Weihnachten für Obdachlose!
![w](https://www.obdachlosenhilfsaktion.at/wp-content/uploads/2024/12/w-8-1200x480.jpg)
Weihnachten für Obdachlose!
Verteil-Donnerstag vom 5.12.2024:
Weil es Menschen gibt, die Nächstenliebe und Wertschätzung leben, nur deshalb konnten wir als Verein seit 2016 überhaupt als rein spendenfinanzierter Verein überleben. Ohne einen Cent Förderung ist es für einen privaten Verein wie unserer, schwer seinen Aufgaben nachzugehen und Menschen zu helfen.
So ein Mensch war der uns unbekannte Herr K. aus Steyr, der ein großes Vermögen hinterlässt und unter anderem auch uns testamentarisch mit einem Teil bedachte. € 10.000, - Geldspende wurde uns von der Notarin mitgeteilt, würden wir aus diesem Nachlass erhalten. Das ist eine sehr hohe Summe, mit der wir weder gerechnet haben, noch hätte ich es mir träumen lassen, dass so eine Spende überhaupt einmal zustande kommt. Diese Geldspende kommt zum rechten Zeitpunkt und wird zur Gänze, getreu unserem Versprechen, für unsere Schützlinge eingesetzt. Ich kannte Herrn K. nicht und kenne oder kannte auch nicht seine Intention, uns diese Spende zukommen zu lassen, aber es ist einfach toll. Vergelt’s Gott und Danke!
Die meisten Spender:innen, die uns eine Geldspende zukommen lassen, wollen auch anonym bleiben und vermeiden Öffentlichkeit. Es würde vermutlich eine Anfragelawine zur Folge haben, wenn solche Spenden nicht anonymisiert würden.
Wir stehen kurz vor Weihnachten, wo man gerne schenkt und gerne spendet, wenn man kann und einem diese Spende ein echtes Anliegen ist. Zu Weihnachten ein wenig Glanz in die Augen jener Menschen zu zaubern, die nichts mehr oder nicht mehr viel haben, ist ein wunderschönes Gefühl und ganz sicher auch eine große Geste in Demut vor dem Leben.
Zu Weihnachten denkt man zuallererst an Kinder, gemeinsam Zeit zu verbringen und Kindern einen Zauber ins Gesicht zu zeichnen, das ist halt das Schönste, was man zu dieser Weihnachtszeit erleben kann. Wenn man aber keine eigenen Kinder hat, so wie ich, kümmere ich mich intensivst um diese Zeit, um unsere Schützlinge, die auch niemanden mehr haben, von dem sie eventuell ein Weihnachtsgeschenk bekommen würden. Und hier ist es ein Gefühl der Hoffnung, wenn man spürt, dass da draußen in dieser trostlos gewordenen Welt noch jemand eine Weihnachtsschuhschachtel für dich als armer, obdach- oder wohnungsloser Mensch übrighat. Hier geht es primär nicht um den Warenwert des Inhalts, sondern um die Geste und die Mitteilung, dass da jemand an unsere Schützlinge denkt und ein Geschenk gepackt hat.
An Heiligabend, während viele Menschen in ihren warmen, geschmückten Häusern feiern, haben obdachlose Menschen oft ganz andere Gedanken und Gefühle. Stellen wir uns vor, wie dieser Abend aus der Sicht eines Obdachlosen aussehen könnte:
Es ist der 24. Dezember, und während ich durch die Straßen gehe, sehe ich all die Lichter, die Fenster, die festlich dekoriert sind. Durch die Scheiben kann ich Familien sehen, die gemeinsam lachen, essen und Geschenke austauschen. Es ist ein Anblick voller Wärme und Zusammengehörigkeit – etwas, was für mich in weiter Ferne liegt.
