Die 1. Linz Tour nach der Sommerpause!
Nach einem arbeitsreichen Spendenannahme-Vormittag im Lager, sind wir gestern zum 1. Mal wieder seit Juni unsere Linz Tour gefahren.
Raus zu den Hotspots und zu unseren Schützlingen, die es am Donnerstag aus irgendeinem Grund nicht zu unserem Bus schaffen. 18 Uhr Abfahrt, Treffpunkt mit Sandra ist Metro-Parkplatz, wir müssen nochmal ins Lager Ansfelden, weil Adrian eine warme Winterjacke braucht. Also, auf geht’s! Im Lager angekommen, zeige ich Sandra zuerst unser neues Lager und suche eine passende Jacke, was ziemlich schnell geht. Angekündigt sind wir um 18.30 Uhr im Schillerpark, als 1. Station. Dort angekommen gehen Sandra und ich eine Runde durch den Schillerpark und keiner unserer Schützlinge ist hier, komisch, aber verständlich, weil ja das Aufenthalts- und Alkoholverbot im Schillerpark sowie im Volksgarten von den Behörden durchgesetzt und abgestraft wird. Diese Hetzjagd ist das peinlichste, was Linz in den letzten Jahren hervorbrachte. Weiter geht es zum Volksgarten, wir drehen 2 Runden bis wir einen Parkplatz in der Landstraße finden, gehen Richtung Volksgarten und sehen schon einige der Obdachlosen auf den Bänken sitzen und liegen.U., Ch., P. und F. kommen nach kurzer Beratung mit zum Bus, weil sie dringend Unterwäsche und Socken und Lebensmittel brauchen. Da wir am Rande der Landstraße parken ist der Gehsteig ziemlich eng, ich pass gut drauf auf, dass keiner der Passanten gestört oder behindert wird. Alle 4 brauchen einen neuen Rucksack, Getränke, Pasta Snacks (Minutenterrinne), Cabanossies und Brot, Fischdosen und andere Lebensmittel. F. hat, wie die anderen schon 2 Paar Cabanossi bekommen, gibt aber mit seiner Bitte keine Ruhe, noch 1 Paar Cabanossi zu bekommen, OK. Auch die zerfledderten Schuhe der Obdachlosen sind weder wasserdicht noch sind sie warm, am Volksgarten teilen wir schon 3 Paar neue Schuhe aus, ui, wir haben heute nur 3 Paar mit, also müssen wir künftig mehrere Schuhe mitnehmen. Notiert! Wir packen alles in die Rucksäcke und machen nach gut einer halben Stunde noch ein Foto und ab zum nächsten Hotspot, zum Bahnhofspark. Peter und Peter strahlen von Weitem schon um die Wette und begrüßen uns. Ein kurzer Plausch und ein Peter kommt mit zum Bus, er braucht dringend eine Thermo-Unterwäsche, es wird schon kalt in den Nächten, 4° ist nicht mehr viel und da fröstelt einem schon sehr bald. Peter ist eigentlich ein robuster Charakter und ein psychisch relativ stabiler Mann, der schon mi vielen Situationen alleine klar kam. Heute moniert er, wörtlich: „Es ist ein Wahnsinn was hier abgeht, man jagt uns wie einen Hund vor sich her, wir müssen auf der Straße schlafen wie ein Tier und werden von keinem als Mensch gesehen“. Tja, leider ist das zurzeit wirklich so und Peter hat Grund genug, das zu sagen. Dann kommen wir noch auf ein paar Obdachlose zu sprechen, die zurzeit andere Obdachlose bestehlen, wenn diese schlafen, ein absolutes Unding! Aber wir können es nicht ändern, sondern nur mit den Leuten reden.
Weiter zur Tiefgarage und anschließend ins Terminal, wo E. und M. in einer Warte-Koje liegen. M. geht es nicht gut, durch seine dauernden Epileptischen Anfälle muss oft die Rettung geholt werden, die M. dann aber oft nicht mitnimmt, weil es keine „lebensbedrohende“ Situation ist. So viel zu unserem Gesundheitssystem. E. und M. brauchen einen Schlafsack und Isomatten, und natürlich auch Lebensmittel. Großer Dank wird uns hier entgegengebracht, wir gehen eine Station innerhalb des Terminals weiter, zu G., der ein Magistratsbediensteter die Matratze und viele ihrer Habseligkeiten nahm und entsorgte, so auch die Matratze. G. hat große Rückenschmerzen, deshalb die Matratze. Auch andere wichtige Sachen wurden einfach entsorgt, in der Hoffnung, dass G. vom Terminal verschwindet. Die Obdachlosen am Terminal erzählen mir auch, dass die Bahnhofs-Security oft durchgeht und die Menschen, die dort schlafen, einfach lautstark anschreit und abfällig beschimpft. Dem werde ich am Montag nachgehen, das kann und darf nicht sein. Man jagt die Obdachlosen durch die Stadt und niemand sagt, wo sie bleiben dürfen. Was soll das? Nachdem wir G. Lebensmittel, warme Unterwäsche und T-Shirt gegeben haben, gehen wir zu Fuß eine Runde. R. ist nicht da, sein Rad steht nirgendwo, später erfahre ich, dass er wieder sitzt, und Frau R. ist auch nicht auf ihrem Stammplatz C1, also auf zum Bahnsteig. Dort angekommen sehen wir sie schon, der Ex-Mann auf der Bank daneben. R. kommt nach einem kurzen Gespräch mit zum Bus und wir packen auch ihr ein großes Sackerl mit Lebensmittel ein und legen dann wieder los, Richtung Donaulände!
