Ein unschöner Nachmittag in Linz!
Die Woche begann...
...ja mit schönen Vorzeichen, die mir Mut machten. Am Dienstag fuhren wir zuerst mit einer Spendenlieferung nach Salzburg, in die Soziale Arbeit. Dort geht es immer richtig schnell, bis alles ausgeladen und fürs Fotografieren zurechtgerückt ist. Um 8Uhr haben wir begonnen und um 8.15Uhr waren wir fertig. Also dann gleich wieder auf die Autobahn, wir haben heute noch Termine. Z.B. um 14 Uhr im Billa Plus Ansfelden, da wird die Aktion, die für uns ins Leben gerufen wird, gestartet, mit Fototermin. Mit dabei sein werden Christian, Brigitte, Rena und ich. Rena wird die Fotos machen. Danke dafür!Als wir um 13.50 Uhr im Billa Plus Ansfelden erscheinen wird uns schon geflüstert, dass schon 8 Spendensackerl verkauft wurden. Wow, großartig. Der Fototermin ist gleich geschafft, danach werden noch die Einzelheiten über die Abholungen besprochen, bevor wir wieder Adieu sagen. Dienstagnacht um 2.15Uhr dann ein Anruf der Polizei, sie haben einen neuen Obdachlosen aufgegriffen und der braucht Winterschuhe, Winterjacke, Schlafsack und Isomatte sowie ein paar Lebensmittel. OK, also auf ins Lager, unser „Not Paket“ holen und nach Linz fahren. Der Obdachlose ist gleich gefunden, er kommt aus Innsbruck und weiß nicht, warum er jetzt in Linz ist. Ich übergebe ihm das Not Paket und rausche wieder heim. 4.10Uhr früh, eine gute Zeit sich wieder schlafen zu legen. Bis 7.30Uhr, dann geht’s ins Tiefkühl- und ins Kühllager, alle Sachen holen für den Verteil-Donnerstag.
Irgendjemand hat immer was dagegen, wenn ich gerade nicht um 6Uhr aufstehen muss, mich dann trotzdem um 6Uhr früh wegen unwichtigen Dingen, anzurufen. Schlafen ist Luxus, also bleibe ich gleich auf. Am Vormittag die beiden kalten Läger, am Nachmittag dann einige Besorgungen für unsere Schützlinge. Wisch Mob, Besen, Pfannen und Töpfe u.v.a.m.. Der Mittwoch vergeht wie im Flug und ich werde wieder am Donnerstagfrüh, um 3Uhr geweckt, um wieder das Not Paket zu holen und wieder nach Linz zu fahren. Kurzum, ich bin um 4.30Uhr wieder daheim und lege dann um 6Uhr früh los, im Lager. Alle Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, wen der Wettergott mitspielt wird es heute sonnig, aber kalt. Mal schauen.
Morgens hole ich den Einkauf vom Hofer ab und fahre dann gleich wieder ins Lager, Bernadette kommt um 9Uhr, Rena und Barbara um 10Uhr. Das geht gut. Zwischendurch einige Anrufe bezüglich Kleiderspenden, die ich leider wegen Platzmangel absagen muss. Günther, unser Schützling, der wieder im Krankenhaus liegt, ruft mich an und streitet jeden Alkoholkonsum ab, worauf ich ihm Details erzähle, die er nicht abstreiten kann, so geht er dann aus dem Nichts auf mich los und macht sich lächerlich über mich. Mit Günther rede ich am kommenden Samstag auf der Linz-Tour mit ihm und stelle ihn vor die Alternative. Entweder keinen Alkohol im Zimmer, keine Partys, oder er muss das Zimmer verlassen. So war die Abmachung und darauf bestehe ich auch. Wenn Günther das nicht einhält, muss er wieder auf die Straße. Den Schaden, den er letzte Woche am Zimmer und an der Einrichtung angerichtet hat, lasse ich nicht einfach so wegschweigen.
Bernadette hilft uns mittags noch, die Donnerstagswagerl einzuladen, um dann ihren freien Tag zu genießen. Beate versorgt uns mit einem Eimer voller knuspriger Hühnerteile von KFC, lecker und vielen Dank liebe Beate. Silvia kommt heute auch aus dem Urlaub zurück und bringt gleich wieder Kuchen und Pizzaschnitten mit. Welch ein Gaumenschmaus. Um 14.55Uhr ist alles geladen und fertig für die Abfahrt nach Linz. Beate fährt ja immer am Donnerstag schon um 14Uhr nach Linz um unseren Platz freizuhalten. Als wir ankommen, ist Beate sichtbar aber auch der große Autobus, der an unserem Platz steht. Beate erklärt mir, dass es den Chauffeur nicht interessierte, ob wir hier stehen und was wir hier tun wollen. Er stellte sich auf unseren Platz und ging Kaffee trinken.