Die Kälte beißt in meine Haut, selbst durch die Schichten alter, schmutziger Kleidung. Die Dunkelheit und Einsamkeit sind in dieser Zeit des Jahres besonders schmerzhaft. Während die Welt um mich herum fröhlich und festlich wirkt, fühle ich mich mehr als jemals zuvor wie ein Außenseiter.
Die Erinnerungen an vergangene Weihnachtsfeste, als ich noch ein Zuhause und eine Familie hatte, kommen zurück. Ich denke daran, wie schön es war, ein festliches Essen zu teilen, die Freude in den Augen meiner Lieben zu sehen und selbst kleine Gesten der Zuneigung zu erleben. Diese Erinnerungen sind nun bittersüß, sie wärmen mein Herz und fügen mir gleichzeitig unsagbaren Schmerz zu.
Doch es gibt auch kleine Lichtblicke. Menschen, die mir eine warme Mahlzeit, eine Decke oder ein freundliches Wort schenken. Diese Gesten erinnern mich daran, dass ich nicht völlig vergessen bin. Manchmal treffe ich auf andere Obdachlose, und wir teilen für einen Moment unsere Geschichten und unsere Hoffnung, dass es bestimmt irgendwann besser wird.
An Heiligabend wünsche ich mir nichts mehr, als ein Gefühl von Zugehörigkeit und Wärme. Ein Ort, an dem ich mich sicher fühlen kann. Ein Zuhause. Während die Nacht dunkler wird und die Kälte intensiver, halte ich an dieser Hoffnung fest und an dem Glauben, dass auch für mich eines Tages ein Licht am Horizont erscheinen wird und meine Obdachlosigkeit ein Ende hat.
Diese Gedanken und Gefühle zeigen die Herausforderungen, aber auch die Hoffnung und Menschlichkeit, die selbst in den schwierigsten Zeiten bestehen bleiben.
Ich freue mich schon wieder auf den 19.12.2024, unser letzter Verteil-Donnerstag vor Heilig Abend. An diesem Verteil-Donnerstag gibt es Geschenke für unsere Schützlinge und außerdem ein heißes Gulasch mit Knödel und warmes Kraut, und als Draufgabe noch selbst gemachte Pofesen. Gespendet von Jaqueline R. aus Handenberg, die uns an diesem Verteil-Donnerstag auch hilft, das Essen auszugeben. Wir haben schon tolle Spender:innen mit viel Empathie für unsere Schützlinge.
Weihnachten ist eine Zeit der Freude, des Zusammenkommens und des Gebens. Doch es ist auch eine Zeit, in der das Verhalten und die Erwartungen vieler Menschen ins Rampenlicht rücken. In Bezug auf Weihnachtsgeschenke zeigt sich oft ein interessantes Spektrum an Verhaltensweisen und Einstellungen. Zu Weihnachten ein Geschenk zu schenken, soll keine finanzielle Mammutaufgabe für die Eltern/Freunde sein, die schenken wollen, aber viele hinterlegen ihre ausgewachsenen Geschenks Wünsche an den richtigen Adressen und gehen davon aus, dies oder jenes hochpreisige Geschenk einzustreifen, nur deswegen, weil es auch die letzten Jahre immer so war. Oft ist Dankbarkeit Fehlanzeige und es kommen oft noch weitere Wünsche dazu. Muss ich nicht verstehen!
Für viele Menschen ist Weihnachten eine Gelegenheit, sich mit Familie und Freunden zu treffen und gemeinsam Zeit zu verbringen. Traditionen wie das Dekorieren des Weihnachtsbaums, das Singen von Weihnachtsliedern und das gemeinsame Festessen stehen im Mittelpunkt. Einige Menschen nutzen diese Zeit auch, um anderen zu helfen, sei es durch Spenden oder ehrenamtliche Arbeit.Weihnachten ist das Fest der Liebe, der Familie, ein Fest um Jesus Christus. Aber an diesem Grundgedanken halten nur mehr wenige Menschen fest, Weihnachten ist für die meisten Menschen eher Urlaub, Weihnachtsgeld, Weihnachten sind Geschenke und Weihnachten ist oft auch ausgewachsene Dekadenz, die sich widerspiegelt.
