Die Nacht-Tour durch Linz!
Der Tag begann wie üblich am Samstag...
...um 6Uhr früh, um alles für den Vormittag vorzubereiten. Alle bereits zusammengestellten Spendenlieferungen für die kommenden Tage, die wir im Lager auf Paletten stehen haben, müssen aus dem Lager gekarrt werden, um genug Platz zu haben. Mühsame Extraarbeit, aber wir brauchen zum Kommissionieren unserer Linz-Tour-Wagerl und Donnerstags-Wagerl, Platz, viel Platz. Für all die Spenden, die ich letzte Woche holte, muss nun Lagerplatz gefunden werden. Petra, die normalerweise diese Arbeit macht, ist leider zuhause in Quarantäne, um sicherzugehen, niemanden anzustecken. Die riesengroße Menge an gespendeten Spargel, müssen wir unterbringen, ebenso die Schwedenbomben.Am Morgen dann kommt zuerst Jutta, die uns den Vormittag helfen wird, danach kommt unser McChristian und dann noch Brigitte und Beate. Wir sind zu 5. Diesen Samstagvormittag. Genug Helfer/innen, um alles zu schaffen und wegräumen zu können. Mit Christian musste ich ein Gespräch führen, das für mich sehr wichtig war. Danach half ich Beate, Kekse aus dem Glas umzupacken und zu portionieren. Hier war auch nebenbei ein tolles Gespräch möglich, das mich ermutigt, über viele Dinge nachzudenken. Zwischendurch läutete eine Spenderin, die ein Wagerl braucht und keine Hilfe, sie bringt alles selbst herunter und läutet nochmal. Nach ein paar Minuten war die Dame zurück und übergab uns ein Wagerl mit 119 Becher Pasta Snack, 24l haltbare Milch, 2 Stangen Zigaretten und € 200,- für Nächtigungsjetons. Vergelt’s Gott und vielen Dank!
Mit Beate räume ich dann mithilfe unserer Ameise, den ganzen Spargel ins Regal hinauf und schaue mal grob durch, was auszugehen droht. Cabanossi sind aus, Löskaffee wird’s langsam eng, naja, später durchgehen und genau notieren, was wir nachkaufen müssen. Die Schuhe, die ich diese Woche einkaufte, sind am Freitag angekommen und habe ich ins Kleiderlager geräumt, das immer noch aus allen Nähten platzt, deshalb absolutes Kleiderannahmeverbot. Der Vormittag vergeht schnell, viel zu schnell. Um 12.30 Uhr sperren wir unser Lager zu, ich muss noch kochen und einkaufen, bevor es am Abend dann auf die Linz-Tour geht. Am Nachmittag sagt mir dann Biggi, die als Begleitung für heute Abend eingetragen ist, wegen Corona ab und Herr W., der ebenfalls mitgefahren wäre, sagt gleich mit ab. Ich entschließe mich dazu, für Vereinsfremde, die auf die nächtliche Linz-Tour mitfahren wollen, überhaupt keine Termine mehr zu reservieren. Ich habe diese Termine offengehalten und jetzt kann ich alleine fahren. Nein! Silvia meldet sich und sie fährt mit, so dass ich nicht alleine fahren muss und Hilfe habe. Künftig wird für niemanden mehr ein Termin reserviert und werde mir gut überlegen, überhaupt noch Vereinsfremde auf die Tour mitzunehmen.
Um 17 Uhr dann Tee kochen für heute Abend, 5l werden wohl reichen, da es zurzeit nicht so kalt ist draußen, weit daneben, die 5l Kanne sollte bald geleert sein. Mein Tee ist rundherum bekannt ein guter zu sein, deshalb vermutlich auch der große Durst danach. Um 18 Uhr Treffpunkt Metro, Silvia wartet schon und dann geht’s los. Schillerpark und Volksgarten, wir treffen Peter, der uns Tipps gibt, wo wir jemanden finden könnten. Nach einer Runde im Schillerpark geht’s weiter zum Volksgarten, dort ist Christopher, der uns eindringlich vor Putin warnt, weil der die Krim übernehmen möchte. OK, wir haben es abgespeichert und gehen unsere Runde fertig im Volksgarten, man sieht einige Frauen mit Kleinstkindern auf dem Arm, wild gestikulierend und lautstark redend. Uns fällt ein Fahrzeug auf, das gegen die Einbahn einbiegt, wir kümmern uns trotzdem um unseren Auftrag, der jetzt heißt: „weiter zum Bahnhof“.
Dort schlendern wir durch den Bahnhofsvorpark und dann noch in die Finanzgarage, wir sind heute früh dran, sind schon um 18.50Uhr am Terminal. Die Polizei kontrolliert gerade 2 junge Frauen, und als uns die Obdachlosen sehen, gehen sie alle zu Gabys Bank, das ist unser Treffpunkt. Tony braucht dringend Schuhe, seine sind total kaputt, er ist überglücklich wieder wasserfestes Schuhwerk anzuhaben. 15 Schützlinge kommen heute, um sich am Terminal Lebensmittel zu holen, Affi braucht wieder eine Decke und eine Unterlage. Die verschiedensten Dinge werden dringend benötigt, wir verteilen auch an jedem der Besucher 4 Zigaretten. Zwischendurch immer wieder Rufe von verschiedenen Leuten: „Ihr seid ein Wahnsinn, Danke für alles“. Am Terminal verteilen wir schon so viel Tee, dass wir Angst haben, dass für die anderen nichts mehr übrig bleibt. Um 20.35 Uhr verlassen wir das Terminal und brechen auf, Richtung Dom, zu Peter. Er erzählt uns regelmäßig von dem großen schwarzen Loch, das er „Magen“ nennt, und das gefüllt werden möchte. Na dann, wir reicheneinen Becher Tee und 1 Sackerl Lebensmittel.