Um 15.20Uhr rief ich Hr. S. von der ÖBB Immo Abteilung, der für diesen Platz zuständig ist. Und nachdem ich Hr. S. am Telefon erzählte, auf welche Art uns der Chauffeur hier den Platz versperrt, kommt Hr. S. auf direktem Weg aus dem Büro zu uns. Hr. S. sagt, ich solle mitkommen in den Pausenraum, dass hier die Busse völlig durcheinanderstehen, ist Hr. S. auch ein Dorn im Auge, aus gutem Grund, es kommt niemand mehr durch. Es scheint hier heute jeder zu machen, was er will. In einer ungemein präpotenten Art fragt dann der Chauffeur Hr. S.: „Wer bist ‘n leicht du schon, dass du dich einmischst, wo wir hier stehen und parken?“ Na Bumm. Hr. S. redet Tacheles mit dem Herrn Chauffeur, der sich nicht nur einmal im Ton und in der Aussage kräftig vergreift. Hr. S. ruft sofort den zuständigen Chef der Busfahrer an und reklamiert dort, die Aussagen des Chauffeurs. Nur so viel zur Erklärung, wir dürfen durch Erlaubnis der ÖBB Immo Abteilung hier stehen, bis auf Widerruf. Es gibt 2-3 Chauffeure, die uns regelmäßig beschimpfen, weil wir tun, was wir tun. Insgesamt etwa gut 15 Chauffeure finden unsere Aktion richtig klasse und sind uns gut gesinnt, nur die 2-3 glauben halt immer, uns beschimpfen zu müssen. Hätte der Chauffeur nicht solche Aussagen gemacht und gegen uns gehetzt, wäre alles halb so schlimm, aber auch das musste einmal gesagt werden. Mitten unterm Gespräch fährt der Autobus an und schließt die Tür in der Hr. S. steht, das war richtig frech und schon auch gefährlich. Hr. S. beobachtet nachher die Situation vor Ort noch lange Zeit, bevor er dann in den Feierabend geht und mir noch in einem kurzen Gespräch sagt: „So geht’s nicht, so nicht!“. Und wer Hr. S. kennt, der weiß, dass es hier gewaltig eines auf die Mütze gab, rhetorisch gesehen.
Um 15.50Uhr beginnen wir mit ausladen und Aufbau, heute etwas verspätet. Von weitem sehe ich Christopher, mit einer Flasche Wein und einer Flasche Wodka, ich gehe ihm entgegen und nehme ihm den Alkohol ab. Er schimpft zwar lautstark, ist mir aber egal. Alkohol auf unserem Platz gibt es keinen, das weiß jede/r! Christopher setzt sich auf den kalten Betonboden und schläft ein, ich wecke ihn, weil er eine Tür versperrt. Bei Christopher ist es immer gefährlich, was zu sagen oder ihm gar den Alkohol abzunehmen, er ist jähzornig und kann jederzeit um sich schlagen. Ich bin darauf vorbereitet und weise Christopher trotzdem darauf hin, dass er sich zu benehmen hat. In der langen Reihe ist heute eine ungute Unruhe, manche schimpfen, manche stänkern, manche hetzen und manche lachen nur noch. Die Stimmung ist heute alles andere als gut, jeden Schützling müssen wir auf die Disziplin hinweisen und diese einfordern. Bei manchen muss ich bei der Kleiderausgabe „Stopp“ sagen, da sich manche gleich öfters neue Schuhe oder neue Jacken holen, um diese dann für Alkohol zu verkaufen. Das geht gar nicht, das lasse ich auch nicht im Ansatz durchgehen. Das gleiche mit den Jetons für die Notschlafstelle, ich verlange die Meldung der Notschlafstelle, um sicherzugehen, dass er/sie auch wirklich dort nächtigen möchte.
Wir fordern und kontrollieren ja alle Einkommensnachweise auf Gültigkeit, und auch hier brachte uns jemand einen Kontoauszug seines Kontos. Dumm nur, dass darauf geschrieben steht, dass er +€845,- Neubuchung hatte, uns diese Buchung aber verheimlichte, sie steht nur am Kopf geschrieben. Ich konfrontiere ihn damit und zeige ihm seinen Kontoauszug, den er uns brachte. Er begann mit mir zu schreien, er bekomme von einer großen Organisation nur 14,- am Tag ausbezahlt, was ich ihm hier denn gar unterstelle? Nichts, gar nichts unterstelle ich, aber ich möchte wissen warum er nur Blatt 3 seines Kontoauszugs brachte, und die Blätter 1,2 und 4 uns nichts angingen. Ich möchte die anderen Blätter sehen, bevor wir weiterreden, er schreit mir nach, trotzdem ich mich umgedreht habe und weggegangen bin. Diese Aggressivität, die uns heute entgegengebracht wird, tut weh und ist absolut daneben.