Geschenke sind ein Ausdruck der Wertschätzung und Liebe. Viele Menschen legen großen Wert darauf, persönliche und durchdachte Geschenke auszuwählen, die dem Empfänger Freude bereiten. Dabei spielt nicht der materielle Wert, sondern die Geste und der Gedanke dahinter die größte Rolle. Mit nichts mehr zufrieden zu sein, ist eine Tendenz unserer heutigen Gesellschaft, die Geschenke wurden im Laufe der Jahre immer teurer und immer größer, oft wurden dafür extra Kredite aufgenommen, und da geht schon gewaltig etwas schief bei diesen Menschen, sorry für meine deutlichen Aussagen, aber ich verstehe es eben nicht, und ich glaube ich will es auch gar nicht verstehen. Für mich stand so ein Geschenke-Strip-Tease und absolut unterirdischen Weihnachtsgeschenks-Turbo nie auf dem Plan, wird es auch nie, weil für mich ganz andere Werte wichtig sind, mit Freunden gemeinsam Zeit zu verbringen und das höchste Gut, das man zu schenken bereit ist, zu geben, Liebe und Wertschätzung. Das Schenken zu Weihnachten hat eine lange Tradition.
In unserer Konsumgesellschaft neigen viele Menschen dazu, es mit den Geschenken zu übertreiben. Große und teure Geschenke können manchmal mehr Stress als Freude verursachen, sowohl für die Schenkenden, die sich verpflichtet fühlen, viel auszugeben, als auch für die Empfänger, die unter Umständen nicht wissen, wie sie diese Großzügigkeit erwidern sollen. Diese Übertreibung kann die eigentliche Bedeutung von Weihnachten, nämlich Gemeinschaft und Besinnlichkeit, in den Hintergrund drängen.
Weihnachten sollte in erster Linie eine Zeit der Nähe und Freude sein. Das Schenken sollte von Herzen kommen und nicht zu einem Wettbewerb ausarten. Letztlich sind es die gemeinsamen Momente und die Liebe, die Weihnachten unvergesslich machen, nicht die Größe oder der Preis der Geschenke
Seit 13 Jahren schenke ich all meine Zeit, meine Kraft und all meine Geduld unseren Schützlingen, und ich kann nicht sagen, wie lange ich dieses Vereinsleben noch leben kann oder noch leben will, da auch ich Mensch bin und noch etwas vom Leben haben möchte. Aber das wird sich zeigen.
Ich bin aber eines auch ganz bestimmt nicht, Richter oder Kläger, über solches Verhalten, aber ich mache mir schon große Sorgen, wohin wir als Gemeinschaft schlafwandeln, das aufwachen könnte weh tun, sehr weh.
Etwas zu geben und zu schenken kann so guttun, der Seele, dem Herz und für die Erfüllung in Nächstenliebe. Was ist schon ein Urlaub, eventuell eine Uhr, das 50. neue Kleid, das 30. Paar neue Schuhe, €1000,- oder mehr als Geldgeschenk, was sind das schon für Geschenke im Gegensatz zu gemeinsamer Zeit bei einem schönen Gespräch, bei einem gemeinsamen Abendessen oder einem ausdauernden Spaziergang. Gemeinsam Zeit zu verbringen ist das persönlichste Geschenk das man schenken kann, und auch das wertvollste, wenn man kein Materialist ist.
Weihnachten kann trotz aller Herausforderungen ein Lichtblick für obdachlose und arme Menschen sein. Mitmenschlichkeit und Solidarität machen diese Zeit besonders für unsere Schützlinge und zeigen, dass auch in schwierigen Situationen Hoffnung und Unterstützung möglich sind.
