Linz-Tour mit viel Dankbarkeit!
Update vom 9.3.2021: Heute stand wieder unsere Linz-Tour auf dem Programm. Das heißt wir fahren wieder viele Plätze an, wo unsere Schützlinge schlafen/wohnen/vegetieren. Treffpunkt war heute 17 Uhr in unserem Lager Ansfelden. Stefan hilft mir alle am Samstag leer gewordenen Boxen wieder zu befüllen. 17.40 Uhr Abfahrt Richtung Linz, Hauptbahnhof, Sr. Lydia abholen, die heute neben Stefan meine Begleiter sein werden.
Vom Bahnhof geht es dann zu dritt Richtung Ebelsberg, zu Thomas und seinem neuen Mitbewohner, Dominik. Dominik schläft zur Zeit in Christians Zelt, dass dieser wieder braucht wenn er übernächste Woche aus der Haft kommt, deshalb bekommt kommenden Samstag Dominik ein eigenes Zelt von uns. Dominik ist knapp 30 Jahre jung und krank, psych. schwer angeschlagen und sieht eigentlich keine Zukunft mehr. Wir bauen ihn ein wenig auf und zeigen die positiven Seiten auf, er beginnt zu weinen und versteht die Welt nicht mehr, warum gerade er keine wirkliche Chance im Leben bekommt. Wir können es auch nicht sagen warum das Leben mit manchen Menschen derart grob umgeht und andere nur auf die Butterseite fallen, das weiß gottseidank niemand, warum das so ist. Wir können auch nicht Dominik's Leben leben, aber wir können ihm helfen, dass das Leben das er jetzt lebt, erträglicher wird und ab und zu Sonne in sein Herz lässt. Dominik lächelt als wir ihm sagen er bekommt einen neuen Winterschlafsack, sein derzeitiger Sommerschlafsack hat ausgedient und ab heute wird es auch Nachts etwas "kuscheliger". Eine extra Isomatte bekommt er obendrein. Thomas meldet sich aus dem Nebenzelt, etwas unverständlich, murmelnd, Thomas geht es nicht gut, auch er ist schwer krank und nun auch noch zusätzlich mit einem Infekt ziemlich bedient. Thomas schafft es heute nicht einmal aus seinem Zelt herauszulächeln. Dominik geht dann auch noch mit zum Bus da er für sich und Thomas noch Unterwäsche und Socken mitnimmt, und seinen versprochenen Gaskocher nimmt er ebenfalls ganz stolz entgegen. Danke Danke Danke, ihr seid ...... (Tränen). Von Ebelsberg geht es direkt zu A. aus Hallein, vorm Wirt zur ew'gen Ruh' wo A. ihre Wohnung hat dank Dieter Nöbauer, treffen wir auch noch Daniel.
Er jammert ebenfalls, dass es zur Zeit auf den Ämtern ziemlich rigoros zugeht, Ansprüche werden einfach gestrichen, auch Dominik wurde einfach die Leistung gestrichen und niemand gibt ihm Auskunft, wie er wieder in den Genuss der Leistung kommt. Jetzt bekommt er €318,- ausbezahlt, kein Mensch kann mit dieser Summe ein ganzes Monat um die Runden kommen, geht gar nicht. Und, Dominik bräuchte dringend seine Tabletten, doch er bekommt das Rezept nicht mehr, vieles geht gerade schief und viele werden im Regen stehen gelassen. Auch ich konnte nicht eruieren wie Dominik zu seinen dringend notwendigen Tabletten kommen könnte. Ich werde es morgen weiter versuchen, an verschiedenen Stellen. Daniel kommt anschließend noch mit zum Bus und nimmt sich ein paar Dosen mit die er warm machen kann. Vom Wirt zur ew'gen Ruh' geht es weiter zum Schillerpark, dort sagte uns Daniel, wartet jemand auf uns. Wir sind gespannt und fahren direkt hin. Eine Geh Runde durch den Schillerpark offenbart eine kleine Gruppe hinter dem Würstelstand. Ein paar Obdachlose, ein paar Unbekannte, und Udo! Der sich eigentlich noch mit seinen letzten Euro's beim Würstelstand etwas warmes zum essen kaufen wollte, doch die Dame hatte schon zugesperrt. Somit konnten wir Udo nur unsere Jausenecke im Bus anbieten, wo Cabanossi, Fischdosen, Käse usw. gelagert sind. Nachdem mich noch einer der Unbekannten mit dummen Aussagen erniedrigen wollte, gingen wir mit Udo zum Bus. Ein ganzes Sackerl voll gaben wir ihm mit auf seinen Heimgang. Ob wir noch eine Zigarette haben? Nein leider, aber ich gebe dir 3,- aus meiner Privattasche damit Du dir Zigaretten kaufen kannst. Udo war der glücklichste Mensch, Essen, Geld für Zigaretten und er ist guter Stimmung. Wir sind es ebenso und fahren weiter zum Terminal.
