-2° und ein Lob aus dem Tesla!
Heute, Donnerstag 3.12.2020, der Tag beginnt mit dem ersten Schnee der Wintersaison 2020/2021, es lag heute Morgen nicht viel Schnee, aber doch so viel, dass es rundherum weiß war.
Für uns steht heute wieder unser Verteil-Donnerstag am Programm. Wettertechnisch wurde heute trockenes Wetter vorhergesagt, bei etwa -2°! Diesmal nehme ich Euch mit in die Tage davor, an den Dienstag und Mittwoch, damit Ihr seht, was unser Team imstande ist, zu leisten. Ich muss, um es verständlich transportieren zu können, etwas ausholen. Wir haben Fachbodenregale in unserem Lager, mit einer Tragkraft von 100kg pro Fachboden. 2 Fachböden waren, wegen der schweren Hygieneartikel, geknickt und es bestand die Gefahr, dass das gesamte Regal instabil wird und umfällt. Dem mussten wir verantwortungsvoll Rechnung tragen, so wurden gebrauchte Schwerlastregale gekauft, die (fast) jede Last dieser Erde tragen könnten. Und diese Regale wurden in der Nähe von Eferding gekauft, wobei mir am Montag noch zugesichert wurde, alles fertig und steht bereit zur Abholung auf Paletten. Am Dienstag fuhren Christian und ich los, um die Regale abzuholen, um 8 Uhr waren wir in Eferding, erste Aussage vom Hallenmeister, „Deine Ware ist noch nicht einmal zugeschnitten, geschweige denn kommissioniert“. Na bumm! Montag bekam ich vom Verkäufer aber die fixe Zusage „Alles ist fertig“.Es wird wohl so ca. 1 Stunde dauern, bis deine Regale fertig sind. Gedauert hat es dann bis 11.30Uhr, und beim Abladen in Ansfelden erst sahen wir, dass uns falsche Regale, mit völlig falschen Maßen ausgehändigt wurden. Zu reklamieren kommt nicht in Frage, da viele Helfer gekommen sind, um alle Regale aus- und wieder einzuräumen, und die ausgeräumte Ware so viel Platz in Anspruch nahm, dass wir schnellstens die Regale ab- und aufbauen mussten, damit unser Vermieter, die Fa. TAB genug Platz hat, wenn jemand bei unserem Lager vorbeimuss. Also bauen wir die Regale auf, deren Maße völlig falsch sind. Gekommen zum Helfen sind auch die beiden Christians von den Linzer Lions Aliter. Christian Rachle kam mit seiner Tochter und Christian Palmetshofer, der diesjährige Leiter der Lions Aliter, der schon zum wiederholten Male bei uns im Lager mitgeholfen hat, stand uns mit Rat und Tat bei. Vielen Dank Euch dreien für Eure Hilfe. Angekommen im Lager räumen wir die ersten beiden Regale aus, stellen alles am Gang so dass niemand mehr durchkommt. Das erste Schwerlastregal steht innerhalb von 1 Stunde, dann noch die dicken Spanplatten ausladen und auf die Traversen legen. Wir kümmern uns um das 2. Regal gleich nebenan, Maria und Verena kümmern sich um das Einräumen im neuen Schwerlastregal. Das 2. Regal ist kürzer, aber ebenfalls ein Schwerlastregal, für die Getränke und Waschmittel. Was auch nach gut einer halben Stunde bereit ist, eingeräumt zu werden. Im Team ist eine tolle Stimmung, Spaß und ein großartiges Miteinander, Hand in Hand, es kann so toll sein, MITEINANDER zu arbeiten. So weiter, ins Hygieneartikellager, wo das Malheur passierte, das alte Regal abbauen und gleich das Neue aufbauen, was nicht ganz so einfach war, es spießte ein wenig, aber Christian hatte den Dreh gleich heraußen und alles ging dann viel schneller. Trotzdem war es bald knapp 20 Uhr abends, alle waren müde, geschafft vom Tagwerk. Wir unterbrachen das Einräumen und stapelten die Hygieneartikel, die nicht mehr eingeräumt wurden, auf Transportwagerl, sogenannte Hunde.