Wir machten bis vor wenigen Jahren noch eine Weihnachtsfeier am Heiligen Abend, gemeinsam mit den Obdachlosen, und da wurden viele Tränen geweint, viele Sterne in die Augen gezaubert, es war eine wundervolle Erfahrung, die ich machen durfte. Leider ist das nicht mehr möglich, weil uns die Räumlichkeiten fehlen. Aber ich bin überglücklich, das gemeinsam mit unseren Schützlingen erlebt zu haben, und glaubt mir, da ging es um keine hochpreisigen Weihnachtsgeschenke, nein, da ging es um Öffi-Fahrkarten, um Jeton für die Notschlafstelle, um einen neuen Duft eventuell den jemand einpackte und verschenkte. Aber wir hatten auch andere Weihnachtsgeschenke, per Zufall fanden wir 4 gleiche Packerl, in denen jeweils ein stinkendes, zerschnittenes T-Shirt gelegt wurde, zusammen mit lauter geöffneten und verschimmelten Hygieneartikeln in Probepackungsgrößen. Es wurde aber auch eine Damenunterwäsche, ungewaschen und noch mit der benutzten Monatshygiene versehen, eingepackt und sollte an jemanden verschenkt werden. Das ist so absolut bösartig, hier lasse ich auch keine Ausrede gelten, das ist so widerwärtig und niederträchtig, dass ich es kaum in Worte kleiden kann. So etwas macht man doch nicht, wenn man halbwegs unfallfrei durchs Leben gehen kann und man das Leben erfolgreich bewältigen kann, ich frage mich seither immer wieder, wer macht so etwas und auswelchem Grund? Jedenfalls total sinnbefreit und unterirdisch so ein „Weihnachtsgeschenk“.
Die meisten unserer Spender:innen aber wollen gutes tun und dem einen oder anderen Menschen eine Freude machen, und das freut mich besonders. Auswüchse der besonderen Art gibt es immer wieder, aber oben beschriebene Geschenke sind keine Geschenke, das sind abgrundtiefe Bosheiten. Ich wünsche mir, dass heuer kein solches „Geschenk“ dabei ist und dass jedes einzelne Geschenk etwas Hoffnung, Liebe und Wertschätzung bringt.
An Heiligabend wünschen sich viele obdachlose Menschen vor allem eins: ein Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit. Hier sind einige Dinge, die sie sich an diesem besonderen Abend am meisten wünschen könnten:
Ein warmes Essen: Ein festliches Mahl in Gesellschaft, das ihnen ein Gefühl von Normalität und Feierlichkeit vermittelt.
Ein warmer und sicherer Ort: Ein Platz, an dem sie die Nacht verbringen können, geschützt vor der Kälte und den Gefahren der Straße.
Gesellschaft und menschliche Wärme: Zeit mit Menschen zu verbringen, die sie nicht verurteilen, sondern ihnen zuhören und sie als Individuen und Menschen schätzen.
Ein Gefühl der Hoffnung: Kleine Gesten der Freundlichkeit und Großzügigkeit, die zeigen, dass sie nicht vergessen sind und dass es immer Hoffnung gibt.
Zugang zu Hilfsangeboten: Unterstützung bei der Suche nach langfristigen Lösungen, wie Zugang zu Unterkünften, Arbeitsmöglichkeiten oder gesundheitlicher Versorgung.
Diese Wünsche spiegeln grundlegende menschliche Bedürfnisse wider und erinnern uns daran, wie wichtig es ist, besonders in der Weihnachtszeit Mitgefühl und Solidarität zu zeigen. Es ist immens wichtig, das Mitgefühl und die Unterstützung, die während der Weihnachtszeit gezeigt werden, das ganze Jahr über aufrechtzuerhalten. Kontinuierliches Engagement und langfristige Lösungen sind entscheidend, um obdachlosen Menschen zu helfen, ihre Situation zu verbessern und ihnen Hoffnung für die Zukunft zu geben.