Von Peter fahren wir weiter zu Florian, der schon schläft und wir haben gestrickte Handschuhe und dicke Socken dabei, so dass Florian heute nicht mehr aufstehen muss. „Danke, dann bleib ich gleich liegen“ ist Florian froh. Im Eilzugstempo geht’s heute von Ort zu Ort, nächster Halt bei Franziska und Gerald. Gerald bekommt ebenfalls Zigaretten und einen Becher heißen Tee, Franziska liegt auch schon, steht aber wieder auf und kommt mit ihrer Emma zum Bus. Franziska flüstert uns immer zu, was Gerald haben möchte, da er immer sagte: „Ich habe alles, Danke“. Also packen wir Fischdosen und Brot ein, Cola-Dosen und Süßigkeiten. Franziska erklärt uns noch, dass ihr Gerald so erbarmt und dass sie ihn deshalb im Sommer wieder alleine lassen wird. Sie wird sich woanders niederlassen.
Von Der Autobahnbrücke fahren wir weiter nach Urfahr, zu Rene und Günther, unsere beiden schwerkranken in den angemieteten Zimmern. Rene liegt im Bett und braucht nur Mineralwasser und Günther geht mit zum Bus, und holt sich ein paar für ihn wichtige Sachen. Rasierer, Socken, Unterwäsche, Fleece-Jacke usw.. Günther muss in den nächsten Wochen noch ein paarmal ins Krankenhaus, die Fäden ziehen lassen von der OP und nochmal anschließend zur genauen Kontrolle. Im Gegensatz zu Günther hat Rene keine ärztliche Hilfe mehr zu erwarten, was Rene oft im Alkohol ertränkt und somit die Situation nicht wirklich besser macht. Aber ich bin nicht sein Erwachsenenvertreter, sondern lediglich jemand der ihm unter die Arme greifen will. Gehen muss Rene selbst, das kann ich nicht tun für ihn, aber ich kann Steine aus dem Weg räumen, was ich auch mache.
Unsere nächste Anlaufstelle ist der Gründberg, wo Rainer, Markus und Tara wohnen, die wir allesamt in den letzten Monaten von der Straße wegholten. Zuerst läuten wir beim Vermieter, wo wir uns die Rechnungen für die Zimmer abholen, und ein paar Sätze wechseln. Danach sperrt uns Hr. L. die Tür auf, damit wir zu den Zimmern kommen. Mein Klopfen gilt als erstes, Tara. Tara ist gelernte Bankkauffrau, war bis vor wenigen Tagen noch beim Dom, obdachlos auf einer Bank neben Peter. Sie arbeitet in einem Projekt und hofft, nach diesen Monaten auch wieder einen festen Job zu finden. Sie erzählt mir auch andere private Umstände, die ich noch klären muss, deshalb schriebt mir Tara eine Vollmacht, damit ich in ihrem Sinne tätig werden kann.
Dann gehen wir 1 Tür weiter, zu Markus, der letzten Donnerstag zu arbeiten begann. Er bietet mir einen Früchtetee an und ist einfach nur glücklich, abstinent und trocken zu sein und ein Dach über dem Kopf zu haben. Markus ist richtig dankbar, und lächelt immer öfter, und immer länger, das macht große Freude im Herzen. Markus hat sich eine echte Chance verdient. Er erzählt mir, dass er bei einem Freund seine Wäsche wachen kann, aber aufhängen muss er sie in seinem Zimmer, wofür er dringend einen Wäscheständer bräuchte. Also, wenn jemand einen alten Wäscheständer übrig hätte, wäre ich sehr verbunden, wenn wir diesen Ständer für Markus bekommen könnten, BITTE – DANKE!
Nachdem ich den Tee ausgetrunken habe, geht Markus noch mit zum Bus, er braucht ein paar Dinge, und da kommt auch Rainer, der eigentlich schon geschlafen hatte. Auch er bekommt alles Notwendige. Ich bin schon müde und beim Wegfahren vom Gründberg sage ich noch zu Silvia, eine Station machen wir noch, dann ist Schluss für heute. Mir fallen schon die Augen zu. Am Pleschingersee war dann als letzte Station auch niemand, was wir dankend quittieren und uns auf den Weg ins Lager machen. Dort angekommen laden wir alles aus und lagern alles wieder ein. Um 23.45Uhr setze ich Silvia wieder bei der Metro ab und wir schließen diesen Tag damit ab. Ein großes DANKE an all unsere Spender/innen und Wegbegleiter/innen, dass wir auch diese Linz-Tour fahren durften und Lebensmittel direkt an die Menschen verteilen konnten.
Vergelt’s Gott und vielen Dank!