Die Decke, die immer kürzer wird!
Die Decke, die immer kürzer wird!
Die Wintersaison kommt mit großen Schritten auf uns zu und unsere Schützlinge, die irgendwo im Freien auf der Straße leben und schlafen müssen, haben teilweise große Angst, den tiefen Temperaturen nichts entgegensetzen zu können, sprich, viele haben Angst, vor der klirrenden Kälte, die der Winter manchmal so mitbringt. Natürlich schauen wir ohnehin jede Woche nach, ob es unseren Schützlingen gut geht und ob sie etwas benötigen, wenn es aber unter 0° geht, fahren wir auch öfters aus, und natürlich auch nachts.
Neben der Linz-Tour, die uns jede Woche zu den Hot Spots und den Schlafplätzen der Obdachlosen führt, fahren wir auch Wochentags bei Nacht aus und schauen, ob alles OK ist oder ob jemand etwas braucht, einen warmen Schlafsack, eine warme Decke, eine warme Winterjacke oder warme Winterschuhe, warme Socken oder Thermo-Unterwäsche, wir haben bei diesen Nachtfahrten immer ein umfassendes Sortiment der Wichtigsten Sachen mit dabei.
Unsere Schützlinge danken uns diesen Dienst schon sehr, es gibt auch immer heißen Tee und belegte Brote und auch sonst haben wir immer genug Lebensmittel dabei, so dass auch wirklich alle genug bekommen.
Jedoch wird es für uns auch immer schwieriger, alle Aktionen wie den Verteil-Donnerstag, die Linz-Tour oder die Spendenlieferungen, die wir auch machen, ausreichend finanzieren zu können. Wenn man bedenkt, dass jeder einzelne Verteil-Donnerstag etwa € 1500,- bis € 2000,- kostet, Woche für Woche, eine Linz-Tour etwa mit € 700,- zu Buche schlägt, Woche für Woche, dann kann man ableiten, wohin wir driften. Da haben wir aber noch keine einzige Spendenlieferung zusammengestellt und sind noch nicht mit unserem Transporter tanken gefahren oder haben eine Monatsmiete unseres Lagers bezahlt, hier sind schon große Einsparungen gemacht worden, mehr geht leider nicht. Die enormen Teuerungen haben auch uns mit einer ganzen Breitseite voll erwischt und um ehrlich zu sein, wir wissen noch nicht, was wir neben all den Streichungen, die wir schon gemacht haben, zusätzlich noch ausklammern und einstellen müssen.
Vor ein paar Wochen beschrieb ich die Situation so: „Wir fahren finanziell gesehen auf Sicht und entscheiden jede Woche neu, was im Moment am wichtigsten ist, zu finanzieren“. Natürlich bekommen wir auch Lebensmittel- und Hygieneartikelspenden, aber in der Regel bei Weitem nicht so viele wie wir eigentlich bräuchten, um die Verteil-Donnerstage und Linz-Touren sowie die Spendenlieferungen und unsere Schützlinge über ein ganzes Jahr zu versorgen. Jetzt in der Vorweihnachtszeit werden die Sachspenden wieder mehr, gottseidank, aber Geldspenden bleiben für uns ein enorm wichtiger Faktor, um alle finanziellen Verantwortungen wie z.B. die monatliche Lagermiete, Versicherungen für Lager und Bus, Transporter-Service und Tankungen u.v.a.m., bedienen zu können. Auf „Sicht zu fahren“ heißt hier im Detail, immer aufs Neue zu entscheiden, ob wir diesen Verteil-Donnerstag oder jene Linz-Tour noch machen können oder ob eventuell noch Nächtigungsjetons angekauft werden oder wo man gar weitere Kürzungen machen muss. Also liebe Gönner:innen und Wegbegleiter, bitte unterstützt uns auch weiterhin, damit wir helfen können. Vergelt’s Gott und habt großen Dank für all die Anstrengungen, die ihr in den letzten Jahren geleistet habt.