Die Nachweihnachtszeit kann für obdachlose Menschen eine schwierige Phase sein. Während die Feiertage oft von mehr Aufmerksamkeit und Unterstützung für unsere Schützlinge begleitet werden, lässt dieses Engagement nach den Feiertagen häufig nach. Hier einige Aspekte, die für obdachlose Menschen in der Nachweihnachtszeit besonders relevant sind:
Abnehmende Aufmerksamkeit: Die Spendenbereitschaft und das öffentliche Interesse nehmen oft nach Weihnachten stark ab, was bedeutet, dass obdachlose Menschen ab dann weniger Unterstützung erhalten.
Kälteeinbrüche: Der Winter kann manchmal besonders hart sein, da die Temperaturen oft sehr tief sinken. Warme Kleidung und Winter-Schlafsäcke, die während der Feiertage gespendet wurden, können lebenswichtig sein und Leben retten.
Einsamkeit und Isolation: Nach den Feiertagen fühlen sich viele Obdachlose, besonders einsam, da die Spendenfreudigkeit vorbei ist und sie so wieder den täglichen Überlebenskampf kämpfen müssen, jede/r für sich, alleine und hoffnungslos.
Bedarf an kontinuierlicher Unterstützung: Hilfe und permanente Unterstützung sind weiterhin von entscheidender Bedeutung, um obdachlosen Menschen langfristig etwas Hoffnung zu schenken, einschließlich Zugang zur Notschlafstelle, zu regelmäßigem Essen und einer dauerhaften medizinischen Versorgung, auch wenn man keine Leistung erhält und man nicht krankenversichert ist.
Neue Hoffnung und Ziele: Der Beginn des neuen Jahres kann auch eine Zeit des Neubeginns und der Hoffnung auf bessere bzw. andere Zeiten sein. Einige oberösterreichische Organisationen bzw. Vereine nutzen diese Zeit, um Programme zur Wiedereingliederung und Selbsthilfe zu fördern.
Unser Verteil-Donnerstag wurde in den letzten Wochen von vielen Menschen fast überschwemmt, an den letzten 3 Verteil-Donnerstagen waren genau 363 Menschen bei uns um sich das Nötigste zu holen. Heute werden es am Schluss des Tages 84 Besucher sein, die sich heute in die Warteschlange einreihen.
Der Vormittag des Donnerstags bildete sich schon am Montag als schwierig ab, da wir uns zum Wochenbeginn entscheiden mussten, was wir künftig aus dem Tiefkühllager noch für den Verteil-Donnerstag verwenden werden können und was nicht mehr. Am Mittwoch haben wir genügend aus dem TK-Lager geholt um es teilweise bis Donnerstag auftauen zu lassen. Gebäck lassen wir aufgehen und backen es am Donnerstagvormittag dann fertig. Zurzeit haben wir nur einen kleinen Aufback-Ofen wo wir lediglich 6 Brötchen zeitgleich backen können, entsprechend langwierig ist diese Aufgabe jeden Donnerstag. Wir bekamen vor Wochen einen großen Backofen einer großen Gebäckfirma, der war jedoch wegen eines kaputten Heizungsstabes nicht in Betrieb. Manuel F. orderte sofortige Hilfe und brachte den Ofen zur Reparatur, wo wir ihn in den nächsten Wochen kostenlos repariert wieder zurückbekommen. Vielen lieben Dank für diese großartige Hilfe.
Der Donnerstag heute war frühmorgens schon gezeichnet von Stress, da wir eine große Abholung in Asten hatten, wo wir eine tolle Spende bekamen. 4 Paletten Kühl Ware vom Feinsten, die wir Großteils in unser Kühllager brachten, um es an den künftigen Verteil-Donnerstagen noch zu verteilen.