Um 21 Uhr verließen wir dann gemeinsam unser Lager, völlig gerädert von der schweren Arbeit. Gestern, Mittwoch früh musste ich zuerst nach Asten, da ich eine größere Menge süßer Gebäcke als Spende bekam, das ich dann gleich ins Tiefkühllager brachte zum Einlagern, und von dort gleich die Lebensmittel für unseren Donnerstag, mitnahm. Pizzen, Fischfilets, Gemüseallerlei, Pizzasalami und Schinken im Oberskrenmantel. So, jetzt noch schnell ins Kühllager rüber, und dort auch noch alles zusammensuchen und einladen. Ab nach Ansfelden, alles ausladen und ein kühlen. Anschließend noch unsere Post vom Wareneingang holen, Wahnsinn was manchmal alles per Post kommt. Die Kartons warten auch drauf, entsorgt zu werden. Als ich zurückkam von der Kartonpresse, sah ich die Unordnung im gesamten Lager. Puh! Am Freitag kommt ein hoher Herr, der sich unser Lager anschauen möchte und mit uns reden möchte, da kann ich das Lager niemals in diesem Zustand herzeigen, geht gar nicht! Also dann noch knappe 5 Stunden im Lager sortiert und geordnet, bis mir die Puste ausging. Meine Arbeitstage haben mittlerweile eine Größenordnung von etwa 70 Wochenstunden angenommen, manchmal zu viel, da der Körper mir es schon einige Zeit zeigt, dass er auf Reserve ist. Also abends noch einen Aufruf in unserer WhatsApp-Gruppe gemacht, ob nicht zusätzlich jemand helfen möge, um diese Unordnung abzuarbeiten. Es meldeten sich viele Helferinnen und Helfer, Vergelt’s Gott und Danke dafür. Heute früh eine WhatsApp Nachricht von meinem Freund Pepi Hirt, seine Frau Christine hat für uns Blechkuchen und Schoko-Krapfen gemacht, wann ich gedenke diese abzuholen?
Um 9.15Uhr! Also heute zuerst Kuchen abholen und erst dann ins Lager. Elke hatte heute früh absagen müssen wegen einem Vorfall in Ihrer Familie, Christian war aber schon da und bald schon kamen Dani, Verena, Barbara Nowecki und Maria Fleischanderl, um die ganze Unordnung aufzuarbeiten. Ich bin so stolz auf mein Team, ruhig und besonnen, überlegt und erfahren entwickeln die Teams ganze Schlachtpläne, um der Unordnung auf den Pelz zu rücken. Ich fahre in der Zwischenzeit mit unserem neuesten Mitglied Robert, nach Haid um Brot und Gebäck und Obst/Gemüse zu holen. Einen halben Transporter voll bekamen wir heute mit, für unsere Schützlinge. Wieder im Lager wird alles ausgeladen, gesichtet und sortiert. Elke kommt nun doch dazu, und hilft uns tatkräftigst. Drinnen im Lager arbeiteten alle so großartig zusammen, einfach toll! Wir hatten dann zwei Teams, das eine kümmerte sich um die Zusammenstellung der benötigten Dinge für den Verteil-Donnerstag und das zweite um die Regale. Ich bin so begeistert, selten sieht man so eine Harmonie, wenn Menschen zusammenarbeiten, zusammen an einem Strang ziehen. Großartig! Langsam lichten sich die Boxen, es werden immer weniger, die noch aufgeräumt werden müssen, wir müssen trotzdem unseren Transporter und den Anhänger beladen, Helmut Sandberger & Aida Su sind heute zum 3. Male bei der Verteilung dabei, mit 3 Mädels die ebenfalls tatkräftigst helfen wollen. Heute wird jede helfende Hand dringend gebraucht.
