Ein Zimmer verwaist!
Langsam, so dachte ich, normalisiert sich alles wieder, falsch gedacht!
Leider passierten wieder Dinge, die ich eigentlich hinter mir glaubte, aber man lernt nie aus und das Leben hat immer wieder „Ehrenrunden“ für mich, weil ich den Menschen immer vertraue und glaube, und scheinbar ist das grundlegend falsch, aber ich bin halt so! Traurig macht mich das Verhalten von „Marianne“, der wegen Gewalt in der Beziehung wieder die Obdachlosigkeit drohte, deshalb stellten wir Marianne ein Zimmer am Gründberg zur Verfügung. Nach der 1. Nacht in diesem Zimmer, weit ab von Gewalt, geht Marianne bereits am 2. Tag zurück zu ihrem „Freund“, der sie des Öfteren geschlagen hat und deshalb wegging von ihm. Sie lügt mich an, verdreht Tatsachen, findet Ausreden, belügt mich wieder, beim 4. Mal belügen sagte ich Marianne, sie solle das bitte unterlassen, ich lasse mich nicht gern belügen. Sie machte wie gewohnt weiter, bewohnte nur selten das Zimmer und, blockierte das Zimmer für jemanden, der/die es dringender braucht als sie. Letzte Woche erst sagte ich Marianne nochmal eindringlich, bitte lüg mich nicht an, ich konnte mich gar nicht so schnell umdrehen, tat sie es wieder. Daraufhin entschied ich, dass Marianne das Zimmer räumen muss. Daraufhin kam ein Tsunami von Anrufen von ihr, minütlich läutete das Telefon, das ich irgendwann nicht mehr abhob.Leider kam sie auch diesmal wieder mit Geschichten, die schon sehr komisch gelaufen sind. Einmal braucht Marianne Geld für ihre Zähne, einmal um sich Unterwäsche zu kaufen. Unterwäsche hätte sie neue von uns bekommen, die sie nicht wollte, und für die kaputte Zahnprothese wurden die Kosten von knapp €40,- übernommen. Jedenfalls ging das nicht mehr mit Marianne. Neben Marianne wohnt Markus, der alles hautnah mitbekommen hat.
Markus hat sich für diese Woche viel vorgenommen. Er muss nach Bayern fahren, einen neuen Personalausweis ausstellen lassen, die Post umleiten lassen, und mit seiner Bekannten Jacky aus Passau einiges zu regeln. Markus durfte ja wegen dem fehlenden Aufenthaltstitel den Hauptwohnsitz noch nicht anmelden, und er konnte sich deshalb auch beim AMS noch nicht melden, das ist ab sofort anders. Markus hat den Ausweis beantragt und bekommt diesen zugeschickt, und hat ab sofort einen gültigen Hauptwohnsitz. Jetzt warten wir auf den Anruf einer Firma, wo unsere Barbara sich bemühte, dass Markus eine Arbeitsstelle bekommt. Wenn die Firma anruft, darf Markus 14 Tage Probearbeiten, und wenn das passt, bekommt er einen Arbeitsvertrag und kann sich endlich langsam „heimisch“ fühlen, hier in Linz. Markus hat alle Unterlagen, alle Amtswege selbst und alleine absolviert, was mich echt stolz macht, weil gerade solche Wege sehr unangenehm sind und immer mit vielen Fragen seitens der Ämter verbunden sind. Markus ist nun fast 1 Monat in dem Zimmer am Gründberg und fühlt sich pudelwohl, er kann Abstand gewinnen zu seiner jüngsten Vergangenheit, die am Terminal endete. Markus ist immer noch abstinent und trocken, eine große Leistung, und es zeigt uns, dass er diese Chance wirklich nutzen möchte. Markus besucht uns jeden Donnerstag beim Bus und holt sich Lebensmittel, er kommt auch zu uns, um uns immer wieder einen kleinen Situationsbericht zu geben, um am Laufenden zu sein. Markus wird seinen Weg machen, da bin ich mir sicher.
Glücklich bin ich auch dass wir wieder 2 neue Mitglieder dabei haben. 2 tolle Frauen, die ab sofort unseren Verein bereichern. Jutta und Christine, herzlich willkommen in unserem kleinen, aber feinen Verein. Mitglied in einem Verein zu sein ist nicht nur mit „Rechte“ verbunden, sondern auch mit einigen „Pflichten“. In einem Verein ist der Team-Gedanke das wichtigste, ohne ein hilfreiches Miteinander geht es hier nicht, es geht auch um die Ergänzung unseres Teams, Wir haben viele tolle Menschen im Verein und jede/r ist auf seine Art etwas ganz Besonderes. Und trotzdem brechen manchmal Vereinsmitglieder aus und stellen sich über andere und bringen manchmal maximale Unruhe in den Verein, dann muss ich schnell reagieren, bevor der ganze Verein von dieser „Unruhe“ betroffen ist. Auch wenn jemand zwar weiß, welche Rechte er/sie hat und keinen Augenblick auch die Pflichten ins Auge fasst und daran keinen Gedanken verschwendet. Aber das sind nur wenige, in den letzten Monaten. Nicht jeder Mensch ist für einen Verein geboren, denn Verein heißt, sich einzuordnen, im Team zu arbeiten und immer im Sinne des Vereins ehrenamtlich tätig zu sein. Auch eine Besonderheit, unentgeltlich seine Freizeit für den Verein zu spenden und dann abrufbereit zu sein, wenn dringend Hilfe benötigt wird.