Heute Vormittag kommt auch Sr. Ida aus Vöcklabruck, vom Quartier 16, die sich vor Weihnachten noch einige Lebensmittel und 4 von Christian A. gespendete Christbäume, abholt. Wir gehen gemeinsam durch unser Lager und packen noch etwas zusammen, damit Sr. Ida mit den Lebensmitteln über die Runden kommt bis Februar, denn erst dann gibt es die nächsten Spenden für die Einrichtungen.
Der Vormittag vergeht im Flug und zu Mittag warte ich schon gespannt auf Karl, der mich heute beim Beladen unseres Transporters ablösen muss, irgendwie ist heute bei mir die Luft raus und merke es am ständigen Schwindel und meiner Atemnot.
Um 13.30 Uhr kommt Karl und wir helfen alle zusammen, um dann um 15 Uhr aufzubrechen, nach Linz. Heute mit dabei unsere Doris, Karl, Sandra und Ingrid fahren separat mit dem PKW, wobei ich mehr als glücklich bin, heute genug Helferleins zu haben. In Linz angekommen packen wir aus und stellen alles auf, da kommen schon komische Aussagen von den Wartenden, das ich aber sofort abkläre und verstummen lasse. H., der jetzt wochenlang nicht da war, steht heute wieder in der Warteschlange und frönt seinem bayrischen Mundwerk mit derben Sprüchen. H. hat für alles eine Erklärung, eine Ausrede und einen Wunsch gleich noch obendrauf, auf den wir aber schon lange nicht mehr eingehen.
16 Uhr, alles ist aufgebaut, und der leichte Wind macht es heute wirklich kalt, gefühlt so etwa -3°, nach einer gewissen Zeit fühlt man die Finger nicht mehr richtig, wegen der Kälte, die Füße halten wir uns durch Asphaltstampfen warm und bleiben immer in Bewegung. H. geht als erster durch und holt sich Lebensmittel, und er äußert Wünsche bei den Fertiggerichten, das möchte ich gerne haben und das mag ich gar nicht. Da wir nicht auf die Wünsche von so vielen Menschen eingehen können und auch nicht wollen, gehe ich zu H. und bringe ihm bei, dass er entweder das nimmt was er angeboten bekommt oder er es sein lassen soll, wir haben viele Lebensmittel mit aber nicht das Repertoire, dass wir alle Wünsche jedes Einzelnen erfüllen können, deshalb gleiches Recht für alle, dass alle das zu nehmen haben, was wir ausgeben. H. ist persönlich beleidigt und geht an mir murmelnd vorbei.
Plötzlich kommt K. schimpfend von Kaja zu mir, Zitat: „Ihr seid Ratten, ihr seid das Letzte …. .„ K. brachte einen Einkommensnachweis und ich irrte mich in der Person, ich glaubte K. hätte die Einkommensgrenze für die Ausgabe von unseren Lebensmittel deftig überschritten, und sagte ihm dass er zu viel Einkommen hätte, was ein Irrtum war. Noch ehe ich reagieren konnte ging er schnellen Schrittes weg von uns und ich klärte sofort ab, ob ich einen Fehler machte, was hier eindeutig der Fall war. Leider war K. schon weg und ich konnte mich nicht mehr entschuldigen und meinen Fehler revidieren. Um 23 Uhr schrieb er mir dann noch ein bitterböses Mail, wo er uns als Team beschimpft und Kaja als „pervertiert“ beschimpft und wir würden mit ihm wie mit einem Hund reden. Ich antwortete K., dass ich mich irrte aber dieses bitterböse Mail nun eindeutig zu viel ist, um K. noch einmal an unserer Spendenausgabe teilnehmen zu lassen. K. beschimpft uns in dem Mail so derb, dass ich das hier gar nicht wiedergeben möchte. Jedenfalls ging das kräftig in die Hose, wenngleich ich sofort meinen Fehler einsah und revidieren wollte, was aber unmöglich war, weil K. schon gegangen war. Derbe Beschimpfungen dieser Art lassen wir uns auch in diesem Fall nicht gefallen, und das schrieb ich K. schlussendlich.