Als wir dann alles beladen haben, zählten wir durch ob wir für den Verteil-Donnerstag genug Leute sind. So entschieden Maria, Barbara, Verena und Christian, dass sie im Lager weiterarbeiten während wir nach Linz zu unseren Schützlingen fahren. Toll. Robert äußert den Wunsch mit nach Linz fahren zu wollen, also fährt er mit mir im Transporter. Als wir ankommen in Linz warten schon etwa 15 unserer Schützlinge auf uns, die Einfahrt wird kurzzeitig von Bussen blockiert, der Stau löst sich aber schnell auf so, dass wir an unseren Platz können. Anhänger abhängen und positionieren, den Transporter auch so stellen, dass er wie immer gut und sicher steht. Alles ausladen und, Petrus hat einsehen, es ist wirklich trocken aber kalt, -2°, ab nächster Woche nehmen wir wieder heißen Tee mit zum Verteil-Donnerstag, immens wichtig! Auch für unser Team. Heute ist nach 2-wöchiger Abwesenheit wieder unser Kleidermädl Ingrid mit dabei, Elke hat ja die letzten Wochen die Kleidung ausgeteilt. Zur Zufriedenheit aller. Beim Ausräumen des Transporters bemerkte ich, dass ich die Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle im Lager vergessen habe. Anruf bei Maria und sie schickt uns Christian nach Linz, um auch heute wieder welche austeilen zu können. Ein Donnerstag ohne Jetons – NoGo! Geht gar nicht. Manche unserer Schützlinge sind sterbenskrank, husten und bellen, wie in ärgsten Grippezeiten. Nein, Corona hat niemand von ihnen. Manche frieren den ganzen Tag, können sich gar nicht mehr erwärmen, kein Wunder. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen und sie alle wärmen, es tut tief in der Seele so unendlich weh, diesen unmenschlichen Weg der Obdachlosigkeit nicht beenden zu können. Wir können das Leid ein wenig lindern, können warme Kleidung und warme Schuhe, warme Schlafsäcke und Lebensmittel austeilen, aber diesen mehr als steinigen Weg, den können wir niemandem abnehmen. Viele unserer Schützlinge sehen wir jede Woche, und man sieht ihnen deutlich an, dass wieder ein Teil in Ihnen gestorben ist. Jeden Tag stirbt ein Teil dieser Menschen mit der Kälte, mit dem Leben auf der Straße, mit. Viele ertränken ihr einsames Schicksal im Alkohol, sonst würde man dieses Leben auf der Straße vermutlich nicht überleben, zumindest macht es der Alkohol etwas erträglicher für unsere Schützlinge. Bitte liebe Wegbegleiter und Spender/innen, ich werde nicht müde anzumerken, dass dieses Schicksal wirklich JEDE/N treffen kann, Krankheit … Scheidung …. Arbeitsplatzverlust …. Psych. Defizite … an einer Kreuzung im Leben falsch abgebogen … wenn hinter einem Menschen das soziale Netz brüchig wird, die Unterstützung ausfällt, beginnt sich die Spirale zu drehen, unaufhörlich! Alleine schaffen es diese Menschen meist nicht mehr aus dieser endlosen Spirale zu kommen, ohne professionelle Hilfe ist man dem Schicksal hilflos ausgeliefert. Und, es kann wirklich jede/n treffen. 89 Schützlinge kommen heute zu unserem Bus, heute am Monatsbeginn, wo viele ein klein wenig Geld bekommen haben, schon wieder so hohe Zahlen unserer Besucher. In der Vergangenheit kamen am Monatsanfang maximal 30-40 Schützlinge, seit ein paar Monaten werden es immer mehr. 89 Schicksale, nach dem (fast) niemand fragt, sich niemand darum kümmert. Der Verteil-Donnerstag läuft friedlich, die Auflagen von der Polizei und Krisenstab des Landes OÖ werden zur Gänze erfüllt, Abstand 2 Meter, Mund/Nasenmaske, Einweghandschuhe.