Zurzeit sind wir in den Startlöchern, der kommenden Wintersaison Paroli zu bieten und für unsere Schützlinge das Beste herauszuholen. Letzte Woche die 1. Linz-Tour in diesem Winter 2023/24 zeigte uns deutlich, wohin die Reise geht. Nicht einmal vor körperlich schwer beeinträchtigten Menschen mit einem Rollator macht man halt, diese zu drangsalieren und zu ohrfeigen, dass die Zahnprothese zerbricht. Wie weit gehen manche Menschen noch? Gottseidank konnten wir den Mann in die Notschlafstelle bringen, wo er auch heute noch ist und wo er im warmen Zimmer ein Bett hat, was uns diesmal 15 Nächtigungsjetons à € 4,50 kostete. Danke der Notschlafstelle, dass sie diesen Herrn zu später Stunde letzten Samstag noch aufnahmen und er nicht weiter auf der Straße vegetieren muss.
Auch erreichen uns viele, viele Anfragen jeden Tag, ob wir bei Mietrückständen oder offenen Betriebskosten aushelfen können, ob wir Kautionen stellen können oder ob wir für Alleinerziehende Frauen oder alleinstehende Frauen Bürgschaften eingehen können. Leider ist uns das alles nicht möglich, was uns teilweise das Herz bricht. Wenn eine Frau in Invaliden-Pension ist, € 456,- Pension bekommt und keine Ausgleichszahlung erhält, die 30m² Wohnung aber alleine schon € 342,- kostet, dann frage ich mich schon, wie man hier den Lebensunterhalt bestreiten soll, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Sie darf jede Woche zu uns kommen und sich Lebensmittel abholen, aber mehr können wir leider auch nicht tun, so schlimm das für uns auch ist hier zusehen zu müssen.
Der große Dank jede Woche von unseren Schützlingen für die Spenden, die wir jede Woche verteilen, ist auch ein Zeichen dafür, dass viele Menschen nicht mehr wissen, woher sie das Nötigste bekommen. Viele Sozialmärkte bekommen weniger oder gar keine Ware mehr, die sie verkaufen könnten, viele Organisationen laufen auf Anschlag und wissen auch nicht, wie das noch weitergehen kann…soll….muss. Überall wird der Sparstift angesetzt und übrig bleiben, die schwächsten Menschen in der Gesellschaft, auf die man ohnehin gerne vergisst. Bitte – Bitte, liebe Leute, helft mit, dass wir unseren Verteil-Donnerstag weiterhin so abhalten können und die Menschen direkt vor Ort mit dem Nötigsten versorgen können.
Früher hatten wir so ein „Versprechen“ gegenüber unseren Schützlingen abgegeben, dass wir niemanden im „Stich“ lassen, niemand soll hungern, frieren oder Not leiden, dieses Versprechen können wir zurzeit guten Gewissens nicht erneuern, weil wir auch nicht wissen, wie sich die ganze Lage entwickeln wird, wie sich die Krisen wenden werden oder weiterhin eskalieren.
Wir tun weiterhin unser Bestes, versprochen!
Dieser Verteil-Donnerstag ist für uns schwer einzuschätzen, früher kamen am Monatsanfang etwa 20-30 Menschen, um sich bei uns Lebensmittel zu holen, diese Zahlen sind längst überholt, wir hatten schon Monatsanfänge dabei, wo über 130 Menschen bei unserem Bus waren, um sich das Nötigste zu holen. Diesmal werden es 84 Schützlinge sein, die uns besuchen, 84 Schicksale am Monatsanfang, hier ist eine eindeutige Tendenz zu erkennen, wir haben das ganze Monat über hohe Besucherzahlen, die wir wertschätzend und verantwortungsvoll behandeln wollen und niemanden bevorzugen werden. Am zweiten eines Monats schon 84 Besucher zu haben, stellt sich langsam als „normal“ heraus, was es aber bei Gott nicht ist.