Der Verteil-Donnerstag ist sonst ruhig und diszipliniert, alles geht ruhig von Statten, mittendrin Frau M., der ich heute private €70,- in die Tasche stecke und die überglücklich ist und sich immer wieder bedankt. Sie verspricht mir, am Verteil-Donnerstag vor Heilig Abend, am 19.12.2024 zu uns zu kommen, da gibt es Weihnachtsgeschenke und heißes Gulasch mit Knödel und warmen Kraut. Es ist mir wichtig, dieser Frau ein schöneres Weihnachten als sonst bereiten zu können, mal schauen ob mir das gelingt.
Zwischendurch kommen immer wieder fremde Menschen, die unsere Lebensmittel begutachten und hineingreifen, was unser Team immer wieder unterbindet. Niemand hat in die Lebensmittelboxen zu greifen, wir geben die Artikel aus.
Die Nacht ist hereingebrochen und die Kälte nimmt gefühlt noch um einiges zu, mittlerweile kroch die Kälte schon in alle Poren und lässt uns alle frieren. Unsere Akkulampen leuchten und es macht ein wunderschönes Bild, wenn man sich unseren Verteil-Donnerstag von einer kleinen Entfernung anschaut.
Dann kommt S., der in der Notschlafstelle schläft, aber von dort weg möchte. Letzte Woche vergaß ich sein Zelt, wofür er mich lautstark maßregelte, weil er wegen dem fehlenden Zelt nicht weg kann aus der NOWA (Notschlafstelle). Ich versuchte ihm zu erklären, dass ich nicht nur sein Zelt im Kopf habe und ich seine Kritik nicht verstehe. Jemand der so fordernd und vorlaut ist wie S., kommt ziemlich schnell an meine Grenzen. S. hat bisher keinen Einkommensnachweis erbracht und wollte heute einen Rucksack, einen Schlafsack, Isomatte, eine warme Jacke, warme Winterschuhe usw., was ich ablehnte. Gleiches Recht für alle, alle müssen Einkommensnachweise bringen um unser gesamtes Repertoire nutzen zu können. Alle haben 3 Wochen Zeit einen gültigen Einkommensnachweis zu erbringen, und in diesen 3 Wochen gibt es ausschließlich Lebensmittel. S. händige ich lediglich ein 2-Mann Zelt aus, alles andere bekommt er nach dem Einkommensnachweis.
Bisher hatten wir wenig Pause, es waren immer Wartende da und wir rätselten zu diesem Zeitpunkt, wieviel Schützlinge heute da waren, denn langsam geht es dem Finale entgegen, 17.50 Uhr.
Da kommt von C. mit seiner Freundin, der ebenfalls noch keinen Einkommensnachweis erbrachte und den ich darauf hinweise, dass er keine Kleidung mehr bekommt ohne diesen. Worauf er mich dann aus heiterem Himmel beschimpfte, mich bedrohte und immer wieder andeutete, dass er mir körperlich weh tun möchte. Er tickte völlig aus, Zitat: „F….. deine Mutter, du dreckiges A……ch, ich zeige dich an du Wichser usw.“. Er schrie so laut, dass das ganze Umfeld hellhörig wurde, und seine Freundin behauptete, weil ich C. an der Schulter einen ganz leichten Tab gab, warum ich C. schlage. Mein gesamtes Team hat gottseidank die ganze Handlung lückenlos gesehen und gehört, hat kopfschüttelnd und beruhigend auf den jungen Mann eingeredet, leider vergebens. C. ging immer wieder los auf mich und wollte mit der Faust zu Gewalt ausholen, was mir nur noch ein Lächeln kostet, ihn aber noch wütender machte. Seine Freundin meinte dann, sie werde Beschwerde bei der Caritas einlegen und ich werde meinen Job verlieren. Ich erklärte ihnen, dass wir ein eigener Verein sind und er kein recht auf Spenden von uns habe, Zitat: „Ich werde