Unser langer Hansi kommt auch heute und bittet mich, nachdem ihm alle Dokumente gestohlen wurden, ihm bei der Wiederbeschaffung seines Behindertenausweises zu helfen. In unserem Team haben wir seit kurzem unsere Christine die beim richtigen Amt arbeitet und die nächste Woche einen Antrag mitnimmt, den Hansi dann unterschreiben muss und somit ein Duplikat ausgestellt bekommt. Großartig! Hansi hat immer noch eine ganz offene Sohle, die er sich aus falscher Scham nicht behandeln lässt. Wir reden alle auf ihn ein, aber er wiegelt ab. Als ich bei Hansi stand kam Elvisa auf uns zu. Sie ist heute auch aggressiv und launisch und stänkert herum, bis ich auch ihr sage: „Dass es so nicht geht“. Ich nehme Elvisa in den Arm und gehe ein paar Schritte weg von der Schlange, rede auf sie ein. Elvisa ist auch ein kleines Bömbchen, wenn ihr etwas über die Leber läuft. Habe ich schon ein paarmal erleben müssen.
Zwischendurch kommt unser Markus mit Yazzy vorbei, wir reden ein paar Sätze, bevor sich die Beiden in die Reihe stellen. Markus geht es gut in der Arbeit, er geht richtig gerne in die Arbeit und hat sich auch schon häuslich im neuen Zimmer eingerichtet. Markus ist auf einem guten Weg, genauso wie Tara, die immer noch am Gründberg ist, dort aber weg muss. Die Stimmung in der Reihe wird und wird einfach nicht ruhiger, nicht besser. Ich gehe von Schützling zu Schützling und erkläre jedem, dass ihr Verhalten einfach nicht tolerierbar ist. Alle im Team spüren heute diese Stimmung, ich kann mich nicht erinnern jemals so eine aggressive Stimmung am Verteil-Donnerstag gehabt zu haben, aber auch das werden wir nicht durchgehen lassen und trotzdem wieder und wieder Disziplin einfordern.
Zum Schluss kommt noch Karl, der nochmal 2 Jetons einfordert, er hat aber schon am Samstag im Rahmen der Linz-Tour 2 Jetons bekommen und hat gehofft, dass ich mich nicht daran erinnere. K. hat eine ungute Art, sich niemals hinten anzustellen und absoluten Stress zu machen, er möchte alles und das sofort. Auch ihm sage ich detailliert was ich von seinem Ton halte und wir diesen Ton nicht einmal im Ansatz durchgehen lassen. Bitte Herrgott, lass es 18Uhr werden. Da kommt Meikel angetanzt, „nüchtern“, weil nur nüchtern kann er nicht gerade gehen, im betrunkenen Zustand geht er immer gerade, sagt er. Auch ihm nehme ich den Alkohol ab und verstecke ihn abseits unseres Platzes. Als ich Meikels Alkohol abseits verstecke sieht das die gute Elvisa und holt sich hinter meinem Rücken, Meikels Flasche und steckt sie in ihren Rucksack. So nicht, liebe Elvisa! Ich gehe auf Zuruf zu Elvisa und hole diese Flasche wieder aus ihrem Rucksack, was sie kurzzeitig lautstark schimpfen lässt. Ich kann sie beruhigen und ihr erklären, dass das nicht ihre Flasche ist.
Irgendwie ist heute alles anders, alles laut, alles aggressiv und alle schimpfen. Den Auslöser für diese Stimmung finden wir nicht. Am Ende kommt noch Thomas der sich auch noch 2 Jetons holt, um im warmen schlafen zu können. Um 18Uhr bin ich heilfroh, dass dieser zu Ende ist, normal freu ich mich immer auf den Donnerstag, heute war er kein Grund zur Freude. Die Masse an Aussagen, an Unterstellungen und an Bosheiten, war heute grenzwertig und werde ich in dieser Form nie wieder durchgehen lassen. Künftig gibt es auch dann einen Verweis, wenn uns jemand durch falsche Einkommensnachweise zu betrügen versucht. Solche Sachen gehen gar nicht und werden von uns geahndet.
Um 18Uhr schnell zusammenräumen, alles einladen und ab durch die Mitte, ich mag heute diesen Platz so schnell es geht, verlassen. Im Lager dann alles wieder an den alten Platz stellen, alles ausräumen und abwaschen, alles reinigen und sauber machen. Im Lager wird noch nachgefragt, was heute schuld an dieser Stimmung gewesen ist, aber leider keine Antwort, wir sind alle ratlos.
Trotzdem gab es auch heute wieder viele die sich trotz dieser Stimmung über unsere Aktion freuten und uns das auch sagten und zeigten.
Danke an alle Spender/innen und Wegbegleiter/innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag machen durften. Vergelt’s Gott und habt großen Dank! Euch allen ein schönes, erholsames Wochenende und alles liebe, Gott schütze Euch! 😊