Die Vorbereitungen laufen wie immer ab, Hilde und Rena sind eingespielt und alle wissen, was wir alles zu tun haben. Was ich übersehen habe, ist die Kleidung aufzufüllen, das wird mich nachmittags einholen. Auch die „Bestellungen“, XXL-Winterjacke, Thermo-Leggins, Haube und Handschuhe packe ich noch zusammen, fülle die Unterhosen und Socken auf, langsam müssen wir wieder an jedem Verteil-Donnerstag 20 Winterjacken und 10 Schlafsäcke mitnehmen, um alle zu versorgen. Auch warme Winterschuhe ist zurzeit ein gefragter Artikel, einige Schützlinge kommen auch jetzt noch in kaputten Turnschuhen oder gar Sandalen, Flip-Flops oder Hausschuhen. Wir stehen vor den ersten kalten Tagen die vielen enorm zusetzen werden. Wir verteilen heuer auch die Nächtigungsjetons sehr zögerlich, da wir diese auch um € 4,50 je Stk. ankaufen müssen und das recht schnell ins unermessliche geht. In den letzten Jahren gaben wir immer einige tausend Euros aus, um genügend Nächtigungsjetons anzukaufen, das geht heuer leider nicht mehr, obwohl die Nachfrage groß ist.
Für unseren Verteil-Donnerstag bekamen wir auch diese Woche wieder ein 3kg Stück feinsten Schinken und 1 Karton bester Äpfel von Michaela Durstberger (Dachcafe Linz), Vergelt’s Gott liebe Michaela. Diesen Schinken packen wir heute in Zentimeterstücke ab und teilen diese nachmittags aus. Auch Cabanossis werden wieder neu abgepackt und leider haben wir auch heute wieder keinen Käse, der oftmals nachgefragt wird. Beim Hofer kaufte ich noch Obst, damit unsere Schützlinge wenigstens ein paar Vitamine bekommen, und diesmal bekommen wir kein Brot gespendet, deshalb müssen wir es zur Gänze selbst einkaufen, ein großer Posten diesmal. Aus ½ kg Brot machen wir ¼ kg und packen es neu ab, das gleiche machen wir mit dem Weißbrot, dass alle etwas bekommen.
Neben all den Vorbereitungen räumen wir noch den Einkauf, den ich tätigte, weg und tragen diesen in die Lagerlisten ein. Schwerstarbeit für uns alle und wir sollten es bald an den akuten Rückenschmerzen merken, aber nichts wie durch. Der Mittagstisch bringt heute einen Kartoffelauflauf mit Schwarzbrot und einige Minuten gemeinsamer Zeit, was uns sehr wichtig geworden ist.
Um 15.05 Uhr brechen wir auf Richtung Linz und wir alle sind gespannt, was heute auf uns wartet. Bei unserer Ankunft warten heute schon etwa 20 Schützlinge, sie werden sich noch gedulden müssen, Start ist erst um Punkt 16 Uhr. Wir räumen den Bus aus und stellen alle Tische auf, der Computertisch wird platziert, davor die Speiseöl-Ausgabe und alle Getränke. Unsere Gaby fragt alle ab, ob noch jemand etwas mag vom Bahnhof, ja bitte 2 Käseleberkäsesemmeln vom Leberkäs-Pepi, auf die freue ich mich jetzt sehr. Inzwischen machen wir weiter alles fertig zu machen. Unser Max ist auch da und kümmert sich um die Warteschlange, verteilt Sandwiches und Brötchen und für alle Raucher: innen 3 Zigaretten.
Gleich zu Beginn melden sich einige neue Besucher, Max nimmt mir das Fotografieren der Unterlagen und das Ausfüllen des Antrages ab, eine riesengroße Hilfe, so kann ich mich um alle anderen kümmern. Max ist, egal auf welchem Posten, eine riesige Bereicherung und Hilfe für unseren Verein, er ist hier Bindeglied zwischen der Warteschlange und mir, der am PC sitzt. Roswitha, Gaby und Thommy kümmern sich heute wieder großartig um die Lebensmittel an den Tischen und unsere Maria steht im Bus bei der Kleidung und bei den Kühlwaren. Brigitte teilt auch heute wieder die Süßigkeiten und Knabbereien aus. Alle wissen mittlerweile auf was es am Verteil-Donnerstag ankommt, und alle bemühen sich ganz toll. Die Warteschlange kann kommen, wir beginnen mit der Ausgabe, nebenbei kümmere ich mich auch noch um mein Leberkäsweckerl, das auch vernichtet werden möchte.