nächste Woche auch wieder kommen und mir hier Lebensmittel holen, wenn es sein muss mit Gewalt“, und hier war Schluss für mich, ich machte ihm deutlich, dass wenn er nächste Woche kommt, ich die Polizei holen werde, er wurde von Minute zu Minute noch wütender, bis seine Freundin lautstark schrie: „C. ist krank, er ist an paranoider Schizophrenie erkrankt und warum geht ihr auf einen kranken Menschen los“. Zum ersten wusste niemand von uns von seiner Erkrankung und zum zweiten, ist das kein Grund so auf mich loszugehen, solche Dinge gegen mich und mein Team in den Himmel zu schreien, auch C. hat sich gesittet und diszipliniert einzuordnen bei uns, alles andere kann einfach nicht geduldet werden bei so vielen Besuchern. Wer so auf uns losgeht, liebe Leute, muss sich künftig die Lebensmittel woanders holen, weil wir jeden Tag, Woche für Woche, unsere ganze Kraft in den Verein setzen, und ganz sicher nicht um dann auf so eine Art beschimpft zu werden. Ich stelle mich hier vor mein Team, und ja, es ist egal, auch wenn jemand psychisch krank ist und keine Betreuung als Begleitung hat, auch C. muss sich einordnen und besinnen. Auch er und seine Freundin haben künftig Verbot bei uns, Gewalt anzudrohen geht bei uns gar nicht, wir sind alle ehrenamtlich und somit frei von auferlegten Entscheidungszwang. Wir entscheiden selbst, wie wir mit problematischen Menschen umgehen und wie weit wir eskalieren lassen, bevor wir abbrechen.
Es ist Zeit alles zusammenzuräumen, ich zittere in Schulter, Knien und Händen, vor diesem Szenario um C.. Ich leere den über gebliebenen Tee aus und schaue immer zur Seite ob C. nicht eventuell wieder kommt, mit irgendeinem Prügel um mir eine drüberzuziehen. Der Mann hat ein immenses kriminelles Potential, wenn er das wahr machen würde was er mir alles androhte. Aber ich will diesen „Herrn“ auch nicht größer machen, als er ist.
Wir laden im Eiltempo ein und brechen nach Ansfelden auf, um dort auch im Eilzugstempo alles auszuladen und wieder einzulagern. Nachdem die Arbeit getan ist, setzen wir uns im Lager noch zusammen und diskutieren den heutigen Verteil-Donnerstag. Bei allen Helfern im Verein bleibt bei diesem eigentlich sehr schönen Verteil-Donnerstag ein schaler Beigeschmack, wegen C.. Über 1 Stunde lang reden wir vom heutigen Nachmittag und suchen im Nachhinein nach adäquaten Lösungen, die wir heute nicht finden.
Gegen 20.30 Uhr fahre ich aus dem Lager Richtung Heimat, ich muss noch kurz meinem Nachbarn etwas bringen, wo ich noch zu einem Abendessen eingeladen werde. Danke Walter und Michaela!
Dieses Posting kostete mich heute wieder 8 Lebensstunden und 14 A4-Seiten meines Lebens, indem ich versuchte, Euch liebe Leser:innen in unseren Vereinsalltag mitzunehmen.
Danke all unseren Spender:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag abhalten durften.
Ich höre grade im Kopfhörer Georg Danzer: „Von Scheibbs bis Nebraska“, ein genialer Song, den ich liebe.
Morgen Samstag, den ganzen Tag bis abends Lagerarbeit und Spendenannahme, übermorgen, am Sonntag dürfen wir im Linzer Dachcafe bei Michaela Durstberger unsere Weihnachtsfeier abhalten. Ich freue mich schon sehr darauf.
Ich wünsche Euch ein erholsames Wochenende und einen schönen, stillen 2. Advent.
Gott segne Euch!
- w
- w
- w
- w
- w
- w
- w