, trockene Unterkunft. Er willigt ein und ich werde morgen Montag versuchen, alles abzuklären.
Vom Terminal, und mittlerweile ist es schon 21 Uhr, geht’s weiter Richtung Donaulände, ich rufe Dieter vom „Wirt zur ew’gen Ruh“ an; da er mich eingeladen hat, an einer Samstag Nachttour wieder einmal bei ihm vorbeizuschauen. „Natürlich, kommt vorbei“, seine Antwort. Also biegen wir ab Richtung Dieter, der uns auf Cola Zero einlädt und auf einen Plausch, um 21.45 Uhr nehmen wir unsere Tour wieder auf und fahren Richtung Donaulände, zu Florian. Es schüttet mittlerweile wie aus Eimern und im Brucknerhaus ist eine Veranstaltung, wir dürfen trotzdem parken und zu Florian rüber gehen. Er schlief schon und antwortete dann mit „Danke, Nein“. Im strömenden Regen gehen wir zurück und fahren weiter zu Franziska.
Es ist schon 22.45 Uhr und Franziska und ihre Emma freuen sich, uns trotz der späten Zeit zu sehen. Emma geht es gut und Franziska ist gut drauf, bedankt sich für unser Kommen, auch ihr erzähle ich von unserer Sommerpause, aber auch von der Möglichkeit, trotzdem am Donnerstag zum Bus zu kommen. Franziska erzählt uns von Gerald, dass er sich freute über unser dagelassenes Sackerl mit Lebensmittel. Zuerst packen wir für Franziska 2 Sackerl zusammen und dann noch 2 Sackerl für Gerald. Sie begleitet uns zu Gerald, der uns heute sehr freundlich begrüßt und sich für die Lebensmittel von voriger Woche bedankt. Nach der Frage, ob wir rauf dürfen zu ihm, bitte ich Gerald unser Sackerl anzunehmen, da wir es speziell für ihn packten, und er nimmt niemand anderem etwas weg. Lächelnd sah ich Gerald noch nie und er bedankt sich rührend, all die mühsame Zeit mit Geralds „Nein, Danke, ich brauche nichts“ ist endlich vorbei, hoffentlich! Ich bin überglücklich, dass er unser Sackerl annimmt. Franziska erinnert uns an die junge Frau in der nähe vom Dom, ob wir nochmal nachschauen könnten.
Tun wir, jetzt gleich. Wir parken diesmal direkt bei ihr, sie ist wach und bittet um Süßigkeiten, Knabbereien und zu trinken. Wird gemacht. Es schüttet immer noch wie aus Eimern und es ist schon 00.45 Uhr früh, so lange waren wir noch nie unterwegs am Samstagabend. Wir fahren nochmal zum Bahnhof um nach „Hatschi“ zu schauen, und fahren noch weitere 2 Hotspots an und schauen nach, ob jemand Hilfe und Unterstützung braucht. Um 1.20 Uhr fahren wir Richtung Ansfelden, um alles im Lager auszuladen. Wir sind um 1.50 Uhr fertig und ich bringe Kathi noch heim (Danke für deine großartige Hilfe), meine Tour endet dann um 2.30 Uhr und ich bin so aufgewühlt von diesem Abend, dass ich noch ein paar Stunden wach bleibe.
All die verschiedenen Aussagen, Situationen, all unsere Schützlinge geben uns manchmal ein paar Denkaufgaben mit, denen ich mich noch stellte. Hier muss ich bei einigen Aussagen/Feststellungen nochmal nachfragen, in den nächsten Tagen. Mein Tag endet dann um 3.30 Uhr früh, es war ein langer, anstrengender Tag, zu dem ich trotz allem „DANKE“ sage, danke dass wir Tag für Tag, Woche für Woche helfen dürfen. Danke an all unsere Spender/innen und Wegbegleiter, dass wir unsere Schützlinge immer wieder, auf unsere direkte Art, zu unterstützen. Vergelt’s Gott und habt großen Dank, Euch allen einen erholsamen Sonntag und alles liebe. 😊