Günther und Rene weilen ebenfalls in ihren Zimmern, Günther wartet auf seine Operation und Rene ist bemüht, sich zu erholen von den letzten Krankenhausaufenthalten. Morgen Samstag werde ich die Beiden wieder sehen, im Rahmen unserer samstäglichen Linz-Tour zu den Hot Spots. Ich bin schon gespannt was es Neues gibt, bei unseren Schützlingen.
Das Posting heute fällt mir sehr schwer, weil im Hintergrund so vieles passiert ist, darum bitte verzeiht, wenn ich etwas schnell über die einzelnen „Schützlinge“ fliege.
Der Vormittag unseres Verteil-Donnerstags gestern war geprägt von den üblichen Vorbereitungen. Wurst portionieren und neu verpacken, süßes Gebäck aus den großen Verpackungseinheiten in Kleine, neu einpacken. Das Obst und Gemüse sichten auf Genießbarkeit und dann Barbaras Bus beladen und anschließend auch unseren Transporter und den Hänger. Das Wetter vormittags ins Ansfelden spielt Kapriolen, Regen, Schnee, Schneeregen, starker Wind und als wir Richtung Linz aufbrechen, kommt kurz die Sonne heraus.
Wir haben Monatsanfang, also rechne ich mit etwa 40-50 Schützlingen, die heute kommen werden, um sich Lebensmittel und Hygieneartikel. Am Ende des Tages werden es unglaubliche 102 Schützlinge sein, die heute zu uns kommen. 102 Schicksale zum Monatsbeginn zeigt wieder deutlich, in welche Richtung die Spirale geht, immer mehr sind binnen kürzester Zeit von Armut oder Obdachlosigkeit betroffen, brauchen Hilfe. Als wir um 16 Uhr beginnen mit der Ausgabe, zeichnet sich die Menge an Besuchern schon ab, ums alte ABC-Café am alten Busterminal, stehen schon die Menschen rundherum. Wir müssen leider immer wieder mahnend eingreifen, damit niemand von einem einfahrenden Autobus verletzt wird. Gleich zu Beginn besucht uns heute Carola, die dabei war als ich damals von Stefans Hund gebissen wurde. Sie fragt wie’s geht und drückt mir € 10,- in die Hand, für Nächtigungsjetons. Vergelt’s Gott.
Hinten reklamieren welche Besucher, weil es so langsam voran geht, wir können beruhigen. Manche fragen nach ein paar Zigaretten, leider vergaß ich diese heute im Lager. Die Nächtigungsjetons aber habe ich mit dabei, und es ist heute großer Andrang auf die Jetons. Insgesamt vergebe ich 118 Jetons à € 4,06. heftig für uns, da wir ja diese Jetons auch kaufen müssen, aber andererseits auch überglücklich, von Euch mit Spendengeldern beschenkt zu werden, um genau diese Jetons einkaufen zu können. Vielen Dank. Ein Besucher fehlt mir heute besonders, Marcel, der Montag in Haft gehen musste und hoffentlich dort das Beste draus machen wird. Vielleicht eine Lehre nachholen wird und viel über sein Leben nachdenkt, das würde ich ihm wünschen. Der Donnerstag verläuft ruhig und gesittet und endet um 18 Uhr, punktgenau. Dank des Dachvorsprungs blieben wir alle trocken und von all den Böen und Winden verschont, ich kann der ÖBB gar nicht genug danken für diesen Platz, an dem wir hier stehen dürfen. DANKE!
Meine Gedanken sind schon beim kommenden Montag, an dem wir, Barbara und ich, einen Vortrag halten dürfen, bei den Linzer Lions „Delta“ in St. Magdalena. Wird ein spannender Abend mit vielen tollen Menschen. Einiges an Vorbereitung ist auch hier noch zu erledigen.
Ich entlasse Euch nun aus Eurer geschätzten Aufmerksamkeit uns gegenüber, und wünsche Euch ein erholsames Wochenende und alles liebe. Danke liebe Spender/innen und Wegbegleiter/innen, dass ihr uns loyal und treu immer wieder auf die Sprünge helft. Vergelt’s Gott dafür und schön, dass es Euch gibt. 😊