Dort angekommen, schläft F. schon, mitten im Morast der aufgeweichten, nassen Wiese. Wir haben ein fertiges Paket für F., 2 Jogginghosen, Crogs in Größe 46 und 3 Paar Socken, er ist überglücklich. Er bedankt sich wie immer auf hochdeutsch und lehnt weitere Hilfe heute ab. Darf er, kein Problem, wir kommen ja ab sofort wieder jeden Samstag beziehungsweise auch Dienstag abends an den kalten Tagen. F. legt sich wieder hin und verstaut seine neuen Sachen, die er von uns bekam, unter seiner Plane. Von F. fahren wir weiter zur nächsten Station, zu F. und G., unter die Autobahnbrücke. G. schläft schon und wir sind leise, Emma, F.‘s Hund erkennt uns schon von der Weite und meldet unseren Besuch an. F. meinte nur: „Walter ich brauche nichts, wir haben alles“. Nach einem kurzen Gespräch kommen doch Wünsche auf, Löskaffee, Milch, Cabanossi und bei dieser Gelegenheit packen wir das Sackerl noch voll. Eine von uns mitgebrachte Jacke sieht F. und fragt, ob sie die haben darf: „Natürlich darfst Du sie haben, wenn du sie brauchst“. Ich händige sie ihr aus.
Zwischendurch ein Anruf aus Vorchdorf, vom ASKÖ Vorchdorf, blieben 60 Stück Schinkenstangerl über, ob wir diese verteilen können. Ja, können wir, Treffpunkt in einer halben Stunde am Bahnhof. Also hier fertig machen, abklären ob F. und G. Kleidung oder was anderes noch brauchen, dann brechen wir auf Richtung Bahnhof, mit dem Versprechen, dass wir: „Mit Schinkenstangerl bald wieder da sind und einige vorbeibringen“. Am Bahnhof warten die Beiden aus Vorchdorf schon auf uns, wir packen ein und machen ein Foto, die Beiden legen noch € 20,- Geldspende drauf mit den Worten: „Unsere Kinder gaben einen Teil des Taschengelds für die Obdachlosen ab“. Eine großartige Geste und tolle Spende, lieben Dank. Also auf geht’s wieder, zuerst noch am Terminal austeilen und dann zu F. und G. zurück, die Schinkenstangerl bringen. Jetzt ist G. munter, und wir geben ihm das Sackerl mit 5 Schinkenstangerl, und es ist das 1. Mal, dass G. direkt von uns Spenden annimmt, bisher gaben wir F. die Spenden und sie gab diese an G. weiter. Toll, das freut mich, dass er nun auch Lebensmittel von uns direkt annimmt.
Mittlerweile ist es bereits 22.30 Uhr, und fahren auf den Gründberg zu M. und bringen die Jacke für A. mit, der gerade bei M. zu Besuch ist. M. bereitet Tee für uns zu und sie erzählt, wie glücklich sie ist, dass sie die Chance bekam in dieses Zimmer zu ziehen. Man merkt auch wie gut ihr das Zimmer tut, nicht immer den widerlichen Wetterprognosen und den kalten Temperaturen ausgesetzt zu sein, sie schaut erholt aus und lächelt glücklich. Tief im Herzen tut das so unendlich gut. Nach einer knappen halben Stunde brechen Sandra und ich wieder auf, zum nächsten Hotspot. Wir finden heute keinen Obdachlosen mehr, den wir mit Lebensmittel und allem, was er bräuchte, versorgen können. Um 23.30 Uhr brechen wir auf ins Lager, um alles wieder auszuladen und einzulagern. Um kurz nach Mitternacht war alles wieder im Lager, Sandra und ich blieben noch bis 3.30 Uhr im Lager und diskutierten über viele Themen, viele Fragen werden beantwortet und Meinungen ausgetauscht. Um 3.30 Uhr sind wir aber beide geschafft, mein Tag läuft ja schon seit Samstag, 6 Uhr früh, also wird es für uns Zeit, den guten Tag, das gute Werk abzuschließen, und in einen erfüllten Feierabend zu gehen.
Diese 1. Linz-Tour nach der Sommerpause war genau richtig, sie war notwendig, sie war gut und sie war auch anstrengend, aber das sind fast alle Aktivitäten, die wir im Rahmen unserer Aktion so machen.
Ich bedanke mich bei Sandra für die tatkräftige Hilfe und bedanke mich bei allen Spendern/innen, dass wir auch diese Linz-Tour heute machen durften. Vergelt’s Gott und habt großen Dank! Einen schönen, erholsamen Sonntag und alles liebe. 😊