Wie immer parken wir bei Gaby, die wieder davon erzählt dass ihr die vorbeigehenden Bettelbanden einfach Dinge wegnehmen, ohne zu fragen. Gaby kann sich natürlich nicht wehren, insofern ist es eine tiefe Erniedrigung für Gaby, weil sie zusehen muss, wie alles einfach mitgenommen wird, ihr gestohlen wird. Wir versorgen Gaby und gehen unsere Terminalrunde. Kommen zuerst zu Elke, die heute gut drauf ist und mit uns ausführlich redet, uns ihre Träume erzählt und sagt, dass sie auf eine Wohnung wartet, seit 2 Jahren. Sie sei gelistet bei der Genossenschaft und würde es dann wohl mithilfe der Wohnbeihilfe zusätzlich zu ihrer Mindestpension finanziell schaffen. Aber es hat sich halt seit 2 Jahren niemand gemeldet von der Genossenschaft. Tja, hier sage ich nichts mehr dazu. Von Elke gehen wir weiter zu Renate, deren extreme Venenentzündungen nun zu einem teilweise Platzen der Venen führte, ihre Beine sind eingewickelt in Verband und sie kann erst Donnerstag zu einem Arzt gehen, der sie anschaut. Eigentlich kann man daran verbluten, warum hier zugewartet werden muss, verstehe ich so überhaupt nicht. Auch erzählt mir Renate noch, dass ein Mann von der Security ziemlich böse mit den Obdachlosen am Bahnhof umgeht, so schreit er lautstark herum, Zitat (das von mehreren Anwesenden bestätigt wurde): "Ihr dreckiges Gesindel schleichts Euch von hier, ihr Abschaum habt hier nichts verloren, ihr Dreckswarzen ihr elendigen ..... (weiter mag ich nicht sagen was sonst noch geschrien wird von diesem Herrn")".
Ich verspreche Renate, aktiv zu werden, solche Beschimpfungen sind ein absolutes NoGo! Also flott Richtung Bus und ab, zum Eingang Hauptbahnhof von wo wir zu den Security's gehen. Nach dem Eintritt verlange ich den Capo und den kenne ich sehr gut aus der Vergangenheit, wir haben schon oft zusammengearbeitet, er hat mich schon oft mitten in der Nacht, 2...3Uhr früh angerufen, weil er wieder einen Obdachlosen irgendwo fand und Hilfe brauchte. Ihm sage ich die mehrmals bestätigten Ausschreie dieses einen besagten Mitarbeiters, und sage auch gleich dazu, dass das ein absolutes NoGo ist, so menschenverachtend geht man mit niemanden um, und solche Sachen was dieser Mensch durch die Gegend schreit, gehen so gar nicht! Der Capo stimmt mir zu und sagt immer wieder "Da mische ich mich nicht ein". Er gibt mir den Namen des Vorgesetzten dieses Schreihalses, den ich in den nächsten Tagen kontaktieren werde und ihm ebenfalls sagen werde, was einer seiner Mitarbeiter so den ganzen Tag herumschreit, denn das muss an die Öffentlichkeit. "Dreckiger Abschaum" sagt niemand zu meinen Schützlingen, das lasse ich nicht zu und werde weitere Schritte überlegen. Wir haben es an der richtigen Stelle deponiert was geschah und jetzt geht es in den nächsten Tagen weiter, wir werden sehen was passiert. Vom Terminal fahren wir auf den Freinberg zu Stefan und Heidi, die in einem Abbruchhaus leben dürfen, bis es abgerissen wird. Stefans Hund ist in der "Küche" eingesperrt, Heidi von ihrem "Heimaturlaub in Niederösterreich" zurück, nur "ihr" Daniel, der hat sich eine andere gefunden und hat Heidi einfach stehen gelassen. Ich bin erstaunt wie gelassen es Heidi nimmt, ich könnte das nicht, denke ich noch. Wir nehmen den großen 50l Kanister mit, um am kommenden Samstag diesen wieder vollgefüllt hier abzugeben. Heidi kommt noch mit zum Bus, sie wünscht sich noch eine Decke und nimmt auch gleich die Unterwäsche für Stefan mit. Süßigkeiten und Getränke geben wir Heidi ebenfalls noch mit, strahlend verabschiedet sich Heidi, ein sonniges Wesen, eine tolle Frau! Vom Abbruchhaus geht es Richtung Gründberg zu Andy, dem es heute sichtlich besser geht. Gestern gab er seinen Lebenslauf und seine Bewerbung in der Voest ab, mal schauen was daraus wird.
Wir sind aber positiv gestimmt und alles wird gut. Mittlerweile ist es 21.30 Uhr und Andy bietet uns Kaffee an, unmöglich um diese Zeit. Wir plaudern noch eine Weile bevor wir dann weiterziehen zum Pleschingersee und zum Fernheizwerk, unsere beiden letzten Stationen für heute. Um 22.20 Uhr setzen wir Sr. Lydia bei ihrer Herberge ab und Stefan und ich fahren ins Lager Ansfelden, wobei wir erst morgen früh den Bus ausräumen werden. So endet eine Linz Tour um 22.40 Uhr mit schönen Erlebnissen und guter Hoffnung, dass vieles wieder gut wird. Hoffentlich! Ich bete dafür. Danke und Gute Nacht