Um 17 Uhr fährt ein dunkelblauer Tesla vor unseren Humer-Anhänger, dreht eine Runde am Busbahnhof, öffnet das Fenster und schreit heraus „Weltklasse, was ihr hier macht“. Er parkte dann ein und holte sich Flyer von uns und fragte: „Kann man Euch finanziell unterstützen?“ Ja, klar, kann man, steht alles im Flyer der Kreativ-Werkstatt, den wir 2019 kostenlos gestaltet bekamen. Er stieg wieder ein, zeigte uns noch den erhobenen Daumen und verschwand in der Dunkelheit. Tut wirklich gut, so ein Lob, wenn wir Menschen auf das Schicksal anderer Menschen hinweisen können. Die Problematik der Obdach- und Wohnungslosigkeit bekannter zu machen, dann wäre schon viel Gutes geschehen. Der letzte unserer Schützlinge verließ um 18.25 Uhr unseren Bus, wieder fast eine halbe Stunde mehr geblieben als geplant. Die Kälte zog mittlerweile in jede Pore ein, lässt manche in unserem tollen Team frösteln, manche hüpfen weil die Zehen kalt sind und manche sind so dick eingemummt, dass sie es immer noch wohlig warm haben, aber das ist die Ausnahme. Alles einräumen, Abfahrt Richtung Lager Ansfelden, Barbara und Maria waren den ganzen Nachmittag im Lager und haben ein Schmuckstück daraus gemacht. Großartig!
DANKE und Vergelt’s Gott an alle die im Lager geblieben sind. Ein großes DANKE aber auch an das gesamte Team, das sich in Linz der Kälte und unseren Schützlingen stellten. Vergelt’s Gott und großen Dank. Euch allen eine tiefe Verneigung für all die ehrenamtliche Arbeit, die ihr in unzähligen Stunden leistet. Ein dickes Vergelt’s Gott und Danke geht auch an all unsere Spender/innen, die uns diese wöchentliche Aktion erst möglich machen. DANKE für Eure Loyalität, Eure Hilfe und dass Ihr den Weg mit uns geht. Eine tiefe Verneigung an Euch alle! Als wir im Lager alles wieder eingeräumt hatten, besprachen wir noch kurz die verschiedenen Eindrücke aller Helfer heute. Anna Voglhuber war heute Teil unseres Teams, und spendete anschließend noch € 100,-, vielen lieben Dank für deine Geldspende. Das gesamte Team war heute wieder beeindruckt, wie leicht helfen geht und wie gut es der eigenen Seele tut, zu helfen. Danke EUCH allen, ich sitze noch da, seit 2 1/2 Stunden beim Text schreiben, beim Bilder bearbeiten und beim Bilden eines Resümees. Ich bin tief beeindruckt, von Menschen, denen es gar nicht gut geht, die nicht in ein warmes Bett krabbeln oder sich ein heißes Bad einlassen können, die nicht zum Kühlschrank gehen können um sich eine Spalte Käse zu holen, die sich nicht gerade einen Kaffee über den Vollautomat runterlassen können, die sich nicht ihre eigenen Hausschuhe anziehen können, die nicht zum Kasten gehen können um sich frische, gewaschene Unterwäsche zu holen. Kleinigkeiten, aber für unsere Schützlinge unmöglich. Heute teilten wir wieder 42 (à € 4,-) Nächtigungsjetons aus, um einigen unserer Bedürftigen wenigstens ein paar Stunden in einem warmen Bett zu ermöglichen. Heute haben wir beschlossen, da der hl. Abend ein Donnerstag ist, den Verteiltag auf Mittwoch den 23.12.2020 vorzuverlegen, da all unser gesamtes Team, Familie und Freunde haben und am Hl. Abend dort zu sein haben. An diesem Mittwoch dem 23.12. möchten wir gerne Gulaschsuppe austeilen an unsere Schützlinge, Michaela Durstberger vom Dachcafe in Linz sponsert uns diese Gulaschsuppe, wir suchen nun jemanden der/die und diese kochen würde. Vergelt’s Gott liebe Michaela für diese tolle Geste. Ich für meinen Teil stürze mich in die (Badewannen) Fluten und gönne mir einen wohligen Abschluss. Euch alles liebe, schön, dass es EUCH gibt. DANKE für alles. 🙂 <3