Diszipliniert steht die Warteschlange und rückt langsam vor zu mir, wo die Einkommensnachweise kontrolliert werden. Um keinen Stau bei den Tischen zu provozieren, drossle ich das Einlasstempo, so dass sich niemand auf den Zehen steht. Es kommt immer wieder die Frage nach mehr Lebensmitteln, manche wollen 2…3….4 Dosen Fertiggerichte, leider können wir auch das nicht leisten. Es gibt Fertiggerichte, Dosensuppen, Sugo, Nudeln, Reis, Sauergemüse, Cabanossi, Aufstriche, Eckerlkäse, Kaffee, haltbare Milch, Gemüse und Obst, Hygieneartikel und Süßigkeiten, wir haben jede Woche etwa 60 verschiedene Artikel mit in hoher Anzahl, aber wenn alle statt 2 Dosen 4 Dosen wollen, wäre das nicht mehr zu finanzieren. Auch beim Dosenfisch ist es so, hier könnten wir jede Woche 300 Dosen mithaben, die wären genauso ausgeteilt wie die, die wir jetzt mithaben. Wir sind schon bedacht darauf, dass alle genug bekommen, aber so hohe Stückzahl würde uns überfordern.
Bei Maria im Bus gibt es dann auch noch Kühlwaren wie den Schinken, Pizza Baguette oder Berner Würstel. Hier sind auch alle 2 großen 120l Kühlboxen prall gefüllt mit Sandwiches und anderen Dingen. All jene die beim ersten Mal keinen Einkommensnachweis dabei haben, bekommen erst dann neue Kleidung, wenn sie diesen gebracht haben. Deshalb muss ich ein paar an ihre Pflichten erinnern, bevor sie neue Kleidung mitnehmen können. Und, wer noch gute Schuhe trägt, kann auch nicht mit neuen Schuhen von uns rechnen, da wir keine 2. Ausstatter sind. Wer kaputte Schuhe trägt und den Einkommensnachweis erbrachte, bekommt neue Schuhe, aber nicht jene die gute Schuhe tragen und nur so ein 2. Paar haben wollen, da sehen wir uns nicht in der Pflicht. Auch wenn jemand eine warme Winterjacke trägt und eine bei uns sieht, die ihm besser gefällt, auch hier können wir dem Wunsch nicht nachgeben. Erst wenn die Jacke kaputt ist, erhält er/sie eine neue. Zu oft wurden früher neue Jacken von uns am Bahnhof zu Geld für Alkohol gemacht, was wir schon lange nicht mehr dulden, das geht nicht. Wir haben versprochen, dass Eure Spenden wirklich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden und nicht bei jenen, die sich bereichern möchten.
Die Warteschlange schrumpft langsam, doch immer wieder kommen hinten wieder neue dazu, die Zeit vergeht heute wie im Flug, beim ersten Mal auf die Uhr schauen ist es 17.48 Uhr, Zeit langsam auf das Ende hinzuweisen. Es war wieder ein erfolgreicher Verteil-Donnerstag für das gesamte Team und so packen wir alles wieder in den Transporter und bringen es ins Lager, bis nächste Woche.
Im Lager reden wir noch kurz über die verschiedenen Eindrücke des heutigen Tages und verabschieden uns dann in die Nacht.
Ein großer Dank an unsere Gönner:innen und Wegbegleiter:innen, die uns Woche für Woche diesen Verteil-Donnerstag erst ermöglichen.
Vergelt’s Gott und habt auch großen Dank für die wunderschöne Geste der Unterstützung.
Gott segne Euch! Danke für alles. 😊